Exportfinanzierung: alle Möglichkeiten erklärt + Vor- und Nachteile

Die Exportfinanzierung ist ein wesentlicher Bestandteil internationaler Handelsgeschäfte und bezieht sich auf die finanziellen Mechanismen, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Produkte oder Dienstleistungen über nationale Grenzen hinweg zu verkaufen. Dieser Prozess beinhaltet die Sicherung von Mitteln, um die verschiedenen Phasen des Exportgeschäfts abzudecken, angefangen von der Produktion bis hin zur Lieferung an den ausländischen Kunden. Doch welche Formen der Exportfinanzierungen stehen zur Verfügung? Und welche Exportfinanzierung eignet sich für Ihr Unternehmen als bestes?
Inhaltsverzeichnis

Welche Möglichkeiten der Exportfinanzierung stehen Unternehmen zur Verfügung?

Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Möglichkeiten der Exportfinanzierung. Diese unterscheiden sich je nach Höhe, Bezugsdauer und Sicherheit. Zu den häufig eingesetzten Exportfinanzierungen gehören:

Die einzelnen Möglichkeiten der Exportfinanzierung werde ich Ihnen im Folgenden nun näher vorstellen – inklusive Vor- und Nachteile der Finanzierungsinstrumente.

Was ist der Kontokorrentkredit?

Der Kontokorrentkredit repräsentiert einen zeitlich begrenzten und finanziell limitierten Kredit, der von einem Finanzinstitut auf einem Girokonto gewährt wird, um kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Die Inanspruchnahme dieses Kredits erfolgt ohne vorherige Ankündigung und ermöglicht eine jederzeitige sofortige Rückzahlung.

Im Kontext von Privatpersonen ist diese Form des Kredits auch als Dispositionskredit oder einfach “Dispo” bekannt. In der praktischen Anwendung gilt der Kontokorrentkredit wahrscheinlich als die kostspieligste Option, weshalb eine regelmäßige Nutzung nicht empfohlen wird. Trotzdem wird er in der Praxis häufig in Anspruch genommen.

Was sind die Vorteile des Kontokorrentkredites?

Zu den Vorteilen des Kontokorrentkredites gehören unter anderem:

  1. Sofortige Liquidität: Der Kontokorrentkredit ermöglicht Unternehmen und Privatpersonen den sofortigen Zugriff auf finanzielle Mittel, um kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken.
  2. Flexibilität: Die Möglichkeit, den Kreditbetrag je nach Bedarf abzurufen, verleiht dem Kontokorrentkredit eine hohe Flexibilität. Dies macht ihn besonders geeignet für unvorhergesehene Ausgaben oder schwankende Finanzbedürfnisse.
  3. Einfache Abwicklung: Im Vergleich zu anderen Kreditformen gestaltet sich die Abwicklung des Kontokorrentkredits unkompliziert. Der Kreditnehmer kann ohne langwierige Antragsprozesse auf die bereitgestellten Mittel zugreifen.

Was sind die Nachteile des Kontokorrentkredites?

Zu den Nachteilen zählen vor allem:

  1. Hohe Kosten: Der Kontokorrentkredit ist in der Regel kostenintensiver als langfristige Finanzierungsoptionen. Die Zinsen können beträchtlich sein, was ihn bei regelmäßiger Inanspruchnahme zu einer teuren Variante macht.
  2. Versuchung zur Übernutzung: Die leichte Abrufbarkeit des Kreditbetrags kann dazu verleiten, den Kontokorrentkredit zu häufig zu nutzen. Dies kann zu einer langfristigen Verschuldung führen und die finanzielle Stabilität beeinträchtigen.
  3. Kurzfristige Laufzeit: Die typischerweise kurze Laufzeit des Kontokorrentkredits erfordert eine zeitnahe Rückzahlung. Dies kann zu zusätzlichem Druck auf die Liquiditätsplanung führen, insbesondere wenn sich die finanzielle Situation nicht wie erwartet entwickelt.

Wie funktioniert die Forfaitierung?

Bei der Forfaitierung, insbesondere bei größeren Beträgen, erfolgt der Verkauf einer Forderung an einen neuen Gläubiger. Es gibt zwei grundlegende Arten der Forfaitierung:

  1. Unechte Forfaitierung: Im Falle eines Forderungsausfalls kann der neue Gläubiger Schadenersatzansprüche gegenüber dem Verkäufer der Forderung geltend machen.
  2. Echte Forfaitierung: Bei der echten Forfaitierung übernimmt der neue Gläubiger das gesamte Bonitätsrisiko. Falls der Schuldner nicht zahlen kann, ist nur der Käufer der Forderung betroffen.

