Gefahrstoffe und Gefahrgut: alle Informationen zusammengefasst

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In Industrieunternehmen gehört es zu den täglichen Aufgaben, mit Gefahrstoffen wie Chemikalien zu arbeiten oder Gefahrgut zu transportieren. Worauf Unternehmen bei Gefahrstoffen und Gefahrgut achten sollten, zeigt dieser Artikel.
Inhaltsverzeichnis

Definition: Was sind Gefahrstoffe?

Gefahrstoffe sind Substanzen oder Gemische, die aufgrund ihrer chemischen oder physikalischen Eigenschaften ein erhebliches Risiko für die Gesundheit von Menschen, Tieren, die Umwelt oder Sachwerte darstellen können.

Diese Stoffe können toxisch, entzündlich, explosiv, ätzend oder radioaktiv sein und erfordern daher besondere Vorsichtsmaßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen im Umgang, bei der Lagerung und während des Transports.

Gefahrstoffe werden durch spezifische gesetzliche Regelungen und internationale Standards klassifiziert und überwacht, um potenzielle Gefahren zu minimieren und den Schutz von Mensch und Umwelt

Beispiele: Was zählt zu Gefahrstoffen? 

Zu den Gefahrstoffen zählen vor allem die diversen Chemikalien, die im industriellen Umfeld genutzt werden, um Waren herzustellen. Die DGUV gibt als weitere Gefahrstoffe ebenfalls die folgenden an: 

  • Holzstaub, 
  • Ottokraftstoff, 
  • Dieselmotoremissionen, 
  • Schweißrauchgase, 
  • Ozon, 
  • Narkosegase.

Radioaktive Stoffe, alle brennbare Flüssigkeiten, Sprengstoffe, ätzende Stoffe sowie Biozide gehören ebenfalls zu den Gefahrstoffen.

Welche gesetzlichen Pflichten müssen Arbeitgeber bei Gefahrstoffen erfüllen?

Der Umgang mit Gefahrstoffen erfordert besondere Sorgfalt und die Einhaltung strenger Vorschriften, um die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten sowie den Schutz der Umwelt zu gewährleisten. Hier sind die wesentlichen Pflichten, die Arbeitgeber bei der Arbeit mit Gefahrstoffen einhalten müssen:

  1. Gefährdungsbeurteilung durchführen: Gemäß § 6 Abs. 1 GefStoffV und § 5 ArbSchG muss eine umfassende Gefährdungsbeurteilung erstellt werden, um potenzielle Risiken zu identifizieren. Die Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilung sind schriftlich zu dokumentieren.
  2. Schutzmaßnahmen ableiten und regelmäßig überprüfen: Schutzmaßnahmen müssen gemäß § 8 GefStoffV abgeleitet und deren Wirksamkeit kontinuierlich überprüft werden. Zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen gehören die Reduktion der Expositionsdauer, die Vermeidung von Kontamination sowie die Minimierung von Gefahrstoffen am Arbeitsplatz.
  3. Gefahrstoffkataster erstellen: Ein vollständiges Gefahrstoffkataster gemäß § 6 Abs. 12 GefStoffV ist erforderlich, um den Überblick über alle verwendeten Gefahrstoffe zu behalten. Zu den Pflichtangaben des Gefahrstoffverzeichnisses gehören die Bezeichnung des Gefahrstoffes, dessen Einstufung sowie Hinweise zur Menge und den Bereichen, in denen die Gefahrstoffe angewendet werden.
  4. Sicherheitsdatenblätter erstellen: Sicherheitsdatenblätter müssen in Übereinstimmung mit den Regelungen im Artikel 31 der REACH-Verordnung und den Anforderungen im Anhang erstellt werden.
  5. Schutzkleidung und Schutzausrüstung bereitstellen: Arbeitgeber sind verpflichtet, gemäß § 7 GefStoffV geeignete Schutzkleidung und Schutzausrüstung bereitzustellen.
  6. Sichere Lagerung und Entsorgung: Die Lagerung und Entsorgung gefährlicher Stoffe muss nach den Vorgaben der TRGS 510 erfolgen.
  7. Betriebsanweisungen für Gefahrstoffe erstellen: Gemäß § 14 GefStoffV sind Betriebsanweisungen für den Umgang mit Gefahrstoffen zu erstellen. Die unmittelbare Zugänglichkeit dieser Anweisungen für Mitarbeiter ist unabdingbar.
  8. Gefahrstoffunterweisungen und Schulungen durchführen: Unterweisungen und Schulungen für Mitarbeiter müssen gemäß § 14 Abs. 2 GefStoffV regelmäßig durchgeführt werden (mindestens einmal jährlich), um den sicheren Umgang mit Gefahrstoffen sicherzustellen.

