Durchschnittlicher Lagerbestand: Relevanz, Berechnung und Optimierung

Die Berechnung des durchschnittlichen Lagerbestands hilft Unternehmen bei der Bestandsplanung. Wie Sie mit der Kennzahl Ihren Bestand optimieren, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis

Definition: Was genau ist der durchschnittliche Lagerbestand?

Der durchschnittliche Lagerbestand (DL) ist eine wichtige Kennzahl in jedem Unternehmen, das mit physischen Produkten arbeitet. Sie zeigt auf, wie viele Waren, Rohstoffe oder Materialien im Durchschnitt pro Periode im Lager sind. Den jeweiligen Bestand können Sie dabei in Einheiten, Stück oder Warenwert ermitteln. Die Erhebung des durchschnittlichen Lagerbestands hat direkten Einfluss auf die Bestandsplanung und die Lagerhaltungskosten.

Woraus setzt sich die Lagerkennzahl zusammen?

Die Kennzahl wird grundsätzlich aus dem Anfangs- und dem Endbestand eines bestimmten Zeitraums erhoben. Den durchschnittlichen Lagerbestand können Sie somit für ein gesamtes Jahr oder auf Monats- sowie Quartalsbasis errechnen. Einen Einfluss auf das Ergebnis haben unter anderem:

  • die Lagerdauer,
  • die Stückzahl / der Warenwert sowie
  • die die Anzahl der Warenlieferungen.

Wer kümmert sich im Unternehmen um den durchschnittlichen Lagerbestand?

Der durchschnittliche Lagerbestand eines Unternehmens ist grundsätzlich Aufgabe des Lagerleiters. Dabei arbeitet er eng mit dem Verkaufs- und Einkaufs-Team zusammen. Gleiches gilt auch für die Beschaffung und Gewährleistung – wobei hier die Einkaufsleitung die führende Rolle einnimmt.

Warum ist die Berechnung für Unternehmen wichtig?

Mittels Lagerkennzahlen wie der, des durchschnittlichen Lagerbestandes, misst ein Unternehmen seine Wirtschaftlichkeit in Bezug auf die Vorratshaltung. Sollten Sie also nach der Berechnung zu einem hohen Wert kommen, so könnte Ihre Lagerdauer zu lang sein. Darüber hinaus drohen weitere Risiken wie:

  • Verderb
  • Schwund
  • höhere Mietkosten

Hinweis: Es ist sehr schwer, einen passenden Richtwert für den Lagerwert festzulegen. Schließlich sind die Bedingungen für die Produktion, Lagerung und Lieferung in jeder Branche unterschiedlich.

Für Sie und Ihr Unternehmen ist die Berechnung des durchschnittlichen Lagerbestandes auch aus anderen Gesichtspunkten wichtig. Konkret betrifft dies folgende Punkte:

  • Lagerauslastung: Lagerhallen an sich sowie deren Instandhaltung und Nutzung kosten kontinuierlich Geld. Aus diesem Grund sollte die Lagerauslastung so hoch wie möglich sein, um keine finanziellen Einbußen zu verzeichnen. Die Errechnung des durchschnittlichen Lagerbestands hilft Ihnen bei der Erhebung der Lagerauslastung.
  • Puffer bei Engpässen: Lieferanten benötigen je nach Branche und Produkt unterschiedlich lange für die Lieferung oder den Versand. Aus diesem Grund müssen Sie stets auf die jeweilige Lieferzeit vorbereitet sein und ausreichend Güter auf Vorrat haben, um Engpässe zu vermeiden. Wie hoch der Engpass tatsächlich ist und ob er an Ihre Absatzprognosen angepasst ist, erfahren Sie ebenso über die Kennzahl des durchschnittlichen Lagerbestands.
  • Lagerumschlagshäufigkeit: Ein weiterer großer Faktor, welcher unmittelbar an die durchschnittliche Lagerzeit anschließt, ist die Lagerumschlagshäufigkeit. Diese Kennzahl verrät Ihnen, welche Kapitalmenge Sie in Ihrem Lager binden und wie oft diese innerhalb einer Periode “umgeschlagen” wird. In Handelsbetrieben ist eine Umschlagshäufigkeit von bis zu 30 Mal pro Jahr nicht unüblich.

Mit welcher Formel lässt sich der Lagerbestand berechnen?

Damit Sie sich ein klares Bild über Ihren durchschnittlichen Lagerbestand machen können, zeigen wir Ihnen im Anschluss die dafür notwendige Formel für den Lagerbestand. Dabei können Sie zwischen verschiedenen Perioden und Werten wählen.

Formel für den durchschnittliche Lagerbestand auf Jahresbasis

DL = (Anfangsbestand + Endbestand) / 2

Formel für den durchschnittlichen Lagerbestand auf Monatsbasis

DL = (Anfangsbestand + 12 Endbestände) / 13

Formel für den durchschnittlichen Lagerbestand auf Quartalsbasis

DL = (Anfangsbestand + 4 Endbestände) / 5

Um einen besonders genauen Wert zu erhalten, sollten Sie sich für die Berechnung auf Monats- beziehungsweise Quartalsbasis entscheiden. Das gilt vor allen Dingen, wenn Sie Ihren durchschnittlichen Lagerbestand für zukünftige Planungen sowie für die Festlegung der optimalen Bestellmenge benötigen. Darüber hinaus können Sie Ihren durchschnittlichen Lagerwert auch in Euro feststellen, um herauszufinden, welche Summe Sie in Ihrem Lager gebunden haben.

