Kühlschmierstoffe: Alle Gefahren + Schutzmaßnahmen
- Was sind Kühlschmierstoffe?
- Welche Arten von Kühlschmierstoffen werden unterschieden?
- Welche Gefahren beinhalten Kühlschmierstoffe?
- Schutzmaßnahmen gegen die Gefahren von Kühlschmierstoffen
- Gefährdungsbeurteilung von Kühlschmierstoffen: Gefahren ermitteln
- 6 Schritte: Wie entwickele ich ein Sicherheitskonzept bei Kühlschmierstoffen?
- Wo werden Kühlschmierstoffe eingesetzt?
Was sind Kühlschmierstoffe?
Kühlschmierstoffe sind spezielle Flüssigkeiten oder Emulsionen, die in der Metallbearbeitung eingesetzt werden, um Werkzeuge und Werkstücke während der Bearbeitung zu kühlen und zu schmieren. Ihre Hauptaufgaben bestehen darin, die Reibung zu reduzieren, Wärme abzuführen und Späne wegzuspülen. Wer Kühlschmierstoffe einsetzt, verringert die Verschleißerscheinungen an den Werkzeugen, verlängert die Lebensdauer der Werkzeuge und erzielt eine höhere Qualität der Werkstücke.
Kühlschmierstoffe setzen sich oft aus Mineralölen, Wasser, Emulgatoren, Korrosionsschutzmitteln und Additiven zusammen. Ein großer Vorteil: Kühlschmierstoffe können genau für ihre spezielle Aufgabe zusammengesetzt werden. Bis zu 50 einzelne Komponenten werden zu einem KSS gemischt – abgestimmt z. B. auf die Schnittgeschwindigkeit oder die Bearbeitungstemperatur. Je nach ihrem Zustand werden 3 Arten von KSS unterschieden.
Welche Arten von Kühlschmierstoffen werden unterschieden?
Grundsätzlich handelt es sich bei Kühlschmierstoffen um flüssige Zubereitungen zum Kühlen, Schmieren und Spülen während Fertigungsverfahren der Be- und Verarbeitung. Die Flüssigkeit wird anhand 3 möglicher Eigenschaften eingeteilt:
- Nicht-wassermischbare Kühlschmierstoffe werden so verwendet, wie sie vom Hersteller geliefert werden.
- wassermischbare Kühlschmierstoff-Konzentrate, die mit Wasser auf die Gebrauchskonzentration verdünnt werden müssen.
- wassergemischte Kühlschmierstoff-Verdünnungen, die aus wassermischbaren Konzentraten hergestellt wurden.
Welche Gefahren beinhalten Kühlschmierstoffe?
Die unterschiedlichen Ausgangsstoffe von Kühlschmierstoffen bergen spezielle Gefahren. Einige der Komponenten können gefährlich für Mensch und Umwelt sein oder durch Verschmutzung gefährlich werden, mit vorübergehenden oder sogar bleibenden Auswirkungen.
Beachten Sie daher folgende 8 Risiken von Kühlschmierstoffen:
- Hautreizungen: Wenn Sie in direkten Kontakt mit den KSS kommen, sind Erkrankungen der Haut möglich.
- Augenreizungen: Vermeiden Sie Augenkontakt mit KSS, denn dann kann es zu unterschiedlich heftigen Reizungen der Augen kommen.
- Atemwegsbeschwerden: Wenn Sie Dämpfe oder Aerosole von KSS einatmen, sind oftmals Reizungen und Erkrankungen der Atemwege die Folge.
- Angriff der inneren Organe: Sollten Sie einzelne Bestandteile der KSS über Luft und Haut aufnehmen, können Erkrankungen innerer Organe die Folge sein. So werden beispielsweise Niere und Leber durch Diethylenglykol, oder die Nerven durch Lösungsmittel angegriffen.
- Krebsrisiko: Gefahr besteht auch, wenn Sie mit verschmutzten, durch Mikroorganismen belasteten wassergemischten KSS in Berührung kommen, in denen sich krebserregende Nitrosamine gebildet haben.
- Verschluckungsgefahr: Geringer, aber nicht völlig auszuschließen ist die Gefahr, dass KSS versehentlich verschluckt werden.
- Brand- und Explosionsgefahr: Da die KSS während des Bearbeitens in Bewegung sind und sich erwärmen, werden Dämpfe freigesetzt oder feinste Teilchen versprüht, sodass brennbare oder explosionsfähige Dampf-/Luft-Gemische entstehen können.
