Boreout

Wie Arbeitgeber effektiv mit Boreout im Unternehmen umgehen: Anzeichen, Risiken & Prävention

Boreout, das Syndrom der chronischen Unterforderung, ist eine stille, aber gravierende Herausforderung für Unternehmen und Führungskräfte. Oft unbemerkt, aber keineswegs weniger belastend als Überforderung, kann Boreout sowohl die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter als auch die Leistung Ihres Unternehmens erheblich beeinträchtigen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Boreout frühzeitig erkennen, welche Risiken es birgt und wie Sie präventiv dagegen vorgehen können. Wir geben Ihnen wertvolle Hinweise, um die Symptome von Unterforderung zu identifizieren und Ihrem Team zu helfen, das Gefühl von Sinn und Wertschätzung in ihrem Job wiederzufinden. So stärken Sie nicht nur die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter, sondern auch den Erfolg und das Wohlbefinden Ihres Unternehmens.
Inhaltsverzeichnis

Definition: Was ist ein Boreout?

Der Begriff Boreout stammt aus dem Englischen und beschreibt einen Zustand dauerhafter Unterforderung im beruflichen Umfeld. Boreout lässt sich in etwa als „ausgelangweilt sein“ übersetzen. Menschen, die von diesem Syndrom betroffen sind, erleben ihren Arbeitsalltag demnach häufig als sinnentleert, monoton und reizarm. Das ständige Gefühl von Langeweile, fehlenden Herausforderungen und nicht genutzten Fähigkeiten kann sich langfristig negativ auf die Gesundheit und Motivation auswirken.

Ist das Boreout-Syndrom eine anerkannte Krankheit?

Das Boreout-Syndrom wird häufig missverstanden und auf bloße Langeweile im Job reduziert. In der Folge stoßen Betroffene nicht selten auf Unverständnis. Die medizinische Fachwelt erkennt das Syndrom bislang nicht offiziell als eigenständige, psychische Erkrankung an, was die Situation für unterforderte Arbeitnehmer zusätzlich erschwert.

Symptome: Wie erkenne ich einen Boreout?

Die Symptome des Boreouts ähneln oft denen eines Burnouts. Genau das macht es für viele Menschen so schwierig, das Problem richtig zu deuten. Wer sich über längere Zeit unterfordert, belastet oder innerlich leer fühlt, sollte auf bestimmte Warnsignale achten, die auf ein Boreout-Syndrom hinweisen können.

Typische Symptome eines Boreouts sind:

  • anhaltende Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit
  • Schlafstörungen und Schwierigkeiten beim Abschalten
  • mangelnde Konzentration bei der Erledigung von Aufgaben
  • erhöhte Infektanfälligkeit und körperliche Belastungssymptome
  • unspezifische Beschwerden wie Magenprobleme, Schwindel, Tinnitus
  • häufige Kopf- und Rückenschmerzen ohne klare körperliche Ursache
  • ein erhöhtes Maß an Reizbarkeit oder Aggression
  • deutlich erkennbares Desinteresse an der Arbeit und am Arbeitsplatz
  • Rückzug aus dem sozialen Umfeld und beginnende Depressionen

Diese Symptome sind Ausdruck eines inneren Konflikts: Zwischen dem Wunsch, Leistung zu erbringen, und dem Gefühl, nicht gebraucht oder gesehen zu werden. Die Betroffenen erleben ihren Job als sinnlos und empfinden die täglichen Aufgaben als monoton, ohne echte Herausforderung oder Wertschätzung. Daraus entsteht eine stille Form von Stress, die auf Dauer schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.

Was ist der Unterschied zwischen Burnout und Boreout?

Die Symptome ähneln sich häufig, doch die Auslöser und der berufliche Kontext sind grundverschieden. Während ein Burnout durch chronische Überforderung, hohen Stress und anhaltende Belastung entsteht, liegt die Ursache eines Boreouts in dauerhafter Unterforderung, Langeweile und fehlendem Sinn bei der Arbeit.

Beide Syndrome können zu psychischer und körperlicher Erschöpfung führen: beim Burnout durch zu viel, beim Boreout durch zu wenig.

Ursachen: Wodurch entsteht ein Boreout?

