Beitragsbild zum Arbeiten im Stehen

Arbeiten im Stehen: Sind Steharbeitsplätze sinnvoll?

Steharbeitsplätze gelten als angesagte Alternative zum langen Sitzen. Eines der Stichwörter heißt: „Ergonomie“. Erfahren Sie, was genau ein Steharbeitsplatz ist, wie er die Wirbelsäule entlastet und die allgemeine Gesundheit verbessern kann. Worauf Sie achten sollten und wie auch Unternehmen profitieren können, erfahren Sie in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis

Arbeiten im Stehen – was bedeutet das?

Arbeiten im Stehen, auch Steharbeit genannt, bezeichnet jede berufliche Tätigkeit, die hauptsächlich im Stehen ausgeführt wird. Die Steharbeit ist in vielen Berufsfeldern verbreitet.

Über die offensichtlichen Einsatzgebiete in der Industrie und im Einzelhandel hinaus, gewinnt Steharbeit auch in Büroumgebungen zunehmend an Bedeutung als Teil ergonomischer Arbeitsplatzgestaltung.

Warum ist Arbeiten im Stehen sinnvoll?

Arbeiten im Stehen ist sinnvoll, da mit regelmäßiger und anhaltender Sitzarbeit viele gesundheitliche Nachteile einhergehen. So leiden viele Mitarbeiter durch stundenlanges Sitzen im Büro unter Kopfschmerzen sowie Rücken- und Nackenschmerzen. Verantwortlich hierfür ist oft hauptsächlich der Bürostuhl, welcher in Kombination mit fehlender Bewegung zu körperlichen Problemen führen kann.  

Auf lange Sicht kann das lange Sitzen zu Personalausfall bis hin zur Arbeitsunfähigkeit führen. Laut einer Studie sind nämlich Rückenschmerzen der häufigste Grund für Arbeitsausfall.

Das Arbeiten im Stehen soll der oftmals starren und gekrümmten Haltung entgegenwirken und vor allem die Wirbelsäule entlasten. Demnach kann die Steharbeit gesundheitlichen Problemen gezielt vorbeugen.

Wer im Büro im Stehen arbeitet, wirkt in der Regel an einem sogenannten Steharbeitsplatz aktiv. Hierbei handelt es sich beispielsweise um einen höheren Schreibtisch, der die Arbeit in aufrechter, ergonomischer Position ermöglicht.

Was ist ein Steharbeitsplatz?

Als Steharbeitsplatz bezeichnet man, im Kontext der Büroarbeit, einen unter ergonomischen Kriterien optimierten Arbeitsplatz, an dem die angestellte Personen ihre Arbeit im Stehen verrichten kann.

Steharbeitsplätze sind häufig mit höhenverstellbaren Schreibtischen ausgestattet, die es ermöglichen, während der Arbeit zwischen Sitzen und Stehen zu wechseln. Dadurch wird die körperliche Belastung während der Arbeitszeit minimiert und mehr Bewegung implementiert.

Solche Arbeitsplätze sind besonders in Büros beliebt, wo Mitarbeiter den Großteil des Tages am Computer verbringen.

Welche Richtlinien gelten für Steharbeitsplätze?

Konkrete Richtlinien zu Steharbeitsplätzen im Büro gibt es nicht. Die Arbeitsstättenverordnung des Arbeitsschutzrechts (ASR A1.5/1,2) sieht jedoch wärmegedämmte und ergonomische Fußböden für Steharbeitsplätze vor. Diese sollten außerdem stoßdämpfend und elastisch sein. Auch für die Rutschfestigkeit im Büro müssen Sie sorgen, sodass es zu keinen Unfällen bei der Nutzung von Stehhilfen kommt. Bei Schwangerschaft darf Ihre Mitarbeiterin ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat keiner Tätigkeit mehr nachgehen, die täglich mehr als vier Stunden Stehen erfordert.

Welche Optionen für Steharbeitsplätze gibt es?

Für die Arbeit im Stehen haben Sie verschiedene Möglichkeiten:

  • Bereits vorhandene Schreibtische im Büro können Sie mit speziellen Aufsatz-Tischpulten zum Anklemmen oder Anschrauben ergänzen. So lässt sich jeder Schreibtisch in einen Steharbeitsplatz verwandeln.  Ein klemmbarer Aufsatz ermöglicht den Mitarbeitern den flexiblen Wechsel zwischen Sitzen und Stehen. Diese Lösung eignet sich vor allem zur Eingewöhnung – auch stundenlanges Stehen kann sehr anstrengend sein.
  • Ein höhenverstellbarer Schreibtisch erlaubt eine flexible und schnelle Einstellung der Höhe der Arbeitsfläche. So kann jeder Arbeitnehmer seinen Schreibtisch den eigenen Bedürfnissen anpassen und seine optimale Steharbeitsplatz-Höhe einstellen.
  • Auch ein ergonomisches, höhenverstellbares Stehpult können Sie neben dem eigentlichen Schreibtisch positionieren. Es ermöglicht den Wechsel der Körperposition am Arbeitsplatz.
  • Außerdem tragen höhenverstellbare Monitore zu einer verbesserten Körperhaltung bei.

