Heinrich Bölls letzter Roman "Frauen vor Flusslandschaft" spielt im Bonner Regierungsmilieu. Dort lässt er einen politischen Redenschreiber auftreten, dessen Minister zwar Interviews geben kann - aber "Reden verfassen kann er nicht, und wenn eine Rede bevorsteht, schlafft er total ab, wird apathisch und depressiv." Bölls Redenschreiber wird zum Redenberater: "Ich schreibe ihm die Rede bis in die allerletzte und kleinste Wörtlichkeit, baue ein paar Improvisationen ein, die den Eindruck der Natürlichkeit erwecken, die muss er dann durch kurze Pausen, Innehalten und Räuspern als solche verkaufen, obwohl sie genauso exakt geplant sind wie der übrige Teil der Rede. Ich gliedere dir Rede nach Stichworten, baue logische Übergänge ein, pauke das Ganze mit ihm durch, einschließlich der Improvisationen. Er muss mir das 3-, 4-mal vorlesen, bis sein volltönender Bariton nach echter Überzeugung klingt. Denn Stimme, die hat er."
Heinrich Böll, Frauen vor Flusslandschaft, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1985.