Unternehmensgründung: Die 7 häufigsten Fehler

Ein Unternehmen zu gründen ist einfach. Die Existenzsicherung über Jahre hinweg ist jedoch äußerst schwierig. Die Gründe für das Scheitern von Unternehmen sind fast immer gleich. Damit Sie Ihr Unternehmen erfolgreich führen können, müssen Sie eine Menge Know-how erlernen, damit Sie im Wettbewerb Ihre Existenzsicherung nicht gefährden und am Markt bestehen.
Inhaltsverzeichnis

Dass Jungunternehmer gefährdeter als etablierte Betriebe sind, liegt auf der Hand. Es fehlen die Markterfahrung, die Stammkunden und das unternehmerische Know-how. Einige Betroffene sehen das anders und machen Zahlungsausfälle, Zins- und Abgabenlasten oder andere äußere Faktoren für ihre Krise verantwortlich. Zutreffend ist aber, dass sich kleine Fehler viel eher negativ auswirken.

Was sind die häufigsten Fehler bei der Gründung eines Unternehmens?

Bei der Gründung eines Unternehmens können viele Fehler unterlaufen, die letztlich zu Umsatzeinbußen, ausbleibendem Erfolg und somit zu einer Insolvenz führen können. Umso wichtiger ist es als Gründer, die häufigsten Fehler zu kennen und die eigene Existenz abzusichern. Im Folgenden stellen wir Ihnen die 7 größten Fehler beziehungsweise Risikofaktoren vor, die Ihrem Unternehmenserfolg dauerhaft schaden können.

  1. Finanzierungsmängel
  2. Informationsdefizite
  3. Qualifikationsmängel
  4. Planungsmängel
  5. Familienprobleme
  6. Überschätzung der Betriebsleistung
  7. Äußere Einflüsse

Was verbirgt sich nun hinter diesen eher abstrakten Begriffen? Aus der Praxis heraus lassen sich ganz konkrete Punkte benennen, die viele Unternehmer ihre wirtschaftliche Existenz kosten – oder für Ihren Erfolg sorgen, wenn Sie diese Punkte im Griff haben:

Finanzierungsmängel als Gründungsfehler

Unter den Finanzierungsmängeln ist fehlende Liquidität fatal. Sie müssen vor allem dafür sorgen, immer zahlungsfähig zu bleiben. Der kurzfristige Kapitalbedarf gerade in den ersten Jahren ist in vielen Fällen zu gering angesetzt. Vor allem die Finanzierungsform gilt hierbei als Risikofaktor. Denn die Schwäche, die ein Unternehmen später ins Schleudern bringt ist im Wesentlichen: Zu geringes Eigenkapital.

Die Unternehmen vergessen, dass in Zukunft neben Ersatz-Investitionen auch Neu-Investitionen berücksichtigt werden müssen. Das Kapital für Investitionen muss erwirtschaftet werden. Ansonsten müssen hohe Kredite aufgenommen werden. Dafür verlangen die Banken Sicherheiten, die nicht mehr erbracht werden können, weil die Kapitaldecke einfach zu schwach ist.

Dabei werden die wichtigsten Finanzierungsregeln oft nicht beachtet:

  • “Langfristige Investitionen sind langfristig zu finanzieren und
  • kurzfristige Investitionen sind kurzfristig zu finanzieren.”

Wenn Sie langfristige Kredite mit kurzfristigen Geldmitteln bedienen, dürfen Sie sich nicht wundern, wenn die Existenzsicherung Ihres Unternehmens und Ihrer Familie gefährdet sind und das finanzielle Gleichgewicht aus den Fugen gerät.