Stehschreibtische im Homeoffice

Viele Arbeitnehmer greifen im Homeoffice auf den Wohnzimmer- oder Küchentisch zurück. Doch auch zuhause sollten Sie auf eine gute Haltung achten und über einen Steharbeitsplatz nachdenken. Denn ein provisorischer Arbeitsplatz kann zu einer schlechten Rückenhaltung und dadurch zu Schmerzen führen. Auch zuhause kann ein Steharbeitsplatz-Aufsatz Abhilfe schaffen.

Was sind die Vorteile vom Arbeiten im Stehen?

Für das Arbeiten im Stehen sprechen diverse Gründe. Einige Vorteile von Steharbeitsplätzen sind:

  • Entlastung des Rückens, der Schultern und des Nackens: Die aufrechte Körperhaltung streckt die Wirbelsäule. Vor allem der Nacken und die Schultern können sich entspannen. So beugen Sie chronischen Rücken- und Nackenschmerzen vor.
  • Förderung der Durchblutung: Durch mehr Bewegungsfreiheit am Arbeitsplatz regen Sie die Durchblutung an. Indem Sie die Beine entlasten, reduzieren Sie das Thromboserisiko, welches bei langem Sitzen unter Umständen erhöht sein kann.
  • Muskelaufbau: Die Arbeit im Stehen trainiert wichtige Muskelgruppen. Das trägt zu einer guten Körperhaltung, erhöhten Kalorienverbrennung und dem Fettabbau bei.
  • Optimierte Atmung: Durch den gestreckten Oberkörper beim Stehen sind eine tiefere Atmung und eine verbesserte Sauerstoffzufuhr möglich. Dadurch können sich Mitarbeiter besser konzentrieren und effektiver arbeiten.
  • Klare Ausdrucksweise: Durch die aufrechte Haltung klingen Sie deutlich dynamischer und selbstbewusster. Eine überzeugendere Stimme wirkt sich positiv auf (Telefon-)Gespräche mit Kunden oder Partnern aus.

Die beschriebenen Vorteile von Steharbeitsplätzen können dazu beitragen, Personalausfall vorzubeugen. Zusätzlich kann es die Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöhen und das Auftreten gegenüber Kunden oder Partnern verbessern.

Was sind die Risiken beim Arbeiten im Stehen?

Arbeiten im Stehen kann ebenfalls mit negativen Auswirkungen einhergehen:

  • Entwicklung einer Zwangshaltung
  • stärkere Beanspruchung des Kreislaufsystems
  • Muskel- und Gelenkprobleme durch die erhöhte statische Muskelarbeit
  • Probleme mit den Knien, Füßen und Gelenken, durch die stärkere Stehbelastung
  • Krämpfe, vor allem in den Beinen

In Anbetracht dieser Risiken stellt sich die Frage:

Sitz- oder Steharbeit: Was ist wirklich gesünder?

Obwohl die Sitzarbeit mit höheren gesundheitlichen Risiken einhergeht, hat auch die Steharbeit einige negative Auswirkungen auf den Körper – und zwar vor allem, wenn eine falsche Körperhaltung eingenommen wird oder eine Zwangshaltung entsteht.

Demnach lässt sich sagen, dass weder eine reine Sitzarbeit noch eine durchgängige Steharbeit gesund ist. Jeder Dauerzustand ist schädlich. Für eine gesunde Arbeitsweise ist also ein Gleichgewicht zwischen Stehen und Sitzen auf der Arbeit zu finden.

Unsere Empfehlung: der Aufbau eines Arbeitsplatzes, der es dem Mitarbeiter erlaubt beliebig oft am Tag zwischen Sitzen und Stehen zu wechseln. Das ermöglicht ein rückenfreundliches Arbeiten, das die Wirbelsäule entlastet und auch die Beine nicht zu sehr strapaziert. Durch den Wechsel arbeiten Sie den Problemen vom zu vielen Sitzen entgegen, ohne neue durch das Stehen zu riskieren.

Ein Arbeitsplatz mit Möglichkeit zur Steharbeit kann gesundheitlichen Beschwerden also präventiv begegnen – allerdings nur bei korrekter Nutzung und Einstellung der Arbeitsmittel und der richtigen Körperhaltung!

