Betrieblicher Umweltschutz: Ziele, Vorteile und Umsetzung

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Nachhaltigkeit und das Schonen von natürlichen Ressourcen ist alternativlos und das Thema unserer Zeit. Welche Vorteile betrieblicher Umweltschutz hat und wie Unternehmen Naturschutz fokussieren, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Inhaltsverzeichnis

In den letzten Jahren werden die negativen Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels immer deutlicher. Dürren, Flutkatastrophen, Stürme und das vermehrte Auftreten von Schädlingen bedrohen die Landwirtschaft, ganze Landstriche und Milliarden von Menschen auf der Erde. Wie ernst die Lage ist, erklärte UN-Generalsekretär Antonio Guterres in seiner Erklärung zum Welt-Umwelttag am 05.06.2022: 

Über 3 Milliarden Menschen sind von geschädigten Ökosystemen betroffen. Verschmutzung verursacht jedes Jahr rund 9 Millionen vorzeitige Todesfälle. Mehr als 1 Million Pflanzen- und Tierarten sind vom Aussterben bedroht, viele von ihnen bereits in den kommenden Jahrzehnten.

Da Unternehmen weltweit für einen Großteil der CO-2-Emissionen verantwortlich sind und viele Ressourcen verbrauchen, kann mit einem zielgerichteten betrieblichen Umweltschutz viel erreicht werden. Dieser Artikel erklärt, warum betrieblicher Umweltschutz wichtig ist und welche Vorteile umweltbewusste Unternehmen heute und in Zukunft haben.

Außerdem definiert der Artikel die Ziele des Umweltschutzes im Betrieb und erklärt den Unterschied zwischen nachsorgendem und vorsorgendem Umweltschutz. Praxisbezogen wird ebenso dargestellt, welche Umweltschutzmaßnahmen im Büro helfen können, Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu schützen und welche Umweltmanagementsysteme unterschieden werden können.

Definition: Was bedeutet betrieblicher Umweltschutz?

Das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG), das vorrangig die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat regelt, definiert den betrieblichen Umweltschutz im § 89 BetrVG wie folgt: 

„Als betrieblicher Umweltschutz im Sinne dieses Gesetzes sind alle personellen und organisatorischen Maßnahmen sowie alle die betrieblichen Bauten, Räume, technische Anlagen, Arbeitsverfahren, Arbeitsabläufe und Arbeitsplätze betreffenden Maßnahmen zu verstehen, die dem Umweltschutz dienen.“ 

Warum ist betrieblicher Umweltschutz wichtig?

Betrieblicher Umweltschutz und unternehmerische Verantwortung stehen in enger Korrelation zueinander. Der betriebliche Umweltschutz fokussiert sich unter anderem darauf, dass der tägliche Betrieb die Umwelt nicht durch Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung negativ beeinflusst. Betrieblicher Umweltschutz garantiert, dass Grenzwerte und Vorschriften eingehalten und die natürlichen Ressourcen nicht grundlos verschwendet werden. 

Durch die ordnungsgemäße Entsorgung von Gefahrstoffen, die Senkung des Energieverbrauchs, die Schonung von Wasser und Luft und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen tut der betriebliche Umweltschutz seinen Teil, um die Umwelt zu schonen und zu bewahren. Umweltschutz hat aus Unternehmenssicht ebenfalls einen betriebswirtschaftlichen Nutzen. Durch innovative Maßnahmen und Techniken können Betriebe ihren Rohstoffverbrauch senken und in Zeiten steigender Energiepreise finanzielle Mittel einsparen.  

In der Außendarstellung haben alle Maßnahmen des betrieblichen Umweltschutzes ebenfalls positive Auswirkungen. Ein Fokus auf Nachhaltigkeit, Gewässerschutz und Immissionsschutz zeigt Kunden, dass sich ein Unternehmen für eine gerechte und zukunftsorientierte Umweltpolitik einsetzt und sein Engagement für den Schutz der Umwelt unter Beweis stellt. Das Unternehmensimage wird durch gelebten Natur- und Umweltschutz verbessert, was direkte Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg haben kann. 

Die fortlaufende Umsetzung des betrieblichen Umweltschutzes erfordert im ersten Schritt zusätzliche Anstrengungen und Investitionen seitens des Unternehmens. Alle Anstrengungen für den Naturschutz sind gesamtgesellschaftlich und aus wirtschaftlicher Sicht wertvoll. Aus diesem Grund sollte der betriebliche Umweltschutz ein fester Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie eines jeden Unternehmens sein.

