Wie Sie Fehler bei der Verlagerung von Produktionen vermeiden

Wenn der eigene Standort bzw. die Produktionsstätte in Deutschland zu teuer wird, denken viele Unternehmen sofort über eine Verlagerung ins Ausland, insbesondere in sogenannte Billiglohnländer, nach. Hier reicht es allerdings nicht mehr, nur noch nach Tschechien oder Ungarn zu gehen, sondern es wird gleich der große Sprung Richtung Asien angestrebt. Doch bevor Sie darüber nachdenken, sollten Sie intern in jedem Fall prüfen, ob es noch andere Möglichkeiten gibt.
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Steigender Kostendruck und die Erschließung neuer Märkte sind die Hauptmotive für Unternehmen, Produktionsstätten ins Ausland zu verlagern. Die Komplexität der Verlagerung wird dabei allerdings von einem Großteil unterschätzt: Etwa die Hälfte der Unternehmen hat mit Qualitätseinbußen oder Produktionsausfällen zu kämpfen.Bei der Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland haben sich 4 besonders kritische Erfolgsfaktoren herauskristallisiert – dies trifft gleichermaßen auf Unternehmen zu, die mehrfach Produktionsverlagerungen durchgeführt haben: Definieren Sie eine klare Strategie sowie realistische Zielsetzungen. Diese sind die Grundlage für eine erfolgreiche Produktionsverlagerung. Dabei beachten Sie folgende Punkte:

  • Festlegen der Ziele (aus der Unternehmensstrategie)
  • Auswahl der Produkte
  • Wahl des Standorts und der Organisationsform
  • Festlegung der lokalen Ausstattung
  • Festlegung der Prozesse

Klären Sie, wie Sie den Wissenstransfer zum aufnehmenden Standort angehen wollen. Hierzu zählen insbesondere:

  • Unterstützung bei Produktionsanlauf am neuen Standort
  • Training der lokalen Mitarbeiter am abgebenden Standort
  • Transfer erfahrener Führungskräfte zum neuen Standort für einen längeren Zeitraum

Obwohl ein umfangreicher Know-how-Transfer die Qualität der Produkte nach der Verlagerung gewährleisten kann, greifen viele Unternehmen ausschließlich auf ein lokales Management zurück. Des Weiteren müssen Sie definieren, wie die Kooperation zwischen den Standorten stattfinden soll. Hier müssen teilweise sogar neue Brückenfunktionen in Form von Projektmanagement etabliert werden. Richten Sie ein entsprechendes Projektmanagement mit folgenden Aufgaben ein:

  • Projektcontrolling
  • Detailplanung
  • autorisierte Projektorganisation
  • Management Reports
  • Grobplanung

Wie Sie die 6 größten Fehler bei Produktionsverlagerungen vermeiden

1. Stimmigkeit von Unternehmensstrategie und Bewertungskriterien für die Produktionsverlagerung ins Ausland prüfen

Die meisten deutschen Unternehmen sind nicht Kostenführer, sondern liegen bei Qualität, Innovation oder Service vorne. Dennoch sind die allermeisten Kriterien für eine Verlagerung diverse Kosten. Unternehmen sollten qualitative Faktoren einbeziehen, denn diese sind für ihre Wettbewerbsfähigkeit entscheidend.

2. Interne Optimierungspotenziale nutzen

Eine neu organisierte Produktion schneidet fast immer besser ab als eine bestehende – deshalb muss man nicht sofort verlagern.

3. Eine dynamische Standortbewertung vornehmen, statt Ist-Zustände zu vergleichen

Oft kalkulieren Unternehmen vor einer Verlagerung ins Ausland mit nur einer wahrscheinlichen Zukunft , beispielsweise bei den Lohnkosten oder der Marktentwicklung, statt mögliche Bandbreiten der Entwicklung in Szenarien abzubilden. Über bestmögliche und schlechteste Szenarien erhalten Unternehmen aber einen Einblick in die möglichen Chancen und Risiken.

4. Den Aufbau lokaler Netzwerke im Ausland nicht vernachlässigen

Der Netzwerkbedarf am jeweiligen Standort ist hoch, und bis ein Lieferantennetzwerk aufgebaut ist, kostet es Zeit und Geld.

5. Anlaufzeiten und Betreuungskosten im Ausland nicht unterschätzen und richtig zuordnen

Bis die Produktion angelaufen ist, können die Kosten für Betreuung, Koordination und Kontrolle bis zu 10 % der Gesamtkosten ausmachen. Wenn die Produktion erst einmal richtig ins Laufen gekommen ist, erreichen sie immer noch 3 % bis 4 % vom Umsatz. Auch gilt es, die Kosten, die durch die Produktionsstätte im Ausland entstehen, richtig zuzuweisen. Sie sollten dem Stammhaus zugerechnet werden, auch wenn die betreuenden Mitarbeiter im Ausland tätig sind.

6. Kosten richtig vergleichen

Oftmals werden nur die Herstellkosten gegenüber den Einkaufskosten aus dem Ausland verglichen. Hier sollten jedoch alle zukünftigen Prozesskosten berücksichtigt werden.