- Umweltgefährdung: Außerdem gefährden KSS die Umwelt, wenn sie nicht vorschriftsgemäß entsorgt werden.
Schutzmaßnahmen gegen die Gefahren von Kühlschmierstoffen
Der Schutz der Arbeitnehmer vor den Gefahren von Kühlschmierstoffen ist von hoher Bedeutung. Aus diesem Grund ist eine Gefährdungsbeurteilung zu Beginn der Arbeit, bei der Kühlschmierstoffe eingesetzt werden, eine Verpflichtung.
Um weitere Risiken zu minimieren, sollten folgende Arbeitsschutzmaßnahmen ergriffen werden:
- Schutzausrüstung: Mitarbeiter sollten geeignete persönliche Schutzausrüstung (PSA) tragen, einschließlich Schutzhandschuhen, Schutzbrillen und Atemschutzmasken.
- Hautschutz: Regelmäßige Anwendung von Hautschutzmitteln und das Einhalten von Hygieneregeln, wie das Waschen der Hände nach dem Kontakt, sind essenziell.
- Lüftung und Absaugung: Eine effektive Belüftung und Absaugung in Arbeitsbereichen hilft, die Konzentration von Aerosolen und Dämpfen in der Luft zu reduzieren.
- Schulungen: Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter über den sicheren Umgang mit Kühlschmierstoffen und die Bedeutung der Arbeitsschutzmaßnahmen sind notwendig.
- Überwachung und Wartung: Regelmäßige Überwachung der Kühlschmierstoffe auf mikrobiologische Kontaminationen und deren rechtzeitiger Wechsel tragen zur Gesundheitssicherheit bei.
- Umweltfreundliche Alternativen: Verwendung von biologisch abbaubaren und weniger toxischen Kühlschmierstoffen kann die Umweltbelastung reduzieren.
Gefährdungsbeurteilung von Kühlschmierstoffen: Gefahren ermitteln
Die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV, § 7) und die Biostoffverordnung (BioStoffV, ebenfalls § 7 für nicht gezielte Tätigkeit mit biologischen Arbeitsstoffen) fordern, dass eine fachkundige Person eine Gefährdungsbeurteilung vornimmt und die erforderlichen Informationen ermittelt.
Verantwortlich ist der Unternehmer. In der Praxis wird diese Aufgabe in der Regel an die Sicherheitsfachkraft delegiert. Die Gefährdungsbeurteilung müssen Sie fertigstellen, bevor die Kühlschmierstoffe zum ersten Mal eingesetzt werden. Für eine optimale Gefährdungsbeurteilung sollten Sie sich Unterstützung holen. Beziehen Sie folgende Personen mit in die Gefährdungsbeurteilung ein:
- Hersteller und Lieferanten der Kühlschmierstoffe
- fachkundige Personen im Betrieb und von außerhalb (Berater)
- Betriebsarzt
- Berufsgenossenschaften und Behörden
6 Schritte: Wie entwickele ich ein Sicherheitskonzept bei Kühlschmierstoffen?
Um einen sicheren Umgang mit Kühlschmierstoffen zu gewährleisten, empfiehlt sich die Erarbeitung eines umfassenden Sicherheitskonzeptes, welches die Gefahren von Kühlschmierstoffen deutlich reduziert. Die folgenden 6 Schritte zeigen Ihnen, wie Sie dabei am besten vorgehen:
Schritt 1: Suchen Sie nach Alternativen für Kühlschmierstoffe
Am besten ist es natürlich immer, Gefahren ganz und gar zu vermeiden. Das gilt auch für den Einsatz von KSS. Denn es gibt Alternativen: die Trockenbearbeitung und die Minimalmengenschmierung. Unter bestimmten Bedingungen – z. B. bei neuen Maschinen – können Werkstücke trocken bearbeitet werden, völlig ohne Kühlschmierstoffe. Das ist jedoch nur bei bestimmten spanenden Verfahren möglich. Für die Trockenbearbeitung sind unterschiedliche Varianten denkbar:
- Auf den Kühlschmierstoff wird vollständig verzichtet.
- Flüssiger Schmierstoff wird z. B. durch Graphit ersetzt (Trockenschmierung beim Schleifen).