Welche Vorteile haben umweltbewusste Unternehmen?

  • Kosteneinsparungen durch einen geringeren Rohstoffverbrauch,
  • Verbesserung des Unternehmensimage und bessere Beziehungen zu den örtlichen Gemeinden,
  • Stärkere Kundenbindung aufgrund nachhaltiger Arbeits- und Herstellungsmethoden,
  • Positive Auswirkungen auf das Employer Branding, da zukunftsorientierten Mitarbeitern Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Naturschutz wichtig sind,
  • Effizientere Betriebsabläufe als Folge der Umsetzung grüner Initiativen,
  • Profitieren von staatlichen Anreizen wie Steuergutschriften oder Zuschüssen,
  • Umweltbewusste Unternehmen können sich den Status als Branchenführer erarbeiten.

Was sind die Ziele des Umweltschutzes im Betrieb?

Aufgrund des voranschreitenden Klimawandels ist es für Betriebe, Privathaushalt und öffentliche Einrichtungen alternativlos, auf fossile Energieträger zu verzichten und Co2-Emissionen auf ein Minimum zu reduzieren. 

Aus diesem Grund besteht eines der wichtigsten Ziele des betrieblichen Umweltschutzes darin, den „CO-2-Fußabdruck“ des Unternehmens zu verringern. Daraus folgen die Schonung aller natürlichen Ressourcen und die Minimierung der Umweltverschmutzung. Unternehmen sollten sich um Energieeffizienz bemühen, indem sie in erneuerbare Energiequellen wie Solar- oder Windenergie investieren. Da der Transport von Waren per Schiff, Flugzeug oder LKW ebenfalls beachtliche Auswirkungen auf die Umwelt hat, besteht ein vordergründiges Ziel von Unternehmen ebenfalls darin, im Transportsektor Emissionen einzusparen und den Energieeinsatz zu reduzieren. 

Ein weiteres Ziel des betrieblichen Umweltschutzes ist die vorschriftsmäßige Entsorgung aller Abfälle aus den Produktionsprozessen. Vor allem gefährliche Materialien wie Asbest, Schwermetalle oder Abgase müssen ordnungsgemäß gefiltert und entsorgt, damit sie Luft, Wasser oder Boden nicht verunreinigen. 

Durch die Einhaltung dieser Grundsätze und das Verfolgen innerbetrieblicher und globaler Umweltziele können Unternehmen dazu beitragen, eine gesunde Umwelt für künftige Generationen zu hinterlassen. Dieses Vorgehen schont zum einen den Planeten und seine Ressourcen und hilft langfristig, die Betriebskosten zu senken.

Was ist der Unterschied zwischen nachsorgendem und vorsorgendem Umweltschutz? 

Bei einem vorsorgenden Umweltschutz agieren Unternehmen proaktiv. Sie implementieren effektive und zielführende Schritte, um die negativen Auswirkungen des Produktionsprozesses auf die Umwelt zu reduzieren, bevor ein Schaden entsteht. Typische proaktive Maßnahmen sind die Reduzierung des Energieverbrauchs oder Energieeinsatzes im Unternehmen durch innovative technische Neuerungen. 

Viele Firmen entscheiden sich beispielsweise dafür, den Großteil des im Betrieb benötigten Stroms eigenhändig durch Fotovoltaik zu produzieren, die Fahrzeugflotte zu elektrifizieren oder ausschließlich Strom aus regenerativen Quellen zu nutzen. Im Abfallmanagement und bei der Entsorgung von Gefahrstoffen ist vorsorgender Umweltschutz ebenfalls wichtig. 

Beim nachsorgenden Umweltschutz geht es im Gegensatz darum, gezielte Korrekturmaßnahmen zu ergreifen, nachdem der Schaden für die Umwelt eingetreten ist. Dazu kann die Sanierung von kontaminierten Standorten oder die Wiederherstellung von beschädigten Lebensräumen gehören. Die finanzielle Kompensation von CO-2-Emissionen ist ebenso ein Mittel des nachsorgenden Umweltschutzes. 

Obwohl beide Ansätze für den Schutz der Umwelt wichtig sind, wird der vorsorgliche Umweltschutz im Allgemeinen als effektiver angesehen, da er Umweltschäden verhindert, bevor sie entstehen. Aus diesem Grund sollte der vorsorgende Umweltschutz als Teil eines langfristigen betrieblichen Umweltschutzplans grundsätzlich fokussiert werden. 

Welche Bereiche des betrieblichen Umweltschutzes gibt es? 