7 Tipps – richtig im Stehen arbeiten

Damit Ihre Arbeitnehmer beim Arbeiten im Stehen eine gute und gesunde Körperhaltung einnehmen, sollten Sie Ihnen die folgenden Tipps an die Hand geben – oder in Form eines Plakates im Büro aufhängen:

  1. Stellen Sie sicher, dass Ihr Gewicht gleichmäßig auf beide Füße, die hüftbreit aufgestellt sind, verteilt ist.
  2. Vermeiden Sie eine Schieflage oder das Überkreuzen der Beine, was zu einer ungleichmäßigen Belastung führen kann.
  3. Der Kopf sollte nicht nach oben oder unten zeigen. Ihr Kinn sollte also parallel zum Fußboden verlaufen.
  4. Beim Stehen sollten Ihre Knie leicht gebeugt sein, um Druck zu vermindern.
  5. Achten Sie darauf, dass Ihre Schultern entspannt sind.
  6. Ihr Rücken sollte in einer neutralen Position bleiben, ohne zu starkes Hohlkreuz oder zu starkes Vorbeugen.
  7. Die Arme gilt es in einem 90-Grad-Winkel auf dem Tisch abzulegen.

Wie lange sollte ich bei der Arbeit stehen oder sitzen?

Allgemein empfehlen Experten, dass man pro Stunde etwa 15 bis 30 Minuten steht.

Es ist wichtig, regelmäßig die Position zu wechseln, um muskuläre Ermüdung und körperliche Beschwerden zu minimieren.

Eine gute Faustregel ist es, nach jeder Stunde Sitzen einige Minuten zu stehen oder sich zu bewegen, um die Durchblutung zu fördern und die Muskeln zu entspannen. Sie können mit kleinen Schritten beginnen und somit die Zeit, die Sie sitzend verbringen sukzessive reduzieren.

Wie wird der Steharbeitsplatz richtig eingestellt?

Neben der richtigen Körperhaltung ist die korrekte Einstellung des Steharbeitsplatzes entscheidend, um körperliche Probleme einzudämmen.

Die Höhe des Schreibtisches sollten Sie der Körpergröße des Nutzers optimal anpassen. Durch elektrische, höhenverstellbare Schreibtische können Sie dies auch bei wechselnden Arbeitsplätzen ohne großen Zeitaufwand umsetzen.

Sie sollten außerdem für eine ausreichende Größe der Tischplatte sorgen sowie eine freie Bewegungsfläche am Arbeitsplatz ermöglichen. Das erlaubt Ihren Mitarbeitern in Bewegung zu bleiben, ohne verkrampft an ihren Schreibtischen zu stehen.

Sollte es sich um reine Stehtische handeln, können Sie ihre Mitarbeiter auch mit ergonomischen Büromöbeln ausstatten:

  • Stehhilfen entlasten bei der Tätigkeit im Stehen den Rücken und die Beinmuskulatur.
  • Stehhocker oder Stehsitze sorgen für einen ergonomischen Arbeitsplatz und erlauben Ihren Mitarbeitern, sich zwischendurch zu erholen.

Hierbei sollten Sie besonders auf die Rutschfestigkeit achten, sodass es zu keinen Arbeitsunfällen kommt.

Haben Arbeitnehmer Anspruch auf einen Steharbeitsplatz?

Es gibt keine gesetzlichen Bestimmungen, die einem Arbeitnehmer das Recht auf einen Steharbeitsplatz zusprechen.

Als Arbeitgeber sind Sie nicht verpflichtet, einen Steharbeitsplatz zur Verfügung zu stellen. Allerdings lohnt sich die Investition in Stehtische. Schließlich kann die Steharbeit diversen gesundheitlichen Beschwerden der Mitarbeiter entgegenwirken, die chronisch werden und zu Personalausfall führen können. Gleichzeitig können Sie eine erhöhte Produktivität der Mitarbeiter erwarten, da die Arbeit im Stehen unter Umständen die Konzentration verbessert und die Motivation steigert.

Wie hoch sind die Kosten für die Umgestaltung zum Steharbeitsplatz?

Elektrische Stehschreibtische erhalten Sie ab rund 230 Euro. Ergonomische Büromöbel wie beispielsweise ein Stehhocker bekommen Sie schon ab ca. 45 Euro. Tischpult-Aufsätze für den Schreibtisch sind ab etwa 60 Euro erhältlich und eine effektive Alternative zur kostspieligen Neuanschaffung von Stehschreibtischen. Die Deutsche Rentenversicherung finanziert Leistungen zur beruflichen Rehabilitation. Diese sogenannten “Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben” sollen zur Erwerbsfähigkeit Ihrer Mitarbeiter beitragen. Die berufliche Rehabilitation greift, wenn Ihre Mitarbeiter aus gesundheitlichen Gründen ihren Beruf aktuell nicht ausüben können. Nach gründlicher Überprüfung bezuschusst oder übernimmt die Rentenversicherung gegebenenfalls die Ausstattung des Arbeitsplatzes mit technischen Hilfsmitteln.