- Kühlende Gase (z. B. Stickstoff ) ersetzen die flüssigen Kühlstoffe
Schritt 2: Verwenden Sie Kühlschmierstoffe mit geringem Gefahrenpotenzial
Lässt sich der Einsatz von KSS in Ihrem Unternehmen nicht vermeiden, dann
- sollten Sie nach Möglichkeit nur KSS mit einem geringen Gefahrstoffpotenzial verwenden,
- dürfen Sie keine KSS mit verbotenen Komponenten verwenden,
- dürfen Sie keine KSS verwenden, die Bestandteile mit unbekannten Umweltrisiken enthalten,
- sollten Sie den Einsatz von KSS vermeiden, die Stoffe enthalten, für die Verwendungsbeschränkungen existieren.
Beim Einsatz von wassermischbaren und wassergemischten KSS können sich krebserregende Stoffe bilden. Für diese KSS sind Verwendungsbeschränkungen in der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 611 zusammengefasst.
Schritt 3: Organisieren Sie den sicheren Einsatz der Kühlschmierstoffe
Jetzt müssen Sie mithilfe der Informationen aus der Gefährdungsbeurteilung die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen für die Arbeitsprozesse mit KSS in Ihrem Unternehmen ableiten.
Schritt 4: Wie Sie Ihre Kollegen auf Notfälle vorbereiten
Auch wenn Sie alles organisiert haben und die Kollegen gut informiert sind: Völlig ausschließen lassen sich Unfälle leider nicht.
Sie können durch organisatorische Maßnahmen dafür sorgen, dass Ihre Kollegen bei Zwischenfällen und Unfällen schnell und wirkungsvoll handeln und so die Auswirkungen möglichst überschaubar bleiben. An dieser Stelle kommt das Sicherheitsdatenblatt noch einmal ins Spiel: In den Punkten 4 bis 8 finden Sie wichtige Hinweise für Notfallmaßnahmen.
Schritt 5: So prüfen und entsorgen Sie Kühlschmierstoffe sicher
Bei ihrem Einsatz verändern die KSS ihre Eigenschaften: Sie nehmen Schmutz auf und werden dabei durch feste Bestandteile oder chemisch verunreinigt bzw. von Mikroorganismen befallen („verkeimt“). Damit verlieren sie ihre nützlichen Eigenschaften und werden zu einer langfristigen biologischen Gefahr für Mensch und Umwelt.
Entwickeln Sie einen Prüfplan, in dem die „Sollwerte“ für Ihre Kühlschmierstoffe festgehalten sind. Kontrollieren und dokumentieren Sie regelmäßig, ob die Vorgaben eingehalten werden. Fragen Sie auch bei Ihrem KSS-Hersteller nach: Immer mehr Firmen bieten diese Kontrollen inzwischen als Service an.
Können Kühlschmierstoffe nicht mehr verwendet werden, dürfen sie nicht einfach ins Abwasser geleitet werden! Sie haben die Möglichkeit, einen Abfallspezialisten mit der Entsorgung zu beauftragen oder die Abwässer selbst vorzubehandeln. Wassergemischte und nicht-wassermischbare Kühlschmierstoffe müssen voneinander getrennt gesammelt, gelagert und entsorgt werden.
Schritt 6: Informieren Sie Mitarbeiter mit der Betriebsanweisung
Ein bewährtes Mittel, um auf Gefahren aufmerksam zu machen und Mitarbeiter über die erforderlichen Notfallmaßnahmen zu informieren, ist die Betriebsanweisung. Hängen Sie diese dort auf, wo auch mit Kühlschmierstoffen gearbeitet wird und gehen Sie die Betriebsanweisung in Ihrer nächsten Unterweisung durch. Die jährliche Gefahrstoffunterweisung ist Ihre Möglichkeit, die Mitarbeiter für die Gefahr von KSS zu informieren.
Wo werden Kühlschmierstoffe eingesetzt?
Damit beim Drehen, Fräsen, Bohren und Schleifen alles läuft wie geschmiert, werden Kühlschmierstoffe (KSS) eingesetzt. Wenn Sie in der Metallverarbeitung Werkstücke mit spanenden Verfahren bearbeiten oder umformen, kommen Sie auf jeden Fall mit diesen vielseitigen Helfern in Berührung: Rund 80.000 t an Kühlschmierstoff werden jährlich allein in Deutschland verwendet.
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