Prozesssicherheit: Erhöhen Sie die Sicherheit durch den Einbau von Redundanzen
Da auch diese Stufe ausfallen könnte, solange das ursprüngliche System nicht wieder in gewohnter Qualität arbeitet, können Sie mit doppelter Redundanz noch einmal die Sicherheit erhöhen. In der Praxis wägen Sie ab, ob die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls und der Schaden im Ernstfall größer sind als der wirtschaftliche Aufwand, den Sie für Redundanzen oder gar doppelte Redundanzen einsetzen müssen. Teilen Sie die möglichen Einsatzbereiche in die folgenden Kategorien ein und ermitteln Sie so die richtige Strategie:
Fall 1 der Prozesssicherheit: Geringe Systemkosten, hohe Ausfallkosten, hohe Ausfallwahrscheinlichkeit
Das ist der einfachste Fall für den Einsatz von Redundanz. Die ohnehin geringen Kosten amortisieren sich durch die vermiedenen negativen und wahrscheinlichen Folgen eines Ausfalls schnell (oft schon nach einem Fehler). In diesem Fall gilt: möglichst viel Redundanz. Auch wenn die Faktoren Fehlerwahrscheinlichkeit und Folgekosten sinken, lohnt sich auf Grund der geringen Systemkosten der Einsatz von redundanten Systemen auf jeden Fall.
Fall 2 der Prozesssicherheit: Hohe Systemkosten, geringe Ausfallkosten
In diesem Fall entscheidet die Fehlerwahrscheinlichkeit bzw. Fehlerhäufigkeit darüber, ob Redundanzen sinnvoll sind oder nicht. Bei sehr sporadischen Ausfällen können Sie auf Maßnahmen wie Systemverdopplung verzichten. Treten die Ausfälle jedoch häufig auf, summieren sich die geringen Ausfallfolgen zu einem gravierenden Schaden. Als Faustregel für die Grenze eines lohnenden Redundanzeinsatzes gilt allgemein:
Fehleranzahl pro Jahr x Fehlerfolgekosten pro Fehler > 50 % der Investitionskosten für Redundanzen
Fall 3 der Prozesssicherheit: Hohe Systemkosten, hohe Ausfallkosten, hohe Ausfallwahrscheinlichkeit
Warten Sie nicht erst ab, bis der Schaden mit den hohen Ausfallkosten eintritt. Durch die hohe Ausfallwahrscheinlichkeit tritt der Ernstfall schneller ein, als Sie glauben. Daher ergreifen Sie trotz der hohen Kosten sofort Maßnahmen zur Redundanz. Welche Prozesse müssen Sie bereit halten, die bei einem Systemausfall die Aufgaben übernehmen?
Hinweis: Redundanz ist nicht das einzige Mittel der Wahl. Wenn Sie die Fehlerkosten senken oder die Auftrittswahrscheinlichkeit reduzieren können, kann dieser Weg besser sein als die Anschaffung teurer Reservesysteme.
Fall 4 der Prozesssicherheit: Hohe Systemkosten, hohe Ausfallkosten, geringe Fehlerwahrscheinlichkeit
Hier stecken Sie in einer Zwickmühle. Die hohen Ausfallkosten zwingen Sie zu einer Maßnahme, die hohen Systemkosten und die geringe Fehlerwahrscheinlichkeit können den Einsatz von Redundanz aber unwirtschaftlich machen. Im schlimmsten Fall steht die 2. Anlage die meiste Zeit ungenutzt da. Ihr Motto sollte also lauten: „Parallel statt redundant!" Die Verteilung einer Aufgabe auf mehrere identische kleine Systeme bringt viele Vorteile mit sich:
1. Der Prozess wird flexibler. Bei geringerer Produktion können Einheiten abgeschaltet werden.
2. Fällt eine Maschine aus, reduziert sich die Produktivität nur um deren Anteil.
Beispiel: Sie fahren einen Prozess mit 3 Maschinen. Beim Ausfall reduziert sich der Ausstoß nur um 33 %. Läuft die gesamte Fertigung über eine Maschine, wäre ein Totalausfall die Folge.
3. Sie können abwechselnd Wartungsarbeiten an den Maschinen durchführen, ohne den gesamten Prozess zu stoppen.
Sonderform der Prozesssicherheit: Partielle Redundanz
Übernimmt eine Maschine im Fehlerfall eine andere Funktion als die ursprüngliche, spricht man von einer partiellen Redundanz. Die Maschine muss die ausgefallene Funktion komplett übernehmen können, ohne dass sie gleichzeitig für ihre ursprüngliche Funktion benötigt wird.
Beispiel: Sie nutzen neben der herkömmlichen Stromversorgung ein Blockheizkraftwerk (BHKW), um Energie zu erzeugen und sie ins Netz zu speisen. Fällt das Hauptversorgungsnetz aus, versorgt der Generator des BHKW als Notstromaggregat wichtige Teile Ihres Betriebs.