Diese Pflichten sind vom Arbeitgeber umzusetzen, in der Regel durch ein implementiertes Gefahrstoffmanagement.

Was sind die gesetzlichen Grundlagen für die Tätigkeit mit Gefahrstoffen? 

Die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) gilt als das wichtigste Rechtsinstrument in Deutschland, wenn es um den korrekten und sicheren Umgang mit Gefahrstoffen geht. Das Gesetz kann als umfassendes Regelwerk bezeichnet werden, da es durch seine Vorgaben die Sicherheit bei der Lagerung, beim Kontakt und bei der Verwendung von gefährlichen Chemikalien gewährleistet. 

Die GefStoffV legt ebenfalls Anforderungen an die Ausbildung des Personals, die Kennzeichnung, die Verpackung und den Transport sowie Maßnahmen zum Umweltschutz fest. Darüber hinaus schreibt sie Melde- und Genehmigungsverfahren für bestimmte Tätigkeiten mit gefährlichen Stoffen vor. Sie fördert den sicheren Umgang mit Gefahrstoffen, um die menschliche Gesundheit und die Umwelt vor potenziellen Risiken von Gefahrstoffen zu schützen.

Die GefStoffV basiert auf dem Chemikaliengesetz (ChemG), das die grundlegenden Vorschriften zur Gefahrenabwehr und zur sicheren Handhabung von Chemikalien festlegt.

TRGS für Gefahrstoffe

Die technischen Regeln für Gefahrstoffe (kurz TRGS) sind ebenfalls wichtige rechtliche Grundlagen für die sichere Herstellung, Lagerung und den ordnungsgemäßen Umgang mit Gefahrstoffen. Sie konkretisieren oftmals Vorgaben, die bereits in der Gefahrstoffverordnung festgehalten sind, liefern Handlungsempfehlungen und spezialisieren sich auf spezielle Arbeitsbereiche.

Wie werden Gefahrstoffe gekennzeichnet? 

Die GefStoffV legt im § 4 fest, dass: 

  • Die Kennzeichnung von Stoffen und Gemischen, die in Deutschland in Verkehr gebracht werden, in deutscher Sprache erfolgen muss.
  • Bei gefährlichen unverpackten Stoffen oder Gemischen müssen jeder Liefereinheit geeignete Sicherheitsinformationen oder ein Sicherheitsdatenblatt in deutscher Sprache beigefügt werden. 
  • Biozid-Produkt sind mit einer Zusatzkennzeichnung zu versehen, die die Identität des enthaltenen Organismus, die Einstufung in die Risikogruppe und bei gefährlichen Bioziden ein Symbol für Biogefährdung enthält. 

Seit 2009 gilt in Europa die sogenannte CLP-Verordnung, die die die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen europaweit reguliert. Seit 2017 dürfen Gefahrstoffe und Gemische ausschließlich in Verkehr gebracht werden, wenn sie der CLP-Verordnung oder alternativ der GHS (Globally Harmonized System of Classification, Labelling and Packaging of Chemicals) entsprechen. Piktogramme zeigen die Gefährdung, mögliche Schutzmaßnahmen und den professionellen Umgang mit Gefahrstoffen an. Die Piktogramme erscheinen in einem auf der Spitze stehenden Quadrat mit rotem Rand.