Der betriebliche Umweltschutz kann in sechs Teilbereiche klassifiziert werden: 

Recycling (Kreislaufwirtschaft)Recycling ist der Prozess der Rückgewinnung und Wiederverwendung von Materialien aus gebrauchten Produkten oder Abfällen. Papier, Kunststoffe, Glas, Holz und viele weitere Materialien können recycelt werden, was zum Umwelt- und Naturschutz beiträgt. 
ImmissionsschutzImmissionsschutz ist die Vermeidung, Verringerung oder Beseitigung von Umweltverschmutzung, die durch menschliche Aktivitäten verursacht wird. Dazu gehören die Kontrolle der Luft- und Wasserverschmutzung, die Minimierung von Lärm und chemischen Emissionen sowie die Kontrolle von gefährlichen Abfällen.
Umweltmanagement  (Klima, Energie)Umweltmanagement ist ein systematischer Ansatz, um potenzielle Umweltrisiken zu identifizieren, zu bewerten und zu reduzieren. Es umfasst die Planung, Umsetzung und Überwachung von Aktivitäten, die dazu beitragen die Umweltleistung eines Unternehmens zu spezifizieren. 
Gewässerschutz

Bodenschutz 

Naturschutz
In diesen Teilbereich des betrieblichen Umweltschutzes fallen alle Maßnahmen, die das Grundwasser, offene Gewässer, den Boden und die Natur im Allgemeinen schützen. Die schonende Einleitung von Abwasser in öffentliche Gewässer nach Umweltrecht gehört ebenso zum betrieblichen Umweltschutz.
Energieeffizienz

Materialeffizienz  
Energieeffizienz beschreibt die Fähigkeit, den Energieverbrauch zu minimieren, während die gleiche Funktion erfüllt wird. Wird mit geringerem Energie- oder Materialeinsatz ein äquivalentes Produkt hergestellt, trägt dies zum Umwelt- und Naturschutz bei. 
Umwelthaftung und UmweltrechtUmwelthaftung bezeichnet die rechtliche Verantwortung für Schäden oder Beeinträchtigungen der Umwelt, die durch ein Unternehmen verursacht werden. Sie umfasst alle zivil- oder strafrechtlichen Maßnahmen, die gegen das Unternehmen wegen direkter oder indirekt verursachter Umweltschäden ergriffen werden können. Umwelthaftung hängt mit dem geltenden Umweltrecht zusammen. 

Welche Umweltschutzmaßnahmen können Unternehmen ergreifen? 

  • Einführung energieeffizienter Technologien und Arbeitsmethoden,
  • Austausch von energieintensiven Geräten und Maschinen,
  • Tausch der Fahrzeugflotte in Elektrofahrzeuge,
  • Implementierung moderner, agiler Arbeitsmethoden und Reduktion von Geschäftsreisen und externen Meetings,
  • Nutzung erneuerbarer Energiequellen,
  • Durchführung regelmäßiger Audits zur Ermittlung potenzieller Umweltrisiken,
  • Förderung von Abfallreduzierungs- und Recyclingprogrammen,
  • Sensibilisierung aller Mitarbeiter für Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen,
  • Ordnungsgemäße Entsorgung von Gefahrstoffen und die Einrichtung von Umweltmanagementsystemen,
  • Übernahme von Waldpatenschaften oder Kompensierung von Emissionen,
  • Einhaltung aller Umweltgesetze und Normen zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung und weitere geltende Vorschriften zum Gewässer- oder Naturschutz
  • Transparenz zu allen Maßnahmen des betrieblichen Umweltschutzes.

Welche Umweltschutzmaßnahmen im Büro können ressourcenschonend sein?

Es gibt eine Reihe von Umweltschutz-Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um im Büro natürliche Ressourcen einzusparen und Emissionen zu vermeiden. Dazu gehören unter anderem: 

  • Die Reduzierung des Papierverbrauchs und Umstellung auf ein papierloses Büro, 
  • Die Anschaffung energieeffizienter Geräte, 
  • Die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen, 
  • Die Einrichtung von Recyclingprogrammen am Arbeitsplatz, 
  • Kompostierung und Wassereinsparung in der Kantine und in öffentlichen Arbeitsbereichen,

Unternehmen können durch Hinweise, Regelungen und das gute Beispiel der Führungskräfte dafür sorgen, dass Mitarbeiter sich der Bedeutung des sparsamen Umgangs mit Ressourcen und eines umweltfreundlichen Verhaltens am Arbeitsplatz bewusst sind. Darüber hinaus können Anreize für umweltfreundliche Aktivitäten der Mitarbeiter geschaffen werden, um sie zu motivieren, zu einem grüneren Arbeitsumfeld beizutragen.