Informationsdefizite als Gründungsfehler

Fehlen Ihnen Informationen über Ihren Markt und Ihre Kunden, können Sie Ihr Angebot nicht gezielt vermarkten. Ohne sorgfältige Marktanalysen wird der Markt für Produkte und Dienstleistungen unrealistisch und somit falsch eingeschätzt, was die Existenzsicherung des Unternehmens in Gefahr bringt. Die Folgen der falschen Markteinschätzung:

  • Erwartete Umsätze können nicht realisiert werden.
  • Das Unternehmen verliert seine Wettbewerbsfähigkeit.
  • Der Betrieb verschwindet vom Markt oder wird übernommen.

Führen Sie daher sorgfältige Marktanalysen durch. Gerade der Wettbewerbsanalyse sollten Sie große Aufmerksamkeit schenken: Denn es gibt Gründe dafür, dass der Marktführer in Ihrer Branche mehr verkauft und meistens höhere Gewinne macht, als Ihr Unternehmen. Was macht also Ihr Wettbewerber besser als Sie? Das zeigt Ihnen die Marktanalyse und die Potenzialanalyse.

Qualifikationsmängel als Gründungsfehler

Mängel in der Qualifikation betreffen in der Regel nicht das Fachwissen, denn in Ihrem Fachgebiet sind Sie fit. Aber nur mit sehr guten kaufmännischen Kenntnissen können Sie Geschäfte machen.

Planungsmängel als Gründungsfehler

Ihre Planung zum Unternehmensaufbau war gut, doch jetzt haben Sie keine Zeit mehr, sich damit zu beschäftigen? Dann stellt sich Erfolg nur zufällig ein. 

Systematische Planung und Kontrolle vernachlässigen viele Unternehmen. Sie haben keine Zeit dafür. Und eines Tages rächt sich die Nachlässigkeit. Das Unternehmen ist pleite. Die Existenzsicherung ist dahin. Alle sind überrascht und fragen sich, wie das passieren konnte. Aus diesem Grund ist eine systematische Planung essenziell für Unternehmensgründer.

Die Vorteile systematischer Planung und Kontrolle sind:

  • Vorzeitige Aufdeckung von finanziellen Schwierigkeiten.
  • Konsequente Unternehmens-Steuerung.
  • Rechtzeitiges Gegenlenken, wenn zum Beispiel die Kunden plötzlich beim Wettbewerber kaufen.

Planen Sie immer die Zukunft Ihres Unternehmens mit 2 Varianten:

  • Die beste Lösung (Best case), mit den optimistischen Zahlen und einer guten Umsatzentwicklung.
  • Die schlechteste Lösung (worst case), mit den schlechtesten Zahlen und einem Umsatzeinbruch.

Private Schwierigkeiten als Gründungsfehler

Sie arbeiten wie verrückt, und jetzt macht auch noch Ihr Partner bzw. Ihre Familie Stress, weil Sie keine Zeit mehr für Privates haben?  Gerade in jungen Unternehmen kommt es anfangs sehr häufig zu hohem Zeitdruck, da viele Unternehmer neben dem eigenen Betrieb auch Zeit für die Familie oder Freunde habne möchten. 

Gründe für einen zu hohen Zeitdruck können aber auch sein:

  • Kein oder mangelndes Organisationstalent.
  • Schlechte Qualifikation bei der Einteilung von Mitarbeitern. Es stehen nicht die jeweils besten Leute an bestimmten Plätzen.
  • Nebensächlichkeiten werden häufig durch qualifizierte Arbeiter erledigt. Sodass diese keine Zeit mehr für wichtige Aufgaben haben. 

Sorgen Sie durch organisatorische Verbesserungen und klare Absprachen für Ruhe, und lassen Sie sich den Rücken stärken.

Überschätzung als Gründungsfehler

Wer die Leistungskraft seines Betriebs überschätzt, investiert gerade in der Anfangsphase viel zu viel. Halten Sie Ihre Kosten, vor allem die Fixkosten, so gering wie möglich.