Damit eine Forderung an einen Dritten abgetreten werden darf und dieser die Abtretung akzeptiert, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein: Die Bonität des Schuldners muss einwandfrei sein, und die Forderung muss auf eine Hartwährung (z. B. Euro, US-Dollar) ausgestellt sein. Zusätzlich muss die Forderung abtretbar sein und frei von Rechten Dritter sein.

Was sind die Vorteile der Forfaitierung?

Forfaitierung bietet Unternehmen folgende Chancen:

  1. Risikominderung: Die Forfaitierung bietet eine umfassende Risikodeckung, da das Finanzinstitut das politische, wirtschaftliche und transferbedingte Risiko übernimmt. Dies schützt Exporteure vor Zahlungsausfällen und Unsicherheiten im internationalen Handelsumfeld.
  2. Langfristige Finanzierung: Im Vergleich zu anderen Exportfinanzierungsinstrumenten ermöglicht die Forfaitierung längere Laufzeiten, die sich über mehrere Jahre erstrecken können. Dies ist besonders vorteilhaft für Exportgeschäfte mit längeren Zahlungszielen.
  3. Stabile Liquidität: Exporteure erhalten durch die Forfaitierung eine sofortige Liquidität, da sie ihre Forderungen an das Finanzinstitut verkaufen. Dies trägt dazu bei, den Cashflow zu stabilisieren und finanzielle Engpässe zu vermeiden.

Was sind die Nachteile der Forfaitierung?

Mit folgenden Risiken müssen Unternehmen bei der Forfaitierung rechnen:

  1. Kostenfaktor: Die Forfaitierung ist mit bestimmten Kosten verbunden, einschließlich Zinsen und Gebühren. Diese Kosten können höher sein als bei kurzfristigen Finanzierungsmethoden, was die Gesamtkosten des Exportgeschäfts beeinflusst.
  2. Komplexität: Der Prozess der Forfaitierung kann komplex sein und erfordert eine genaue Dokumentation. Exporteure müssen sich mit den spezifischen Anforderungen und Verfahren vertraut machen, um eine reibungslose Abwicklung zu gewährleisten.
  3. Nicht für alle Geschäfte geeignet: Die Forfaitierung ist möglicherweise nicht für alle Exporttransaktionen geeignet, insbesondere wenn es um kleinere Geschäfte oder solche mit geringem Risiko geht. In solchen Fällen könnten einfachere Finanzierungsoptionen bevorzugt werden.

Was versteht man unter Factoring?

Beim Factoring, insbesondere bei geringeren Beträgen, überträgt ein Unternehmen fortlaufend seine Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen an ein Factoring-Institut. Durch diesen Prozess erlangt das Unternehmen unmittelbar Liquidität aus seinen ausstehenden Forderungen. Im Vergleich zur Forfaitierung gibt es folgende Unterschiede:

  1. Factoring bezieht sich in der Regel auf zukünftige Forderungen.
  2. Die Laufzeit des Factoring ist üblicherweise kurz (im Gegensatz zur Forfaitierung, die auch bis zu 10 Jahre betragen kann).

Durch Factoring kann ein Unternehmen somit schnell auf seine finanziellen Mittel zugreifen und gleichzeitig die Verwaltung von Forderungen effizient gestalten.

Was sind die Vorteile vom Factoring?

Diese Vorteile bietet das Factoring:

  1. Schnelle Liquidität: Factoring ermöglicht Exporteuren eine rasche Freisetzung von Liquidität, indem sie ihre ausstehenden Forderungen an ein Factoring-Unternehmen verkaufen. Dies ist besonders nützlich, um Zahlungsverzögerungen zu überbrücken.
  2. Risikominderung: Durch den Verkauf der Forderungen übernimmt das Factoring-Unternehmen das Ausfallrisiko. Dies schützt Exporteure vor Zahlungsausfällen durch ihre internationalen Kunden, da das Factoring-Unternehmen das Kreditrisiko trägt.
  3. Verbesserte Planungssicherheit: Factoring schafft eine verlässliche Finanzierungsquelle, die es Exporteuren ermöglicht, besser zu planen und ihre Cashflow-Situation zu stabilisieren. Die vorhersehbaren Zahlungsströme erleichtern die langfristige Finanzplanung.

Was sind die Nachteile vom Factoring?