Wer ist für den betrieblichen Umweltschutz verantwortlich? 

Arbeitgeber und Betriebsrat sind für die professionelle Umsetzung des betrieblichen Umweltschutzes verantwortlich. Dies kann aus § 89 des BetrVG abgeleitet werden, wenn es dort heißt: 

„Der Betriebsrat hat sich dafür einzusetzen, dass die Vorschriften über den betrieblichen Umweltschutz durchgeführt werden. Der Arbeitgeber hat den Betriebsrat auch bei allen im Zusammenhang mit dem betrieblichen Umweltschutz stehenden Besichtigungen und Fragen hinzuzuziehen und ihm unverzüglich die den betrieblichen Umweltschutz betreffenden Auflagen und Anordnungen der zuständigen Stellen mitzuteilen.“ 

Zusammenfassend hat der Arbeitgeber die Verantwortung, alle Vorschriften und Gesetze, die den betrieblichen Umweltschutz betreffen, im Betrieb umzusetzen. Dem Betriebsrat fällt durch sein Informationsrecht eine Kontrollfunktion zu. 

Welche Aufgaben übernimmt der Umweltschutzbeauftragte?

Es gibt keine konkreten gesetzlichen Vorgaben für Unternehmen, einen Umweltschutzbeauftragten zu beschäftigen. Ebenso werden die Aufgaben des Umweltschutzbeauftragten gesetzlich nicht geregelt. Grundsätzlich trägt der Beauftragte für den Umweltschutz dafür Sorge, dass im Betrieb alle gesetzlichen und innerbetrieblichen Vorgaben zum Umweltschutz eingehalten werden. 

Wie wirkt der Betriebsrat mit?

Der Betriebsrat hat im Unternehmen nicht die Kompetenz, umweltgefährdende Maßnahmen rechtlich zu unterbinden. Er muss vom Arbeitgeber gemäß § 89 BetrVG angehört werden. Auf der Grundlage des § 88 BetrVG kann der Betriebsrat mit dem Arbeitgeber dezidierte Maßnahmen des betrieblichen Umweltschutzes in freiwilligen Betriebsvereinbarungen regeln und auf diese Weise auf den Umweltschutz im Unternehmen hinwirken. 

Was sind Umweltmanagementsysteme? 

Ein Umweltmanagementsystem (UMS) bezeichnet eine Reihe von Verfahren und Prozessen, die Organisationen einsetzen, um ihre Umweltleistung zu messen und zu verbessern. Umweltmanagementsysteme umfassen:

  • Die Festlegung von Zielen,
  • Die Identifizierung potenzieller Risiken, 
  • Die Überwachung der Fortschritte bei der Zielerreichung,
  • Das Implementieren von erforderlichen Korrekturmaßnahmen sowie 
  • Die Berichterstattung über die Ergebnisse. 

Die folgenden Umweltmanagementsysteme sind international bekannt: 

ISO-Norm 14001Leitlinie für die Entwicklung, Umsetzung und Aufrechterhaltung eines Umweltmanagementsystems. Durch die Einführung eines ISO 14001-konformen UMS können Organisationen ihr Engagement für den Umweltschutz demonstrieren. 
System für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung (EMAS)Freiwillige Norm der Europäischen Union für Umweltmanagementsysteme. Sie bietet einen organisatorischen Rahmen für das Umweltmanagement und verlangt von Unternehmen, eine Umwelterklärung zu erstellen und diese von einem externen Prüfer überprüfen zu lassen.
Ökologische Projekt für Integrierte Umwelt-Technik“ (ÖKOPROFIT)Bei ÖKOPROFIT wird die Schonung der Ressourcen mit den betriebswirtschaftlichen Vorteilen und einer Kostensenkung verknüpft.

Was sind die gesetzlichen Grundlagen für Umweltschutz?

Das Umweltbundesamt ist in Deutschland für den gesetzlichen Rahmen in Bezug auf den Umweltschutz zuständig. Zu den klassischen Umweltgesetzen in Deutschland gehören das BBodSchG (Bodenschutz- und Altlastenrecht), das BNatSchG (Naturschutzrecht), das WHG (Gewässerschutzrecht) und das BImSchG (Immissionsschutzrecht) sowie das KrWG (Abfallrecht)