Motivationsschreiben: Mustervorlage, Beispiel-Formulierungen & Inhalte
- Was ist ein Motivationsschreiben?
- Mustervorlage für ein gutes Motivationsschreiben
- In 6 Schritten zum Motivationsschreiben – wie wird es aufgebaut?
- Welche Inhalte sollte ein gutes Motivationsschreiben beinhalten?
- Welche Form sollte ein Motivationsschreiben aufweisen?
- Beispiel-Formulierungen und Floskeln für das Motivationsschreiben
- Können Unternehmen ein Motivationsschreiben fordern?
- Warum ist es sinnvoll, als Unternehmen ein Motivationsschreiben zu fordern?
- Vor- und Nachteile eines Motivationsschreibens aus Sicht des Bewerbers
- Gibt es geeignete Alternativen zum Motivationsschreiben?
- Fazit: Sind Motivationsschreiben nun sinnvoll oder nicht?
- FAQ – häufig gestellte Fragen
Was ist ein Motivationsschreiben?
Nach der Definition im Duden ist ein Motivationsschreiben ein „Schriftstück in Bewerbungsunterlagen, in dem jemand die Motivation für seine Bewerbung darlegt“. Somit ist dieses Anschreiben das Herzstück einer Bewerbung, das man den Unterlagen zusätzlich zu Lebenslauf und Zeugnissen beilegt. Auf höchstens einer Seite formulieren Bewerber kurz und knapp, wieso sie perfekt zu der ausgeschriebene Stelle passen. Es geht dabei nicht nur darum, die beruflichen Qualifikationen zu präsentieren, sondern vor allem die persönliche Motivation und Leidenschaft für die angestrebte Position oder das Programm hervorzuheben.
Im Unterschied zum klassischen Anschreiben, das primär berufliche Qualifikationen und Erfahrungen fokussiert, zielt das Motivationsschreiben darauf ab, persönliche Beweggründe und Ziele zu verdeutlichen. Hier können Bewerber ihre Werte, Interessen und langfristigen Ambitionen schildern und zeigen, warum sie sich besonders für das Unternehmen, die Institution oder die jeweilige Position eignen.
Mustervorlage für ein gutes Motivationsschreiben
Max Mustermann – Musterstr. 1 – Musterort 11111 (Kopfzeile)
Musterfirma
Musterstraße 8
Musterort 12345
Musterort, am 01.01.2022
Bewerbung als XY
Sehr geehrte Damen und Herren,
dadurch, dass ich neben meinen persönlichen Werten auch meine beruflichen Werte in Ihrem Unternehmen wiedererkenne, hat sich mein Wunsch nachhaltig bestärkt bei Ihnen im Unternehmen mitwirken zu wollen. Die von Ihnen ausgeschriebene Stelle als XY deckt sich voll und ganz mit meinen Vorstellungen.
Was meine persönlichen Werte sind: Ein ökologisch alternativer Lebensstil ist durch meine Erfahrung im XY ein Teil von mir geworden. Ich lebe nachhaltig aus Überzeugung und bin überrascht diese Einstellung bei Ihnen im Unternehmen wieder zuerkennen.
Was meine beruflichen Werte sind: Ihr Unternehmen setzt sich erfolgreich mit der weltbekannten XY Problematik auseinander und wirkt aktiv dagegen. Mit Ihren innovativen Strategien ist die Firma ein absoluter Vorreiter auf dem Gebiet XY und wirkt auf mich mehr als fortschrittlich. Das Nachhaltigkeit für XY eine solch große Rolle spielt, fasziniert und motiviert mich zugleich. Ich kann mich mit Ihrer Firma identifizieren und würde gerne meinen Teil dazu beitragen.
Besondere Stärken und fachlichen Kenntnisse – das bringe ich mit:
- Über 10 Jahre Berufserfahrung in dem Bereich XY mit Schwerpunkt auf XY.
- Weitere Kenntnisse durch Weiterbildung im Bereich XY.
- Fortbildungen zum Thema Anwendungsentwicklung mit XY im Fokus.
Starke Belastbarkeit – auch unter fordernden Arbeitssituationen halte ich stand und handle selbstständig und lösungsorientiert.
Hohe Lernbereitschaft – ich bin willig in kürzester Zeit neue Prozesse kennenzulernen und versuche stets Zusammenhänge ganzheitlich zu verstehen. Daher würde ich mich fast schon als Strategen bezeichnen, da mir das Interpretieren und Erarbeiten von neuen Informationen viel Spaß bereitet.