Äußere Einflüsse als Gründungsfehler

Äußere Faktoren – auch in guten Jahren – wie schwindende Kaufkraft, zu schneller technischer Fortschritt, Modewechsel etc. beeinträchtigen Ihr Geschäft. Sorgen Sie rechtzeitig für den Aufbau eines 2. Standbeins.

Wie vermeiden Sie Fehler bei der Unternehmensgründung?

Anhand der zuvor vorgestellten Fehler können nun Handlungsempfehlungen beziehungsweise Präventionsmaßnahmen abgeleitet werden, die Unternehmen dabei helfen, eben diese Fehler zu vermeiden und somit die eigene Existenz zu sichern.

Gründungsfehler Präventionsmaßnahmen
FinanzierungsmängelLiquidität sichern
InformationsdefizitNachfrage ankurbeln
QualifikationsmängelKaufmännisch handeln
PlanungsmängelControlling einsetzen
FamilienproblemeFamilie gezielt einbinden
Überschätzung der BetriebsleistungKosten reduzieren
Äußere Einflüsse

Zweites Standbein aufbauen

Wie vermeiden Sie Finanzierungsmängel bei der Unternehmensgründung?

Liquidität bedeutet „flüssig sein“, also alle fälligen Zahlungen pünktlich leisten zu können. Wenn Sie – auch nur kurzfristig – alle Eigenmittel und Kreditlinien ausgeschöpft haben, sind Sie zahlungsunfähig. Müssen Sie in einer solchen Situation eine Rechnung begleichen, Umsatzsteuer oder Einkommensteuer-Vorauszahlungen abführen oder fällige Zinsen an die Bank zahlen, hilft es Ihnen nichts, wenn Sie im nächsten Monat wieder Einnahmen erwarten.

  • Ihr geschäftlicher Ruf ist ruiniert (Bonitätsabstufung bei Banken, Kreditauskunfteien).
  • Auch andere Gläubiger treiben Forderungen jetzt mit Nachdruck ein, um nicht leer auszugehen.
  • Pfändungen und Zwangsversteigerungen drohen, im schlimmsten Fall müssen Sie Ihr Unternehmen schließen – und privat die Schulden abzahlen.
  • Als Geschäftsführer einer GmbH müssen Sie sogar von sich aus die Insolvenz anmelden, sobald die GmbH zahlungsunfähig ist.

Um dieses Szenario zu vermeiden, brauchen Sie eine jederzeit aktuelle Liquiditätsplanung und ausreichende Mittel, um sich abzeichnende Engpässe zu überbrücken.

Planen Sie Ihre Liquidität mindestens monatsgenau für 1 Jahr im Voraus:

  • Listen Sie alle Einnahmen (= Einzahlungen!) auf, mit denen Sie in einem Monat rechnen.
  • Erfassen Sie alle Ausgaben (= Auszahlungen!) im selben Monat.
  • Ist die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben in einem Monat negativ, müssen Sie in dieser Höhe über Guthaben oder eine freie Kreditlinie verfügen (z.B. Kontokorrentkredit).

Vergessen Sie nicht, das Liquiditätsergebnis in den Folgemonat zu übertragen – das Geld fehlt Ihnen dann ja immer noch bzw. ist überschüssig da. Ergeben sich in Ihrer Planung dauerhaft geringe Liquiditätswerte, die stets etwa gleich hoch sind, liegt das an ungünstigen Terminen für Ein- und Auszahlungen. Das ist kein großes Problem, wenn Sie die Differenz jeweils kurzfristig überbrücken können. Es kostet Sie aber Zinsen. Versuchen Sie deshalb, Auszahlungen einige Tage hinauszuschieben oder Einzahlungen vorzuziehen (z.B., indem Sie Skonto für schnelles Bezahlen gewähren).

Sinkt aber die sich aus Ihrer Planung ergebende Liquidität von Monat zu Monat, haben Sie nicht nur ein Finanzierungsproblem, sondern Sie arbeiten nicht rentabel. Sie müssen entweder Kosten senken oder Einnahmen erhöhen.