Ø Kapitalbindung = Ø Lagerbestand

Bezugspreis = Ø Lagerbestand in Euro

Ein Beispiel anhand eines Online-Versands für Schuhe

Anhand eines fiktiven Beispiels zeigen wir Ihnen, wie Sie die Formel anwenden können. Das fiktive Unternehmen betreibt einen Online-Versand für Schuhe und hat jeden Monat eine bestimmte Anzahl an Schuhen im Lager, die zum Verkauf stehen.  Um den durchschnittlichen Lagerbestand zu bestimmen, sollten Sie sich die einzelnen Stückzahlen genauer ansehen:

Endbestand des Vorjahres (= Anfangsbestand): 10.000 Schuhe

Endbestand des laufenden Jahres (= Endbestand): 7.000 Schuhe

Bestand nach Monaten aufgeschlüsselt:

MonatStückzahl (Schuhe)
Januar10.000
Februar10.000
März5.000
April7.500
Mai15.000
Juni9.000
Juli14.000
August11.000
September6.000
Oktober4.500
November2.000
Dezember7.000

Formel auf Jahresbasis

(10.000 + 7.000) / 2 = 8.500 Schuhe

Im Durchschnitt befinden sich also 8.500 Schuhe im Lager.

Formel auf Monatsbasis

(10.000 + 101.000) / 13 = 8.538 Schuhe

Im Durchschnitt befinden sich also 8.538 Schuhe auf Lager.

Wichtig: Die Kennzahl auf Monatsbasis ist also deutlich genauer als die auf Jahresbasis. Um nun den durchschnittlichen Lagerbestand in Euro beziehungsweise die Kapitalbindung in Erfahrung bringen zu können, müssen Sie folgendermaßen rechnen:

Ø Lagerbestand * Ø Einkaufspreis (hier als Beispiel 60 Euro)

8.500 Schuhe * 60 Euro = 510.000 Euro

Zusammenfassung: Unser imaginärer Schuhversand aus dem Beispiel hat im Durchschnitt über 8.500 Schuhe im Lager. Er verfügt somit über eine Kapitalbindung von mehr als 510.000 Euro, die er nicht anderweitig einsetzen kann.

Drei Möglichkeiten, um Ihre Lagerbestände zu optimieren

Damit Sie Ihre Lagerbestände optimieren und somit auch Ihren durchschnittlichen Lagerbestand oder Lagerwert verbessern können, sehen wir uns im Folgenden drei Möglichkeiten genauer an. Dabei sollten Sie unter anderem die folgenden Ziele verfolgen:

  • Sicherstellung der Verfügbarkeit für Waren/Rohstoffe/Materialien
  • kostenoptimierte Beschaffung
  • Senkung der Kapitalbindung

1. Verringern Sie Ihren Lagerbestand

Wenn Sie die Parameter für den Höchst- und Sicherheitsbestand verändern, können Sie Güter mit niedrigeren Absätzen, aber einem hohen Bestandswert ausdünnen. Zugleich müssen Sie Lagerhüter schnell erkennen und entfernen. Durch diese Maßnahmen schaffen Sie mehr Platz für die wirklich wichtigen Waren und verbessern zugleich Ihre Liquidität.

2. Die Durchführung einer ABC-Analyse

Dabei verändern Sie die Priorität einzelner Produkte und deren Stückzahl. So werden Güter auf Basis ihres Wertes, ihrer Menge und ihres Absatzes in drei Gruppen unterteilt. Beginnen Sie damit, die Prioritäten für A und B Produkte festzulegen. Unter die A-Klasse fallen Güter von hohem Wertanteil, die meist nur in geringen Mengen vorhanden sind. Unter die B-Klasse fallen wichtige Güter mit einem durchschnittlichen Mengen- und Wertanteil. Im Anschluss können Sie sich dann um die weniger wichtigen C-Waren kümmern. Diese sind meist in großen Mengen vorhanden, jedoch weniger wichtig für die Produktion und haben somit einem geringen Lagerwert.

3. Optimieren Sie Ihre Disposition

Mit Hilfe eines sogenannten Enterprise-Resource-Planning (ERP) Systems (deutsch: Geschäftsressourcenplanung) können Sie Ihre zukünftige Lagerplanung einfacher und effizienter gestalten. Ein solches Tool liefert Ihnen optimale Melde-, Sicherheits- und Höchstbestände, die auf Basis der Absätze in der Vergangenheit generiert werden. Gerade in Unternehmen mit einem großen Sortiment ist ein solches Tool für die Disposition essenziell.

Fazit: Achten Sie auf einen optimalen Lagerbestand

Die Lagerkennzahl des durchschnittlichen Lagerbestands gibt Auskunft über die Vorräte eines Unternehmens. Mit der Berechnung können Unternehmen auch ihre Kapitalbindung feststellen. Für eine besonders präzise Kennzahl eignet sich die Berechnung auf Monatsbasis. So lassen sich bei Bedarf die richtigen Maßnahmen ergreifen, um den Lagerbestand zu optimieren und möglicherweise Lagerhaltungskosten zu minimieren.