Prozesssicherheit: So stoppen Sie den Dominoeffekt bei kleinen Pannen
Je mehr Abhängigkeiten es in Ihrem Betrieb gibt, desto schwerwiegender sind die Fehlerfolgen. Ein kleiner, unscheinbarer Fehler kann das gesamte System zum Erliegen bringen.
Risikoanalyse zur Prozesssicherheit: In welchen Bereichen treten Abhängigkeiten auf?
In einem Produktionsbetrieb sind die anlagenbezogenen Abhängigkeiten am auffälligsten.
Beispiel: In Ihrem Betrieb werden Getriebe gefertigt. Alle Wellen und Kegelräder werden von Ihrem Unternehmen selbst gefertigt. Fällt nun die Fertigungsanlage für die Ausrückwelle aus, ist die komplette Endmontage für das Getriebe blockiert.Neben der Abhängigkeit von Anlagen und Maschinen gibt es aber noch andere Fehlerquellen:
- Logistik: Sie sind von Lieferanten abhängig, die Ersatzteile oder Rohstoffe liefern.
- Infrastruktur: Der Ausfall von Gas, Strom oder Wasser kann den Betrieb Ihres Unternehmens gefährden.
- Personal: Natürlich sind Sie auch von der Einsatzfähigkeit Ihres Personals abhängig. Das spüren Sie besonders deutlich, wenn es gehäuft Krankheitsfälle gibt.
Eine ausschließliche Betrachtung auf Prozessebene ist für die Auflösung von Abhängigkeiten nicht optimal: Ein Prozess ist in der Regel von mehreren Größen (Personal, Infrastruktur, Maschinen) abhängig. Bei bestimmten Vorgängen (Logistik) ist allerdings nur die Prozessanalyse möglich.
Erkennen, analysieren und lösen Sie Abhängigkeiten auf, indem Sie
- ermitteln,
- kategorisieren und
- auflösen.
1. Schritt zur Steigerung der Prozesssicherheit: Ermitteln von Abhängigkeiten
Zunächst geht es nur um die Erfassung der Zusammenhänge. Erstellen Sie dazu eine Grafik.
2.Schritt zur Steigerung der Prozesssicherheit: Kategorisieren Sie die Abhängigkeiten
Für den Grad einer Abhängigkeit (Klassifizierung) gibt es 3 Klassen:
Teilabhängigkeit: Fällt die zu untersuchende Einheit aus, reduziert sich die produzierte Ausbringungsmenge.
Beispiel: Sie setzen parallel 3 Maschinen für die Produktion der gleichen Kegelräder ein. Fällt eine davon aus, reduziert sich die Ausbringungsmenge um 30 %.
Volle Abhängigkeit: In diesem Fall sinkt die Ausbringungsmenge auf 0. Allerdings laufen alle weiteren Prozesse ungehindert weiter. Nur die direkten Folgeprozesse sind betroffen.
Beispiel: In einer Getriebefertigung fällt das Zulieferband für einen bestimmten Zahnradsatz aus. So lange das Band steht, ist die komplette Getriebefertigung blockiert.
Multiplikative Abhängigkeit: Diese Form ist meist bei infrastrukturellen Abhängigkeiten gegeben. Es fallen zusätzlich Prozesse aus, die in keinem direkten Zusammenhang stehen.
Beispiel: Die Elektroversorgung bricht am Hausanschluss zusammen. Da Sie über kein Notstromaggregat verfügen, liegt der gesamte Betrieb (Produktion, Verwaltung, Logistik) still.
3. Schritt zur Steigerung der Prozesssicherheit: Lösen Sie die Abhängigkeit auf
Überlegen Sie aufgrund der grafischen Darstellung, ob die vorhandenen Abhängigkeiten wirklich notwendig sind. Lassen sich die Prozesse vielleicht anders aufstellen? Vielleicht durch flexible Substitution?
Beispiel: Sie fertigen Ihre Kegelräder auf 3 Maschinen mit einer Kapazitätsauslastung von jeweils 80 %. Fällt eine Maschine aus, erhöhen Sie
die Ausbringungsmenge der verbleibenden 2 Maschinen auf 100 %. Dadurch ergibt sich lediglich eine Reduzierung um 40 %. Auch bei der Auslösung von Sicherheitssystemen wie Not-Aus-Schaltungen oder RCD-Automaten führt Redundanz zur Verringerung von Abhängigkeiten. Je mehr Auslöseeinheiten, desto kleiner sind die betroffenen Auslösebereiche und desto geringer die Abhängigkeiten.