Die richtige Anrede in der geschäftlichen Korrespondenz

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Von „Servus“ bis zu „Sehr geehrte Damen und Herren“: Die Bandbreite der Anreden in der geschäftlichen Korrespondenz ist groß. Nicht immer eignet sich eine saloppe Form, gleichzeitig muss es nicht immer zwingend die höflichste und ausführlichste aller Varianten sein. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, welche Anreden es gibt und wann sich welche Anrede für welche Person eignet. Zudem gehen wir auf die Unterschiede zur englischen Anrede ein und klären die wichtigsten Fragen vom Komma nach der Anrede bis zur Überlegung, ob ein Professor- oder Doktortitel vor oder nach der Grußformel platziert wird.
Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet der Begriff Anrede?

Die Anrede beschreibt eine sprachliche Formel, mit der ein Gespräch begonnen wird – das Gegenüber (der Adressat) wird vom Sender direkt angesprochen. In der geschäftlichen Korrespondenz finden sich vor allem in Geschäftsbriefen und E-Mails verschiedene Formen der Anrede.

Warum ist die richtige Anrede für Unternehmen so wichtig?

Im Unternehmensalltag bestimmt die Anrede eines Briefs oder einer E-Mail die Stimmung, mit der der Empfänger den Inhalt des Schreibens liest. Als Adressat stellen Sie so bereits die Weichen für das, was auf die Anrede folgt.

Wird ein Geschäftsbrief beispielsweise mit der Anrede „Sehr geehrter Herr Mustermann“ eröffnet, lässt das auf einen förmlichen Brief schließen. Eine E-Mail mit der Begrüßungszeile „Hi Max“ hingegen deutet auf ein eher weniger brisantes Thema hin. Ausnahmen bestätigen die Regel – daher ist es wichtig, sich unternehmensseitig Gedanken zu machen, wie Kunden, Lieferanten und andere Personen in offizieller Korrespondenz angesprochen werden.

Welche Anreden eignen sich für die geschäftliche Korrespondenz?

In vielen Unternehmen gibt die Unternehmensführung vor, wie die geschäftliche Korrespondenz auszusehen hat. Dazu zählt auch die Anrede – denn nicht jede Grußformel eignet sich für den Umgang mit internen wie externen beteiligten Personen.

Üblich für die geschäftliche Kommunikation sind die folgenden fünf Anredeformen:

  • Sehr geehrte Frau / Sehr geehrter Herr oder Sehr geehrte Damen und Herren: Die förmliche und klassische Variante, die jeder kennt und benutzt. Gilt in manchem Umfeld als etwas angestaubt, ist allerdings unverfänglich.
  • Guten Tag Herr oder Guten Tag Frau: Diese Anredeform ist ebenfalls eher förmlich und klassisch, aber etwas moderner als die erste vorgestellte Anrede. Lässt sich in der Mehrzahl angemessen, beispielsweise mit „Guten Tag zusammen“ verwenden, ohne zu steif zu wirken.
  • Lieber Herr oder Liebe Frau: Herzliche Variante, die vor allem zum Einsatz kommt, wenn sich Sender und Adressat bereits kennen und gegenseitig schätzen.
  • Hallo Herr oder Hallo Frau: Diese Variante der Anrede kommt vor allem in E-Mails oder Chatnachrichten zum Einsatz, weniger in Geschäftsbriefen. Lockere Form, die sowohl mit dem Vor- als auch Nachnamen funktioniert – zum Beispiel Hallo Erika oder Hallo Frau Mustermann.
  • Hi + Vorname: Die formloseste Anrede, die in der geschäftlichen Korrespondenz üblich ist, meist in Kombination mit dem Vornamen. Wird vor allem unter Kollegen und in Chats verwendet, auch bei schnellen Nachrichten. In Geschäftsbriefen wird Hi quasi nie benutzt.

In bestimmten Regionen gibt es Variationen dieser Anredeformen. So ist es beispielsweise in Bayern nicht unüblich, ein „Servus“ auch in der einleitenden Grußformel zu verwenden. Gleiches gilt für das norddeutsche „Moin“. Anreden wie „Grüß Gott“, die vor allem in christlich geprägten Regionen vorkommen, sollten hingegen in der Geschäftskorrespondenz vermieden werden.

