Applaus-Killer: Die typischen 5 Worte

Erst letzte Woche habe ich wieder eine dieser typischen Reden gehört: eine der Reden, die ein Paradebeispiel dafür sind, wie Sie es nicht machen sollten. Die Rede begann mit "Vielen Dank für Ihr zahlreiches Erscheinen!" und endete mit "Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!" Und damit stand der Redner knöcheltief in zwei der häufigsten Reden-Fettnäpfchen.
Inhaltsverzeichnis

Was Sie am Ende Ihrer Rede nicht sagen sollten 

Falscher Einstieg: „Vielen Dank für Ihr zahlreiches Erscheinen!“

Es ist für mich ein Rätsel, warum mir immer wieder zugetraut wird, ich könnte zahlreich erscheinen. Oder gelingt Ihnen da? Es soll jetzt nicht nach Selbstlob klingen, aber ich bin „einmalig“. Und dasselbe gilt natürlich auch für Sie. Und aus diesem Grund können wir auch nur einmal erscheinen: als eine einzige Person – und gewiss nicht zahlreich.

Wenn so ein langweiliger Standardeinstieg, wie viele Redner ihn wählen, schon sein muss (was er selbstverständlich nicht muss!), dann sollte wenigstens die Formulierung richtig sein. Denn da die wenigsten Menschen bisher darüber nachgedacht haben, dass diese so oft gehörte Formulierung gar keinen Sinn gibt, reicht es nicht mal für einen Lacher. Und der wäre als Auftakt ja sehr wohltuend.

Eine richtige, wenn auch etwas fade Rede-Eröffnung wäre zum Beispiel: „Ich freue mich sehr über Ihr großes Interesse an unserem Thema und dass so viele gekommen sind.“ Aber damit packen Sie Ihr Publikum nicht gerade. Und Achtung: Es heißt auch nicht „Ich freue mich, dass so viele von Ihnen gekommen sind!“ Von denen, die anwesend sind, sind ja nicht nur viele gekommen, sondern alle.

Ein Lacher als Auftakt wäre sehr wohltuend, wenn es zum Anlass passt. Und was ist mit dem Schluss? Den vermasseln sich Scharen von Rednern ganz, denn sie schließen mit den Worten: „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“

3 Gründe, warum Sie diese Floskel sofort aus Ihrem Redner-Wortschatz streichen sollten

1. Grund: Sie haben es nicht nötig, ein Applaus-Signal zu geben

Viele Redner haben unterschwellig Angst, ihr Publikum könnte nicht bemerken, dass die Rede/Präsentation oder der Vortrag zu Ende ist. Und sie befürchten, dass statt dem erhofften Applaus erst mal Schweigen eintritt, bevor ein zögerliches Händeklatschen einsetzt. Deshalb setzen diese Redner mit der Floskel „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“ ein Signal, auf das ihr Publikum auch prompt reagiert wie der Pawlowsche Hund. Denn bei diesen fünf Worten sind wir mittlerweile auf Klatschen konditioniert.

Aber dieses Klatschen hat nichts mit Begeisterung zu tun. Es enthält auch keine Anerkennung für Sie als Redner, geschweige denn für Ihre Ideen oder Ausführungen. Es ist einfach ein konditioniertes Klatschen. Denselben Effekt würden Sie, erzielen, wenn Sie zum Schluss einfach sagen würden: „Ich bin fertig. Bitte klatschen Sie jetzt!“ – Und diese Formulierung würde Ihnen doch sicherlich auch nicht über die Lippen kommen.

Außerdem ist Applaus, der nur ausdrückt, dass alle begriffen haben, dass Sie jetzt nichts mehr sagen werden, doch gewiss nicht Ihr Ziel. Sie haben mehr verdient! Und das sollten Sie sich auch holen!

2. Grund: Sie sind derjenige, der Dank verdient

Wenn Sie es nötig haben, sich bei Ihrem Publikum für die Aufmerksamkeit zu bedanken, haben Sie etwas falsch gemacht. Waren Sie so langweilig? Haben Sie endlos überzogen und so die Geduld Ihrer Zuhörer gnadenlos strapaziert? Haben Sie nichts zu sagen gehabt und das mit einer Fülle von Worten, vielleicht sogar einem Reigen von Fachausdrücken und Fremdwörtern, kaschiert? – Das kann ich mir kaum vorstellen. Sonst müssten Sie ja anstatt „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“ zu sagen, aufrichtig bekennen: „Es tut mir leid, dass die letzten Minuten für Sie so schwer auzuhalten waren. Ich bin froh, dass Sie noch nicht alle den Raum verlassen haben.“

Vielmehr haben Sie bestimmt lange über der Vorbereitung Ihrer Rede oder Präsentation gebrütet. Sie haben wichtige Neuigkeiten, schlagkräftige Argumente oder auch Anekdoten beispielsweise für eine Ehrungs-Rede zusammengetragen. Sie haben sich hingesetzt und sich überlegt, wie Sie Ihre Zuhörer interessieren, begeistern, informieren und auch unterhalten können. Sie haben Ihr Manuskript verfasst, überarbeitet, gefeilt, Ihren Rede-Auftritt geprobt. Sie haben viel geleistet, möglicherweise die letzte Nacht aufgrund Ihres Lampenfiebers nicht geschlafen …

Und jetzt stehen Sie vor Ihrem Publikum und bedanken sich für die Aufmerksamkeit? Nein! Das kann nicht Ihre wahre Überzeugung sein. Sie haben es doch verdient, dass Ihr Publikum Ihnen Dank erweist.

Überlegen Sie doch bitte einmal: Wenn Sie sich zum Schluss für die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer bedanken, für wen klatscht das Publikum dann? Für sich selbst! Nach dem Motto: „Mann, waren wir gut, dass wir auch diesen Redner überlebt haben.“

3. Grund: Sie vergeuden den entscheidenden letzten Moment

Angenommen, Sie sprechen bei einer privaten Geburtstagsfeier: Mit welchen Worten würde Ihre Rede höchstwahrscheinlich enden? Mit „Herzlichen Glückwunsch und auf dein Wohl!“, habe ich Recht?

In diesem Rahmen ist es ein Leichtes, den Zuhörern zu sagen, wie sie am Schluss unserer Rede reagieren sollen. Ein „Erheben wir nun das Glas …“ – und schon machen alle mit. Und genau das geht auch bei jedem anderen Anlass.

Sagen Sie Ihren Zuhörern einfach, was Sie tun sollen. Wenn Sie bei einer Spendenaktion sprechen, rufen Sie zum Spenden auf! Wenn Sie Mitstreiter gewinnen wollen, fordern Sie dazu auf, es gemeinsam anzugehen. Wenn Sie vor Kunden sprechen und ein neues Produkt vorstellen: Zeigen Sie mit Ihrem Schlussatz noch einmal den großen Nutzen auf … Es gibt viele Möglichkeiten. Formulierungen, die so oder etwas abgewandelt oft funktionieren, sind beispielsweise: „Packen wir es an!“, „Wenn Sie sich für XY (Produkt) entscheiden, entscheiden Sie sich auch für ABC (Nutzen)! Und darauf wollen Sie doch gewiss nicht länger verzichten!“, „In einem Jahr werden wir alle wissen: Unser Weg hat sich gelohnt!“ oder einfach „Viel Erfolg!“.