Außergewöhnliche Teamfähigkeit – dadurch, dass ich sehr anpassungsfähig und offen bin, komme ich gut mit Menschen zurecht und suche aktiv den Kontakt zu anderen. Dementsprechend ist mir ein angenehmes respektvolles Arbeitsklima sehr wichtig.
Ich hoffe mein Fachwissen und meine Leidenschaft künftig bei Ihnen im Unternehmen mit einbringen zu dürfen, sodass es zur einer beidseitig fachlichen Ergänzung kommt und sich zur einer Win-Win Situation entwickeln kann.
Bei weiteren Fragen stehe ich Ihnen gerne per Mail/telefonisch zur Verfügung und freue mich auf ein persönliches Gespräch.
Mit freundlichen Grüßen,
Max Mustermann
In 6 Schritten zum Motivationsschreiben – wie wird es aufgebaut?
Ein Motivationsschreiben sollte klar strukturiert sein und gezielt auf die angestrebte Position oder das Programm abgestimmt werden. Folgender Aufbau hat sich in der Praxis etabliert:
1. Kopfzeile
In die Kopfzeile kannst du deine persönlichen Daten platzieren. Ob rechts oder links, das ist dir freigestellt. Wichtig ist nur, dass du bei deinen gesamten Bewerbungsunterlagen dasselbe Layout beibehältst.
Nach deinen persönlichen Daten wird die Anschrift der Firma, bei der du dich bewirbst, rechtsbündig platziert. Etwas weiter unten, linksbündig, wird in der Regel der Ort und das Datum vermerkt.
2. Überschrift
Eine Überschrift darf nicht fehlen. Ob es ganz klassisch ,,Bewerbung als XY‘‘ ist oder aber auch ,,Was Sie über mich wissen sollten:‘‘ wird. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Hier haben Sie jedoch gute Chancen durch eine außergewöhnliche Überschrift aufzufallen.
3. Anrede
Üblicherweise bleibt die Anrede auch hier bei der Dritten Seite sehr förmlich. Daher kommen Sie um das allbekannte ,,Sehr geehrte Damen und Herren“ nicht herum. Liegt Ihnen jedoch ein Ansprechpartner bzw. der Name des Personalers vor, sollten Sie Ihn direkt ansprechen.
4. Einleitungssatz
Der Leser hat es bisher also schon zur Dritten Seite der Bewerbung geschafft. Der Einleitungssatz muss jetzt idealerweise das Eis brechen. Daher: Formulieren Sie eine kreative, individuelle und knackige Einleitung und vermeiden Sie Floskeln. So geben Sie dem Leser einen Grund weiterzulesen. Machen Sie sich interessant, sodass der Personaler mehr von Ihnen und Ihren Fähigkeiten wissen möchte.
5. Hauptteil
Stellen Sie heraus, weswegen Sie ein absoluter Gewinn für diese Firma sind und gehen Sie dabei auf die Unterrichtspsychologie ein. Passen Sie Ihr Motivationsschreiben in allen Hinsichten auf die ausgeschriebene Stelle und die Firma an, sodass der Personaler merkt, dass Sie sich ausreichend Zeit dafür genommen haben und das diese Bewerbung keine Massenabfertigung und Copy-Paste Ware ist.
6.Schlussteil
Der Schlussteil sollte möglichst optimistisch formuliert sein, sodass es sich anhört, als sei es fast schon selbstverständlich, dass sie zu einem Vorstellungstermin eingeladen werden. Formulieren Sie Ihr Ende zuversichtlich und strahlen Sie eine positive Atmosphäre aus.
Welche Inhalte sollte ein gutes Motivationsschreiben beinhalten?
Was im Hauptteil überhaupt inhaltlich alles so vorkommen soll fragen Sie sich? Versetzten Sie sich dazu am besten in die Rolle eines Personalers. Was würden Sie gerne über einen möglichen Mitarbeiter wissen? Prinzipiell kann man sagen, dass der Inhalt auch von Ihrer Branche, der freien Stelle und Ihnen als Person dominiert wird. Folgende Selbstmarketing-Themen machen sich jedoch immer gut:
- Persönliche Motivation: Die Gründe, weshalb sich ein Bewerber für die Stelle berufen fühlt und wieso er sich ausgerechnet auf genau diese Stelle in diesem Unternehmen bewirbt.
- Persönliche und berufliche Ziele des Bewerbers: Es ist von Vorteil, wenn der Bewerber aufzeigt, wie die Position oder das Programm in seine langfristige Karriereplanung passt und wie er sich in der Rolle weiterentwickeln möchte. Dies signalisiert dem Arbeitgeber oder der Institution, dass der Bewerber eine klare Vorstellung von seinen Zielen hat.