Auch früher übliche Grußformeln wie „Werte/r“ oder „Verehrte/r“ werden heute als Anrede in der geschäftlichen Kommunikation nicht mehr verwendet.

Eine Ausnahme bilden Amtsbezeichnungen. So wird beispielsweise der deutsche Bundeskanzler offiziell mit „Herr Bundeskanzler“ oder eine Bürgermeisterin mit „Frau Bürgermeisterin“ angesprochen. Diese Amtsbezeichnungen sollten daher stets integriert werden.

Wann eignet sich welche Anrede?

Nicht jede Anredeform eignet sich für jeden Anlass. Die folgende Tabelle schlüsselt auf, wann welche Anredeform angemessen ist.

AnredeAnlass / Verwendungsform
Sehr geehrte/r Herr / FrauWenn Sie Ihr Gegenüber nicht kennen oder mehrere unbekannte Personen ansprechen, eignet sich die klassische Form der Ansprache mit “Sehr geehrte/r”. Sobald eine persönliche / geschäftliche Beziehung entstanden ist, ist die Anrede zu förmlich. Die Anredeform “Sehr geehrte/r” funktioniert nur mit dem Nachnamen.
Guten Tag Herr / FrauDiese Anrede ist höflich, förmlich und nicht zu steif zugleich. Sie lässt sich gleichermaßen wie Sehr geehrte/r verwenden. Darüber hinaus ist Guten Tag universal anwendbar, auch bei regelmäßiger Korrespondenz. Kann sowohl mit Vor- als auch Nachnamen kombiniert werden.
Liebe/r Herr / FrauWird sowohl bei Briefen als auch E-Mails verwendet, meist ist eine persönliche Bindung die Voraussetzung, wie zum Beispiel bei Kollegen und engen Geschäftspartnern. Sollte bei einem erstmaligen Kontakt vermieden werden, da Liebe/r als Anrede sehr persönlich ist. Funktioniert mit Vor- und Nachnamen gleichermaßen.
Hallo Herr / FrauWird vor allem in Mails verwendet und gilt dort als Standard. Lässt sich wie Guten Tag mit Vor- und Nachnamen kombinieren.
Hi Herr / FrauNur bei sehr persönlichen Beziehungen. In den meisten Fällen sollte diese Anrede im privaten Umfeld verbleiben und geschäftlich – wenn es locker sein soll – auf ein Hallo ausgewichen werden. Wirkt mit Nachnamen sperrig und sollte ausschließlich, wenn überhaupt, mit Vornamen verwendet werden. 
Servus / Moin / … (regionale Anreden) Herr / FrauRegionale Anreden sollten Sie nur dann verwenden, wenn es das Gesprächsklima hergibt. Krampfhafte Anpassung an das Gegenüber kann zum gegenteiligen Effekt führen. Klar ist auch: Wer mit Kunden & Co. im gleichen regionalen Raum kommuniziert, kann die regionalen Anreden verwenden. Sie ersetzen je nach Begriff die klassischen Anreden wie Guten Tag oder Hallo.

Wie lautet die Anrede bei englischsprachigen Kunden und Geschäftspartnern?

Die englische Ansprache unterscheidet sich von der deutschen Anrede. Üblich sind im Business Englisch die folgenden Formen:

  • Dear Sir or Madam: Das Pendant zu Sehr geehrte Damen und Herren. Wird zum gleichen Anlass verwendet.
  • Dear Mr. / Mrs. / Ms.: Am ehesten zu vergleichen mit dem deutschen Liebe/r. Das veraltete „Miss“ – ähnlich wie „Fräulein“ im Deutschen – wird nicht mehr verwendet.
  • Hello: Die wörtliche Übersetzung des deutschen Hallo.
  • Hi everybody / all: Im Englischen ist Hi geläufiger als im Deutschen und wird vor allem in der Ansprache einer Gruppe auch im geschäftlichen Kontext genutzt.

Kommt nach der Anrede ein Komma?

Die Duden-Regel 132 informiert über die Verwendung von Kommata nach der Anrede. Es muss zwingend ein Komma nach der Anrede gesetzt werden, danach wird klein weitergeschrieben. Alternativ kann ein Ausrufezeichen gesetzt werden – kein Satzzeichen wäre im Sinne der Rechtschreibung falsch. 