Die folgenden 9 GHS-Symbole und Piktogramme müssen unterschieden werden: 

Gas unter Druck

Ein Behälter enthält Gas unter Druck und kann explodieren. Der Behälter kann entweder tiefkaltes Gas oder Druckgas enthalten
Explosiv / Explosionsgefahr

Aufdruck auf Feuerwerkskörpern oder Munition. Große Gefahr durch Splitter, Feuer und die Sprengwirkung
Oxidierend

Stoffe können den Brand beschleunigen oder einen Brand oder eine Explosion auslösen
Entzündbar

Extrem entzündbare Flüssigkeit oder Gas. Sollte nicht gegen eine offene Flamme oder eine Zündquelle gesprüht werden
Korrosiv / Ätzwirkung

Kann gegenüber Metallen korrosiv sein oder schwere Verätzungen der Augen und der Haut verursachen
Gesundheitsgefahr

Allgemeine Gesundheitsgefahr, kann zu Benommenheit, Hautreizungen, Schläfrigkeit und diversen Gesundheitsschäden führen. Aufdruck beispielsweise auf Waschmittelpackungen. 
Akute Toxizität

Lebensgefahr beim Verschlucken, Hautkontakt oder beim Einatmen
Ernste Gesundheitsgefahr

Kann die Organe schädigen, die Fruchtbarkeit oder ein ungeborenes Kind schädigen oder tödlich sein
Umweltgefährlich

Giftig für Wasserorganismen – Gefahrhinweis beispielsweise auf Kraftstoffen oder Pestiziden
Quelle: CLP-Piktogramme der Europäischen Union

Alles Wichtige zum Gefahrguttransport

Der Gefahrguttransport umfasst den Transport von Materialien, die aufgrund ihrer Eigenschaften eine potenzielle Gefahr für Menschen, Tiere, die Umwelt oder Sachwerte darstellen. Diese Stoffe können explosiv, entzündlich, giftig, ätzend, radioaktiv oder anderweitig schädlich sein.

Der Transport dieser Materialien unterliegt strengen nationalen und internationalen Vorschriften, um Risiken zu minimieren und die Sicherheit zu gewährleisten.

Wann spricht man von Gefahrgut?

Sowohl Gefahrgut als auch Gefahrstoffe bezeichnen Substanzen, die potenziell schädlich sein können. Es gibt jedoch einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Begriffen. Prinzipiell lässt sich sagen, dass sich der Begriff Gefahrgut speziell auf Materialien bezieht, die während des Transports eine Gefahr darstellen, während Gefahrstoffe Materialien sind, die in jeder Situation gefährlich sind.

Kennzeichnung des Gefahrguttransport

Die Kennzeichnung von Gefahrguttransporten ist essenziell, um die Sicherheit während des Transports zu gewährleisten und um im Falle eines Unfalls schnell und effektiv reagieren zu können. Diese Kennzeichnung erfolgt durch standardisierte Symbole, Nummern und Beschriftungen, die klare Informationen über die Art und das Gefahrenpotenzial des transportierten Guts liefern.

Welche Gefahrgutklassen gibt es?

Insgesamt unterscheidet man 9 unterschiedliche Gefahrgutklassen

Wo wird der Transport von Gefahrgut gesetzlich geregelt? 

Die gesetzliche Grundlage für Gefahrguttransporte auf der Straße ist das ADR (Accord européen relatif au transport international des marchandises Dangereuses par Route), das „Europäische Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße“. Es ist ein internationales Basisregelwerk für den Transport von Gefahrgut.

National regelt die „Verordnung über die innerstaatliche und grenzüberschreitende Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße, mit Eisenbahnen und auf Binnengewässern“ (GGVSEB) die Vorschriften für Gefahrguttransporte in Deutschland.