Ein Boreout entwickelt sich häufig schleichend und kann verschiedene Ursachen haben, die sich im beruflichen Alltag überlagern. Die drei grundlegenden Ursachen von Boreout sind:

  1. Unterforderung (fehlende geistige Herausforderung im Arbeitsalltag)
  2. Unternehmenskultur (strukturelle Defizite und mangelnde Wertschätzung)
  3. Unzufriedenheit (psychische Belastung durch ungelöste innere Konflikte)

Boreout Ursache 1: Unterforderung

Bei der Entwicklung eines Boreouts ist die fachliche als auch emotionale Unterforderung zentral. Wenn Mitarbeiter dauerhaft Aufgaben übernehmen, die weder ihren Fähigkeiten noch ihrem Qualifikationsniveau entsprechen, entsteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem eigenen Leistungspotenzial und den tatsächlichen Anforderungen im Job. Die Diskrepanz zwischen dem, was der Mitarbeiter eigentlich leisten kann und dem, was der Arbeitgeber von ihm verlangt, führt unter Umständen zu großer Frustration. Empfindet der Arbeitnehmer die Arbeitsvorgänge als zu monoton oder zu leicht, ist durch die Fehlbelastung ein Boreout möglich.

Boreout Ursache 2: Unternehmenskultur

Ein weiterer, typischer Auslöser für ein Boreout ist das Fehlen von sinnvollen Herausforderungen im Arbeitsplatzalltag. Wer sich über längere Zeit unterfordert oder austauschbar fühlt, entwickelt leicht das Gefühl, dass seine Arbeit keinen echten Sinn hat. Hinzu kommen strukturelle Faktoren wie:

  • mangelndes Feedback von Vorgesetzten
  • fehlende Anerkennung
  • unklare Zuständigkeiten
  • unausgewogene Aufgabenverteilung

Gerade wenn betroffene Menschen ihre Situation nicht offen ansprechen, weil sie Angst vor negativen Konsequenzen oder einer Kündigung haben, verschärft sich das Problem häufig still und heimlich.

Boreout Ursache 3: Unzufriedenheit

Fehlen Wertschätzung, echte Leistungsanreize und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, empfinden viele Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz als Quelle von Stress statt Motivation. Über einen längeren Zeitraum hinweg können sich daraus ernsthafte Auswirkungen auf die psychische Gesundheit ergeben.

In vielen Fällen bleibt das Boreout jedoch lange unentdeckt, da die Symptome subtil und schwer zuzuordnen sind. Für Arbeitgeber ist es daher entscheidend, frühzeitig Warnsignale zu erkennen und das Gespräch mit Betroffenen zu suchen.

Anzeichen: Wie können Arbeitgeber Warnsignale eines Boreouts erkennen?

Ein Boreout ist für Arbeitgeber und Vorgesetzte oft schwer zu erkennen. Denn, aus Scham oder der Angst vor Anerkennungsverlust, einer möglichen Kündigung oder dem Vorwurf mangelnder Leistungsbereitschaft versuchen viele Menschen, ihre Unzufriedenheit im Job zu verbergen. Dennoch gibt es typische Verhaltensmuster, die auf eine dauerhafte Unterforderung und Langeweile am Arbeitsplatz hinweisen können.

Mögliche Anzeichen für Boreout bei Mitarbeitern sind:

  • Aufgaben werden unnötig in die Länge gezogen
  • der Mitarbeiter betont wiederholt, besonders ausgelastet zu sein
  • es werden regelmäßig Überstunden gemacht – trotz geringem Arbeitsvolumen
  • die betroffene Person wirkt beschäftigt, zeigt jedoch wenig Produktivität
  • Arbeitszeit wird häufig für private Themen oder Organisation genutzt

Ein Boreout äußert sich meist nicht durch ein einzelnes Verhalten, sondern durch eine Kombination aus mehreren dieser Anzeichen. Wenn sich diese über einen längeren Zeitraum beobachten lassen, sollten Arbeitgeber aufmerksam werden. Solche Muster können Hinweise auf eine ernstzunehmende Situation sein, die sich negativ auf die Gesundheit, das Leistungsniveau und das gesamte Arbeitsklima auswirken kann. In diesem Fall ist es ratsam, das Gespräch mit dem Mitarbeiter zu suchen.

Tipps: Wie sollten Arbeitgeber mit dem Boreout eines Mitarbeiters umgehen?

Ein Boreout bleibt oft lange unentdeckt. Dabei betreffen die Auswirkungen nicht nur die Betroffenen, sondern auch das gesamte Unternehmen. Sinkende Mitarbeiterzufriedenheit, geringere Leistung und steigende Fluktuationskosten können langfristig zur Belastung für Arbeitgeber werden. Umso wichtiger ist es, bei ersten Warnsignalen aktiv zu werden.