Diese Nachteile gehen mit Factoring einher:

  1. Kostenfaktor: Factoring ist mit bestimmten Kosten verbunden, einschließlich der Factoring-Gebühren. Dies kann die Gesamtkosten der Exportfinanzierung erhöhen und sollte sorgfältig in die Kalkulation einbezogen werden.
  2. Abhängigkeit vom Factoring-Unternehmen: Exporteure sind in gewissem Maße von den Entscheidungen und Prozessen des Factoring-Unternehmens abhängig. Dies könnte zu Einschränkungen oder Veränderungen in der Kundenbeziehung führen.
  3. Nicht für alle Exportgeschäfte geeignet: Factoring eignet sich möglicherweise nicht für alle Exporttransaktionen, insbesondere wenn es um sehr komplexe oder großvolumige Geschäfte geht. In solchen Fällen könnten andere Finanzierungsmethoden möglicherweise besser geeignet sein.

Was ist der Wechseldiskontkredit?

Ein Wechseldiskontkredit bezeichnet den Erwerb eines Wechsels durch die Bank des Kunden. Der Wechsel fungiert als Instrument im Zahlungsverkehr und stellt eine unbedingte Zahlungsanweisung in Form einer Urkunde dar. Neben seiner Funktion als Zahlungsmittel dient der Wechsel oft auch als Sicherheit. Der Kunde erhält den Betrag des Wechsels abzüglich Zinsen, Provisionen und Spesen gutgeschrieben. Die Tilgung des Kredits erfolgt in der Regel nicht durch den Kreditnehmer selbst, sondern durch den im Wechsel genannten Bezogenen.

Die Laufzeit eines Wechseldiskontkredits überschreitet in der Regel selten 90 Tage und bietet somit eine kurzfristige Finanzierungslösung.

Was sind die Vor- und Nachteile des Wechseldiskontkredites?

Folgende Vor- und Nachteile weist der Wechseldiskontkredit für Unternehmen auf:

VorteileNachteile
Kurzfristige FinanzierungBerücksichtigung von Diskontsätzen
Standardisierte LaufzeitBegrenzte Flexibilität

Was ist der Bestellerkredit?

Der Bestellerkredit wird alternativ auch oft als gebundener Finanzkredit bezeichnet, da seine Vergabe stets an ein spezifisches Exportgeschäft gebunden ist. Diese gebundenen Kredite werden dem Käufer von einem Kreditinstitut, sprich dem Importeur, zur Verfügung gestellt.

Der Zweck des Bestellerkredites liegt darin, dass der Käufer seine Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Exporteur (Lieferanten) erfüllen kann. Dies erfolgt oft durch eine Absicherung der Bestellerkredite durch die Hermes Kreditversicherung AG und häufig auch durch eine Zahlungsgarantie eines Kreditinstituts.

Was ist das Akkreditiv?

Ein Akkreditiv, auch als Letter of Credit (LC) bekannt, ist ein Finanzinstrument, das von einer Bank ausgestellt wird und als verbindliche Zahlungszusage für einen internationalen Handelstransfer dient. Es fungiert als Sicherheitsmechanismus für sowohl den Verkäufer als auch den Käufer in einem grenzüberschreitenden Geschäft.

In einem Akkreditiv verpflichtet sich die Bank des Käufers, eine bestimmte Geldsumme an die Bank des Verkäufers zu zahlen, vorausgesetzt, dass der Verkäufer die im Akkreditiv festgelegten Bedingungen erfüllt. Diese Bedingungen können verschiedene Aspekte des Handelsgeschäfts abdecken, darunter Lieferfristen, Qualitätsstandards und Dokumentation.

Was sind die Vorteile vom Akkreditiv?

Folgende Vorteile verspricht ein Akkreditiv:

  1. Sicherheit für den Verkäufer: Das Akkreditiv bietet dem Verkäufer eine hohe Sicherheit, da die Zahlung durch die Bank des Käufers garantiert ist, vorausgesetzt, die vereinbarten Bedingungen werden erfüllt.
  2. Risikominimierung: Sowohl Käufer als auch Verkäufer können ihre Risiken minimieren. Der Käufer erhält die Ware erst, wenn die Bedingungen des Akkreditivs erfüllt sind, während der Verkäufer sicher sein kann, dass er erst bezahlt wird, wenn er die Anforderungen erfüllt hat.
  3. Internationale Geschäfte erleichtern: Durch die Nutzung eines Akkreditivs wird der Handelsprozess in internationalen Geschäften vereinfacht, da es als verbindliche Vereinbarung zwischen den beteiligten Banken und Parteien fungiert.
  4. Flexibilität für den Käufer: Der Käufer kann die Ware erhalten, bevor er bezahlt hat, solange er die Bedingungen des Akkreditivs erfüllt. Dies ermöglicht Flexibilität und erleichtert den Handel.