Wie vermeiden Sie Informationsdefizite bei der Unternehmensgründung?

Ob in den ersten Monaten Ihrer Selbstständigkeit oder später – es gibt Phasen, da kommen die Kunden nicht wie erwartet. Zwar haben Sie zuvor Ihre Finanzsituation geplant. Doch was, wenn diese Berechnungen auf Annahmen beruhen, die nicht der aktuellen Marktlage entsprechen? Holen Sie in einer solchen Situation schnellstens die Marktforschung nach. Positionieren Sie Ihr Angebot neu, und intensivieren Sie die Werbung.

Zur Neupositionierung müssen Sie sich lediglich folgende Fragen stellen:

  • Wer braucht Ihr Angebot so nötig, dass er bereit ist, Geld dafür auszugeben?
  • Wie viele solcher Kunden können Sie in Ihrem Einzugsgebiet erreichen?
  • Wie groß ist der monatliche Bedarf und wie viel Geld gibt ein Kunde für Ihr Angebot aus?
  • Warum sollte ein Kunde zu Ihnen wechseln und nicht bei der Konkurrenz bleiben?
  • Ist das Marktpotenzial so groß, dass Sie davon auch leben können?
  • Wenn nein: Was können Sie tun, um das Marktpotenzial zu vergrößern?

Für Ihre (Neu-)Positionierung überlegen Sie sich also, welche Not Ihre potenziellen Kunden haben und wie Sie diese – im Gegensatz zu Ihren Konkurrenten – lindern können. Im Beispiel reicht es eben nicht aus, einfach nur Übersetzungen anzubieten. Das tun die anderen auch, und kein Kunde wechselt deshalb zu einem neuen Anbieter. Wenn es Ihnen aber gelingt, dem Kunden einen einzigartigen Vorteil zu versprechen, stehen Ihre Chancen auf Umsatz viel besser.

Indem Sie sich mit einem einzigartigen Angebot auf dem Markt positionieren, gewinnen Sie auch einen hervorragenden Ansatz für Ihre Werbung. Betonen Sie das Besondere an Ihrem Angebot in allen möglichen Werbemitteln und Ihrer persönlichen Kundenakquise.

Welche Fachkenntnisse sind für die Unternehmensgründung erforderlich?

Fachkenntnisse in Ihrem Metier sind eine notwendige Voraussetzung für eine stabile Existenz – aber nicht die einzige. Mindestens genauso wichtig ist, dass Sie kaufmännisches Wissen haben und sich mit den Gepflogenheiten Ihrer Branche auskennen. Sie müssen z.B. wissen,

  • woher Sie die besten Waren oder Informationen bekommen – sonst haben Konkurrenten das attraktivere Angebot,
  • welche Einkaufskonditionen üblich sind – sonst können Lieferanten Sie über den Tisch ziehen,
  • zu welchen Preisen Ihre Produkte/Dienstleistungen absetzbar sind – sonst stimmt Ihre Kalkulation nicht,
  • welche Vorschriften und Einschränkungen für Ihre Tätigkeiten und Ihre Werbung gelten – sonst bekommen Sie Ärger und Abmahnungen,
  • welche steuerlichen Besonderheiten in Ihrer Branche gelten – sonst setzen Sie zu wenig ab,
  • was rechtlich zu beachten ist – sonst trifft Sie im Schadensfall die volle Haftung.

Beispielfall eines gescheiterten Gründers

Ute Unger, begabte Werbegrafikerin, gründete eine Werbeagentur und gewann sofort die ortsansässige Möbelkette – mit 10 Filialen deutschlandweit – als Kunden. Diese beauftragte die Werbeagentur mit der Erstellung einer ganzseitigen Anzeige und Buchung der Anzeige in 10 regionalen Tageszeitungen. Für die Anzeige kalkulierte Ute Unger einen Preis von 4.000 €. Die Schaltkosten betrugen 8.000 € x 10 = 80.000 €, dafür erhielt sie eine Agenturprovision in Höhe von 3 % = 2.400 €. Kurz nach Erscheinen der Anzeigen erfuhr Ute Unger, dass die Möbelkette Insolvenz angemeldet hatte. Sie büßte nicht nur ihr Honorar von 4.000 € ein, sondern musste auch noch die Schaltkosten von 80.000 € tragen – das hat sie ruiniert.