Beispiel: Anstatt “Sehr geehrter Herr Mustermann ich freue mich (…)” also “Sehr geehrter Herr Mustermann, ich freue mich (…)”. 

In der Grußzeile zur Verabschiedung hingegen ist es umgekehrt. Dort steht kein Komma.

Beispiel: Anstatt “Viele Grüße, Max Mustermann” also “Viele Grüße Max Mustermann”. 

Wie werden mehrere Personen angesprochen?

Wird mehr als eine Person persönlich in der Anrede angesprochen, können die Empfänger entweder untereinander oder nebeneinander im Geschäftsbrief oder in der Anschrift einer Mail adressiert werden. Bei zwei Empfängern empfiehlt sich die Auflistung nebeneinander, ab dreien untereinander.

Die Reihenfolge richtet sich dabei nach der Hierarchie der Adressaten. Schreiben Sie beispielsweise zwei Geschäftsführer und einen Fachbereichsleiter an, nennen sie die ersten beiden zuerst. Besteht die Geschäftsführung in diesem Beispiel aus einem Mann und einer Frau, wird die Frau zuerst angesprochen.

Muss der Titel mit in die Anrede?

Viele Geschäftspartner – gerade in wissenschaftlichen (zum Beispiel Professor), ärztlichen (zum Beispiel Doktor) oder rechtlichen Bereichen – tragen Titel, die Sie als Zeichen der Wertschätzung ebenfalls erwähnen sollten. Das gilt allerdings nur für akademische Titel wie Professor oder Doktor.

Bachelor, Master oder Diplom werden nicht erwähnt. Schreiben Sie einen Professor an, wird dieser immer ausgeschrieben – beim Doktor ist auch die gängige Abkürzung (Dr.) zulässig. Bei mehreren Titeln einer Person wird nur der höchste genannt, das gilt auch bei mehreren Titeln der gleichen Ebene.

Eine Besonderheit gilt für die Briefadresse: Hier werden alle Titel in Abkürzungen aufgezählt – anstatt “Professor Doktor Erika Mustermann” also beispielsweise „Prof. Dr. Erika Mustermann“.  Diese Feinheiten der Rhetorik werden in der Praxis oft missachtet. Vergessen Sie nicht, die Titel Ihres Gegenübers in der Anrede zu nennen. Ob sie abgekürzt werden oder nicht, ist in der Theorie geregelt, in der Praxis jedoch zweitrangig.

Welche Fehler gilt es bei der Anrede zu vermeiden?

Um von Anfang an einen guten Eindruck zu hinterlassen, sollten Sie ärgerliche und vermeidbare Fettnäpfchen wie das falsche Geschlecht oder die unpassende Anrede umgehen. Achten Sie daher darauf, dass Ihnen die drei folgenden Fehler nicht unterlaufen.

  • Falsches Geschlecht, falsche Namen: Zeigen Sie Ihrem Gegenüber Wertschätzung und kontrollieren Sie, ob der Name richtig geschrieben ist. Gleiches gilt für das Geschlecht.
  • Unpassende Anrede: Ein Beispiel – würden Sie eine Bewerbung ernst nehmen, die mit Hi Max beginnt? Vermeiden Sie unpassende Anreden. Auch ein Sehr geehrter Herr Mustermann ist beispielsweise unpassend, wenn Sie das Gegenüber seit Jahren kennen und schätzen. In diesem Fall würde sich ein weniger förmliches Guten Tag Herr Mustermann empfehlen.
  • Kein Komma: Nach der Anrede steht immer ein Komma – das schreibt der Duden vor.

Welche Regeln gibt die DIN 5008 zur Anrede vor?

Die DIN 5008 gibt Regeln für die geschäftliche Korrespondenz von Anschrift über Schriftgrößen und Leerzeilen bis hin zum Zeilenabstand vor. Auch zur Anrede in Geschäftsbriefen gibt es eine offizielle Regel der DIN 5008: Zwischen Betreff und Anrede müssen stets zwei Leerzeilen liegen, zwischen der Anrede und dem Hauptteil Ihres Briefs liegt wiederum eine Leerzeile.