Was sind die Nachteile vom Akkreditiv?

Mit folgenden Nachteilen haben Unternehmen bei Akkreditiv zu rechnen:

  1. Kosten: Die Nutzung von Akkreditiven ist mit bestimmten Kosten verbunden, einschließlich Gebühren von Banken für die Ausstellung und Bearbeitung sowie potenziell höheren Kosten für den Käufer.
  2. Komplexität: Der Prozess der Einrichtung und Überprüfung von Akkreditiven kann komplex sein, insbesondere für kleine Unternehmen. Es erfordert genaue Einhaltung der Bedingungen, um die Zahlung zu gewährleisten.
  3. Bürokratischer Aufwand: Der Einsatz von Akkreditiven erfordert eine umfassende Dokumentation und bürokratische Abwicklung, was zu Zeitverzögerungen führen kann, insbesondere wenn die Dokumente nicht sofort den Anforderungen entsprechen.
  4. Abhängigkeit von Banken: Beide Parteien sind stark von den beteiligten Banken abhängig. Wenn es zu Verzögerungen oder Problemen seitens der Banken kommt, kann dies den Handelsprozess beeinträchtigen.

Was ist das Dokumenteninkasso?

Das Dokumenteninkasso ist eine Form der Zahlungsabwicklung im internationalen Handel, bei der die Bank des Exporteurs (Verkäufers) anstelle einer direkten Zahlung vom Importeur (Käufer) die Dokumente in Zusammenhang mit der Lieferung der Waren gegen Zahlung oder Akzeptanz bereitstellt. Dieser Prozess bietet eine gewisse Flexibilität im Vergleich zu anderen Zahlungsmethoden.

Was sind die Vorteile vom Dokumenteninkasso?

Das sind die Vorteile des Dokumenteninkassos:

  1. Mittlerer Sicherheitsgrad: Das Dokumenteninkasso bietet eine gewisse Sicherheit für beide Parteien. Der Exporteur behält die Kontrolle über die Versanddokumente, während der Importeur die Ware vor Bezahlung begutachten kann.
  2. Flexibilität für den Importeur: Im Vergleich zu einem Akkreditiv bietet das Dokumenteninkasso dem Importeur mehr Flexibilität, da die Zahlung erst erfolgt, wenn die Dokumente akzeptiert oder gezahlt wurden. Dies kann für Unternehmen mit bereits etabliertem Vertrauensverhältnis vorteilhaft sein.
  3. Reduzierte Kosten: Das Dokumenteninkasso kann in der Regel kostengünstiger sein als ein Akkreditiv, da die Gebühren tendenziell niedriger sind und weniger komplexe Transaktionen erforderlich sind.
  4. Einfachere Abwicklung: Der bürokratische Aufwand ist im Vergleich zu anderen Zahlungsmethoden oft geringer, was die Abwicklung insgesamt einfacher macht, insbesondere für kleinere Unternehmen.

Was sind die Nachteile vom Dokumenteninkasso?

Hier folgen nun die Nachteile des Dokumenteninkassos:

  1. Gemäßigte Sicherheit für den Exporteur: Im Vergleich zum Akkreditiv bietet das Dokumenteninkasso dem Exporteur möglicherweise weniger Sicherheit, da die Bank des Importeurs nur die Dokumente und nicht die Zahlung garantiert.
  2. Risiko des Nichtzahlens: Es besteht das Risiko, dass der Importeur die Zahlung verweigert, selbst wenn die Dokumente ordnungsgemäß übergeben wurden. Dies könnte zu Unsicherheiten und finanziellen Verlusten für den Exporteur führen.
  3. Komplexität der Dokumentation: Obwohl weniger komplex als Akkreditive, erfordert das Dokumenteninkasso dennoch genaue Dokumentation, um sicherzustellen, dass die Zahlung ordnungsgemäß erfolgt.
  4. Abhängigkeit von der Zusammenarbeit der Banken: Der erfolgreiche Abschluss des Dokumenteninkassos hängt von der reibungslosen Zusammenarbeit der Banken des Exporteurs und Importeurs ab. Probleme oder Verzögerungen können den Zahlungsprozess beeinträchtigen.