Wie hätte sie das vermeiden können? Ein erfahrener Agenturprofi hätte ihr geraten,

  • entweder keine Anzeigenschaltungen vorzunehmen – denn dann könnten sich die Zeitungsverlage nicht an die Agentur halten, und die 4.000 € Honorarausfall wären gerade noch zu verkraften gewesen,
  • oder – wenn sie auf die Agenturprovision nicht verzichten will und der Kunde Wert auf diesen Service legt – vor der Anzeigenbuchung eine Vorauszahlung der Kosten zu verlangen,
  • und eine Werbeagentur, die Anzeigenschaltungen für Kunden vornimmt, in jedem Fall als GmbH zu führen – dann ist zumindest eine persönliche Haftung ausgeschlossen, wenn keine Bürgschaften bestehen.

Wenn Sie in Ihrer Branche nicht selbst so gut Bescheid wissen, dass Sie die kaufmännischen Gepflogenheiten sowie steuerlichen und rechtlichen Tücken kennen, sollten Sie schnellstens Folgendes tun – auch wenn das etwas kostet, ist das Geld gut investiert:

Sprechen Sie Ihr Unternehmenskonzept noch einmal mit einem Branchenexperten durch. Wenn Sie keinen Experten kennen, kann Ihnen Ihr Branchenverband weiterhelfen (Adressen von Verbänden finden Sie im Internet unter www.verbaende.com).

Im Falle hoher Haftungsrisiken konsultieren Sie einen Rechtsanwalt, der Ihre Verträge mit Kunden und Lieferanten durchleuchtet und haftungsbeschränkende Klauseln einfügt. Klären Sie zudem, ob Sie sich gegen ein mögliches, ggf. branchenspezifisches Haftungsrisiko versichern können.

Wie vermeiden Sie Planungsmängel bei der Unternehmensgründung?

Hand aufs Herz: Wann haben Sie das letzte Mal Ihren zur Existenzgründung aufgestellten Business-Plan aktualisiert? Sie müssen sich die Zeit nehmen, Ihre Planungen mit der Realität abzugleichen und Ihre Ziele zu aktualisieren. Sonst merken Sie erst, wenn es zu spät ist, dass Ihr Unternehmen aus dem Ruder gelaufen ist.

Sind Sie dagegen ständig im Bilde, wie es um Ihr Unternehmen steht, fällt es Ihnen leichter, richtige betriebliche Entscheidungen zu treffen. Überprüfen Sie regelmäßig, mindestens einmal im Monat, vor allem 4 Faktoren:

  • Die Umsatzentwicklung – ist sie positiv, bauen Sie rechtzeitig weitere Kapazitäten auf; ist sie negativ, untersuchen Sie die Gründe und reagieren durch ein anderes Angebot oder bessere Werbung.
  • Die Kosten – wie entwickeln sie sich im Verhältnis zum Umsatz? Reduzieren Sie Ihre Ausgaben, wenn nicht genug Gewinn übrigbleibt.
  • Die Zahlungseingänge – sind alle Rechnungen, die Sie verschickt haben, tatsächlich beglichen worden? Nur durch zeitnahe und konsequente Zahlungserinnerungen und Mahnungen vermeiden Sie Forderungsausfälle in größerem Umfang.
  • Die Produktivität – wie sieht es mit dem Faktor Arbeit durch Zeit aus? Verzetteln Sie selbst oder Mitarbeiter sich nicht durch unproduktive Detailarbeit.