Infografik zur Veranschaulichung der Risiken von Boreout und Tipps, wie Arbeitgeber mit Boreout im Unternehmen umgehen sollten. Dazu werden die im Text enthaltenen Informationen grafisch dargestellt.
Infografik: Was sind die Risiken von Boreout? (mit Tipps, wie Arbeitgeber mit Boreout im Unternehmen umgehen sollten)

Führen Sie frühzeitig ein persönliches Gespräch, um die Situation offen und wertschätzend zu klären. So zeigen Sie, dass Sie die gesundheitlichen Risiken und die Herausforderung ernst nehmen. Besonders wichtig ist hierbei, dass Sie Vertrauen schaffen:

  • Zeigen Sie Verständnis und signalisieren Sie, dass Sie an einer gemeinsamen Lösung, für die bisher unzufriedenstellende Situation, interessiert sind.
  • Nehmen Sie dem Mitarbeiter die Furcht vor einer Kündigung.
  • Überlegen Sie gemeinsam, welche Möglichkeiten es gibt, der Unterforderung bei der Arbeit entgegenzuwirken. Ein regelmäßiger Austausch ist essenziell, um passende Aufgaben zu finden und Befindlichkeiten zu kommunizieren.

Teufelskreis und innere Kündigung bei Boreout

Einmal im Boreout gefangen, geraten viele Betroffene in eine gefährliche Abwärtsspirale. Sinkt die Zufriedenheit am Arbeitsplatz, verstärken sich die Symptome des Boreout-Syndroms häufig noch. Das permanente Gefühl der Sinnlosigkeit und die chronische Unterforderung führen dazu, dass sich Mitarbeiter zunehmend zurückziehen. Dieser innere Rückzug kann in eine sogenannte „innere Kündigung“ münden, bei der zwar noch körperliche Anwesenheit besteht, aber jede Leistung, Motivation und Identifikation mit dem Job fehlt.

Prävention: Wie kann Boreout im Unternehmen vorgebeugt werden?

Da ein Boreout ernsthafte Folgen für den Mitarbeiter und das Unternehmen haben kann, sollten Sie dem rechtzeitig entgegenwirken. Die drei wesentlichen Präventionsmaßnahmen sind:

  1. optimierter Recruiting-Prozess
  2. Mitarbeitergespräche (Jahresgespräch, Halbjahresgespräch)
  3. Gefährdungsbeurteilung

1. Boreout Prävention im Recruiting-Prozess

Die Prävention beginnt optimalerweise bereits im Recruiting-Prozess. Hierbei sollten Sie neben passenden Einstellungskriterien und Qualifikationen auch die Vorstellungen und Wünsche des Kandidaten berücksichtigen. Zeigen Sie dem Bewerber auch die möglichen Entwicklungsperspektiven im Job auf. So ist sichergestellt, dass er weiß, was ihn erwartet. Dann kann er sein Potenzial im Unternehmen bestmöglich ausschöpfen.

2. Mitarbeitergespräche zur Boreout Prävention

Zusätzlich können regelmäßige Gespräche zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer einem Boreout vorbeugen. Wichtig ist, dass das Feedback von beiden Seiten erfolgt und die Unternehmenskultur bestenfalls Ehrlichkeit und Vertrauen vermittelt. So können Sie regelmäßig untersuchen, ob die Aufgaben noch immer zum Mitarbeiter passen und ihn die Arbeit ausreichend fordert. Gleichzeitig geben Sie dem Mitarbeiter die Chance, seine Anliegen frühzeitig zu thematisieren, bevor sich eine chronische Unterforderung und krankhafte Langeweile entwickeln kann.

3. Boreout Prävention durch Gefährdungsbeurteilung

Eine weitere wichtige Präventivmaßnahme bietet eine Gefährdungsbeurteilung. So können Sie vorzeitig Missstände am Arbeitsplatz aufdecken, welche die Gesundheit der Mitarbeiter möglicherweise belasten können. Die Gefährdungsbeurteilung ermittelt auch, ob bei der Einstellung neuer Mitarbeiter mögliche Überqualifikation der Bewerber geprüft wurden.

Checkliste für die Gefährdungsbeurteilung eines Boreouts

Ein Boreout kann durch eine psychische Gefährdungsbeurteilung rechtzeitig vermieden werden. Dazu hat die „Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie“ ganz konkrete Merkmale festgelegt, die im Rahmen eines Workshops zusätzlich zu den anderen Themen abgefragt werden sollen.

Wurde vor der Einstellung eines Arbeitnehmers überprüft, ob er nicht überqualifiziert ist?
Gibt es eine Stellenbeschreibung oder ein Anforderungsprofil für diesen Arbeitsplatz?
Haben Arbeitnehmer die Möglichkeit, sich mitzuteilen, wenn sie nicht ausgelastet sind?
Gibt es Anweisungen, durch die Monotonie am Arbeitsplatz vermieden/unterbrochen wird?
Gibt es Anweisungen, dass Arbeitsplätze regelmäßig gewechselt werden müssen?

Diese Punkte sollten Sie unbedingt zukünftig in einer psychischen Gefährdungsbeurteilung berücksichtigen.