Spannung runter – Kosten senken? Vorsicht vor blinder Einsparwut bei der Instandhaltung!

Strom sparen ist eine gute Sache. Doch häufig wird das Argument auch missbraucht, um Ihnen Geräte anzupreisen, die teuer in der Anschaffung sind, aber für den Betrieb letztlich nicht viel bringen.

Die Grundidee: Wenn Sie die Spannung absenken, so verringern sich natürlich auch der Strom und damit auch die Leistung.

Strom (I) = Spannung (U)/Widerstand (R)

Leistung(P) = Spannung (U) * Strom (I)

Bei voller Ausnutzung des Toleranzbereiches würde sich so eine um bis zu 25 % geringere Leistung ergeben. Das deckt sich auch mit den Werten, die von den Anbietern dieser Systeme angegeben werden. Aber stimmen alle Behauptungen der Anbieter?

1. Behauptung für Spannungssenkung: Netzspannung soll erhöht werden

Aussagen der Anbieter, die Werte am Hausanschluss lägen ohnehin an der oberen Toleranzgrenze, sind zwar richtig, aber irrelevant. Wichtig ist der Wert beim letzten Verbraucher. Auch Aussagen, dass die Netzspannung durch eine künftige Erhöhung innerhalb der europäischen Richtlinien auf 240 V festgelegt wird und somit die heutigen Geräte ohne eine Spannungsabsenkung in der Funktion beeinträchtigt wären, ist falsch. Es gibt keine Bestrebungen, die Nennwerte zu erhöhen.

2. Behauptung: 25 bis 30 % Einsparpotenzial durch Spannungssenkung sind möglich

Eine Spannungsabsenkung führt bei geregelten Verbrauchern nicht zu erkennbaren Einsparungen. Ein drehmomentgesteuerter Motor z. B. würde bei geringerer Spannung mehr Strom entnehmen und den Effekt zunichtemachen. Bei einer geregelten Heizung wäre das noch ausgeprägter.

Wichtig: Eine Spannungsabsenkung in geregelten Systemen kann allerdings zu erheblichen Betriebsproblemen führen.

3. Behauptung: Es wird durch Spannungssenkung kaum dunkler

Wir nehmen eine Änderung des Lichtstroms nicht absolut wahr. Technisch gesehen ändert sich der Lichtstrom in einer Glühlampe proportional zur Leistung. Wurde die Anlage vorher auf eine Beleuchtungsstärke nach DIN 5035 ausgelegt, so kann es sein, dass sie mit Spannungsabsenkung diese Werte unterschreitet.

4. Behauptung: Geringere Spannung führt zu längerer Lebensdauer

Bei einer Glühlampe besteht ein fast linearer und sehr steiler Zusammenhang zwischen der Betriebsspannung und der Lebensdauer. So ist die Standzeit bei 90 % der Nennspannung schon 4-mal so lang wie beim Betrieb mit Nennspannung selbst. Bei Gasentladungslampen (Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen) sieht dieser Zusammenhang ganz anders aus. Die geringere Spannung hat keinen großen Einf luss auf die Lebensdauer des Leuchtmittels. Die Aussage, die Lebensdauer von Gasentladungslampen würde um 22 % verlängert, trifft lediglich auf ganz wenige Hochdruck-Entladungstypen zu.

Vorsicht: Garantiefalle! Als Letztes stellt sich die Frage: Was passiert, wenn die Netzspannung größeren Schwankungen unterworfen ist und die untere Toleranzgrenze erreicht? Aufgrund von Verlusten innerhalb der Transformatoren des Absenkungssystems würde die Versorgungsspannung dann unterhalb der Toleranzgrenze liegen. Das kann zu Ausfällen und dem Verlust von Garantieansprüchen führen.