Wie vereinen Sie die Unternehmensgründung und Ihre Familie?

Eine selbstständige Existenz betrifft immer auch das Privatleben. In der Regel haben Sie weit mehr als 40 Stunden Arbeit in der Woche, denn Sie müssen sich neben Inhaltlichem auch um die Organisation und Büroarbeit kümmern, eine intensive Verbundenheit mit Ihrer Tätigkeit – die Grenze zwischen Berufs- und Privatleben zerfließt, größere finanzielle Belastungen als ein Angestellter, denn die regelmäßige monatliche Überweisung entfällt, und Sie müssen Kredite bedienen, aus denen Sie Ihr Unternehmen aufbauen.

Mit den Belastungen gehen aber auch Chancen einher, und Ihre Entscheidungsfreiheit wiegt manchen Ärger auf. So muss das alles kein Problem sein, solange Sie diese Lebensweise mögen und starke Nerven haben – ohne die kommt kein Selbstständiger zurecht. Was aber, wenn Ihr Lebenspartner oder Ihre Kinder sich vernachlässigt fühlen? Oder die finanzielle Unsicherheit nicht ertragen? Dann stehen Sie vor der Wahl, entweder die Selbstständigkeit aufzugeben oder ständig zusätzlichen Druck ertragen zu müssen, der weder Ihnen selbst noch der Beziehung guttut.

Für die Problemlösung gibt es leider kein Patentrezept. Prüfen Sie aber, ob Sie mit folgenden Maßnahmen auf die berechtigten Einwände und Bedenken der Familie eingehen können:

  • Reservieren Sie mindestens einen Abend in der Woche und z.B. den Sonntag fürs Privatleben – das hilft auch Ihnen, wieder Kräfte zu sammeln.
  • Lassen Sie den Jahresurlaub nicht völlig ausfallen. Wenn nicht mal 1 Woche drin ist, haben Sie ein organisatorisches Problem, das Sie lösen müssen. Denn Sie können ja auch mal krank werden.
  • Bei finanziellen Sorgen hilft nur eine transparente Budget-Planung. Erledigen Sie die gemeinsam mit Ihrem Partner. Dadurch weiß er, was Sache ist, und macht sich nicht auch noch unnötige Gedanken.
  • Wenn Kinder im Spiel sind: Kalkulieren Sie Ausgaben für einen Babysitter ein. So hat auch der Partner Freiräume, seinen Interessen nachzugehen – das ist wichtiger als z.B. ein größerer Geschäftswagen!

Wie verhindern Sie zu hohe Kosten bei der Gründung?

Viele Neu-Unternehmer überschätzen gerade in den ersten Monaten und Jahren gleich 2 Faktoren: Zum einen die Erträge, die sie in der Anfangszeit erwirtschaften können, zum anderen den Bedarf an betrieblicher Ausstattung und deren Qualität.

Fatale Folge: Die Investitionen und Fixkosten fallen viel zu hoch aus. Das junge Unternehmen mit zwangsläufig noch geringer Ertragskraft kann das nicht auffangen und rutscht in die roten Zahlen.

Prüfen Sie deshalb vor jeder Anschaffung, ob sie wirklich notwendig ist, ob sie jetzt notwendig ist oder vielleicht noch etwas herausgezögert werden kann, ob es ein Kauf sein muss oder Sie die Sache vielleicht erst einmal mieten und testen können – so vermeiden Sie Fehlinvestitionen, ob ein preiswerteres oder gebrauchtes Modell auch ausreichend ist.

Seien Sie besonders vorsichtig, wenn es um Fixkosten geht – also Ausgaben, die einmal festgelegt, regelmäßig anfallen. Was Sie hier einsparen, wirkt sich Monat für Monat als Erleichterung aus. Übliche Fixkosten sind:

  • Mieten für Geschäftsräume – daran dürfen Sie nicht sparen, wenn Sie auf Laufkundschaft angewiesen sind; ansonsten überlegen Sie, wie repräsentativ die Lage Ihres Büros oder Geschäfts wirklich sein muss – oder ob Sie nicht gar von zu Hause aus arbeiten können. (So etwas lässt sich auch noch nach Monaten ändern, wenn der Spareffekt den Aufwand für den Umzug übersteigt!)
  • Löhne und Gehälter – wenn Sie Mitarbeiter haben, sollten Sie diese auch auslasten. Ansonsten zögern Sie nicht, Mitarbeiter zu entlassen. Sie retten dadurch vielleicht Ihr Unternehmen und damit mindestens Ihren eigenen Arbeitsplatz. Kündigungsschutz besteht übrigens nur, wenn Sie mehr als 10 Mitarbeiter haben.
  • Geschäftswagen – meist geleast oder finanziert. Auch wenn Sie von einem tollen Flitzer träumen, leisten Sie sich ihn besser erst dann, wenn Ihr Unternehmen stabile Erträge abwirft.
  • Versicherungen – versichern Sie sich und Ihr Unternehmen z.B. gegen existenzbedrohende Risiken.
  • Beiträge und Abonnements – brauchen Sie wirklich die Mitgliedschaft in diesem und jenem Verein/Verband? Was bringt Ihnen eine Fachzeitschrift, die Sie abonniert haben?

Wie vermeiden Sie eine Existenzkrise Ihres Unternehmens?

In den Befragungen gaben gescheiterte Unternehmer äußeren Einflüssen die größte Schuld an ihrer Pleite. Angeführt wurden vor allem:

  • Die Bank hat meinen Kontokorrentkredit nicht erweitert und gab mir kein Darlehen für Investitionen.
  • Die Kunden zahlten schlecht, und ich konnte die Forderungsausfälle nicht mehr verkraften.
  • Ich konnte meine Preise am Markt nicht durchsetzen und dadurch nicht rentabel arbeiten.
  • Die Personalkosten waren zu hoch.  In meiner Branche gibt es zu große saisonale Umsatzschwankungen.
  • Der Wettbewerb am Markt verschärft sich durch neue Konkurrenten.
  • Rechtliche Rahmenbedingungen erschweren mein Geschäft, z.B. neue Verbraucherschutzrechte.

Sie wissen bereits, dass äußere Faktoren zwar der Auslöser, nicht aber der Grund für eine Krise sind. Die Faktoren müssen Sie durch ein gezieltes Management und eine strategische Unternehmensplanung in den Griff bekommen

Abschließend sei hier aber noch eine weitere Möglichkeit genannt, wie viele Unternehmer den Weg aus einer Krise finden: Bauen Sie sich ein 2. Standbein auf. Dann sind Sie Markteinflüssen nicht mehr hilflos ausgeliefert. Läuft es in einem Geschäftsbereich schlecht, dienen Einnahmen aus dem anderen zur Überbrückung.

Damit sich der Aufwand in Grenzen hält, sollten Sie das 2. Standbein aus einem Ihr Hauptunternehmen ergänzenden Bereich wählen. Dann können sich beide Bereiche sogar gegenseitig beflügeln.

Beispiele für ein zweites Standbein als Gründer

HauptgeschäftProblem2. Standbein
MarkisenbauerGeschäft nur im Frühling und SommerWintergärten ausgestalten
GebrauchtwarenhändlerGewährleistungspflicht erschwert GeschäftEntrümpelungen als Dienstleistung anbieten
Friseurkein Geld für neue AusstattungTyp-Beratung als Dienstleistung anbieten
WerbegrafikerKunden oder Kleinunternehmen zahlen zu wenigals Freelancer für große Werbeagentur mit hohen Etats arbeiten
Lebensmittel-Einzelhandelhöhere Preise am Markt nicht durchsetzbarLebensmittel-Shop im Internet mit Bring-Service einrichten