- Bezug zur Stelle und dem Unternehmen: Es ist wichtig, darzulegen, warum der Bewerber sich gerade bei diesem Unternehmen oder für dieses Programm bewirbt. Hier sollten spezifische Punkte genannt werden, die zeigen, dass sich der Bewerber intensiv mit der Organisation auseinandergesetzt hat.
- Persönlichkeit und Soft Skills: Der Bewerber legt in einem Anschreiben dar, was seine Person auszeichnet. Somit klärt er hier die Frage, ob er im Vergleich zu anderen Kandidaten in einigen Eigenschaften besonders hervorragt und inwiefern ihm diese Eigenschaften für die ausgeschriebene Stelle eine Stütze sind. Ein wichtiger Faktor in diesem Zusammenhang sind Soft Skills, die sich anhand konkreter Tätigkeiten belegen lassen.
- Qualifikationen: Der Lebenslauf legt den bisherigen schulischen und beruflichen Werdegang eines Kandidaten dar. Doch oftmals bleiben hier wertvolle Informationen verborgen. Beispielsweise die genauen Tätigkeiten der vorherigen Arbeitsstellen oder die Schwerpunkte, die der Bewerber in seinem Studium gewählt hat. Diese kann er im Motivationsschreiben aufzählen und in diesem Zusammenhang wiederum darlegen, inwiefern sie ihm für die ausgeschriebene Stelle behilflich sind.
Neben diesen Inhalten ist es besonders wichtig, dem Unternehmen zu verdeutlichen, was der eigentliche Beweggrund für die Bewerbung ist (Intention) und was gerade Sie als Bewerber so besonders macht (das Alleinstellungsmerkmal).
Somit ist ein Anschreiben für die Bewerber vor allem ein Mittel zur Selbstvermarktung. Hieraus speist sich einerseits die Gefahr eines Anschreibens, andererseits aber auch der eigentliche Mehrwert. Beide Seiten legen die nächsten Abschnitte nochmals detaillierter dar.
Welche Form sollte ein Motivationsschreiben aufweisen?
Das gesamte Motivationsschreiben sollte keinesfalls länger als eine A4-Seite sein. Zudem sollten Sie auf eine abgestimmte Formatierung aller Elemente Ihrer Bewerbung achten. Die dritte Seite sollte idealerweise stimmig gestaltet und auf das Unternehmen angepasst sein, auch farblich.
Beispiel-Formulierungen und Floskeln für das Motivationsschreiben
Die folgenden Muster-Formulierungen für ein Motivationsschreiben dienen zur Orientierung. Wir zeigen Ihnen in welche Richtung ein Motivationsschreiben gehen soll. Die Beispiel-Formulierungen geben Ihnen Denkanstöße, sodass Sie ungefähr verstehen auf welche Fragen Sie bestenfalls eingehen sollten.
Tipp: Stellen Sie sich in Ihrem Motivationsschreiben selber Fragen und beantworten Sie diese. Antworten Sie in ausformulierten, zusammenhängenden Sätzen.
Das bringe ich mit:
- XY Jahre Berufserfahrung als XY
- Spezielle Erfahrung/Fachkenntnisse im Bereich XY
- …
Das sind meine Stärken – oder – Was Sie noch von mir wissen sollten:
- Teamwork ist für mich das A und O, in meiner Vegangenheit habe ich multiple Projekte wie XY in Teamarbeit umgesetzt.
- Ich bin extrem Stress-resistent und bleibe sogar bei XY sehr ruhig.
- …
Über mein fachliches Interesse – oder – Was Sie noch nicht über mich wissen:
- Technisch bin ich sehr begabt und interessiere mich hier vorallem für XY.
- Zusätzlich kenne ich mich, aufgrund von Weiterbildungen, sehr gut mit XY aus.
- …
Deswegen bin ich eine wertvolle Ergänzung für Ihr Team:
- Durch mein Sozialpraktikum im Pflegeheim habe ich mich zu einem sehr hilfsbereiten Menschen entwickelt, was ich bis heute beibehalten habe.
- Die Tätigkeit macht mir großen Spaß, wovon beide Seiten profitieren würden..
- …
Das erwarte ich von der Stelle als XY:
- Spannende und komplexe Projekte im Bereich XY.
- Ein angenehmes Arbeitsklima und Miteinander
- …
Deswegen ist Ihr Unternehmen mein Wunscharbeitgeber – oder – Warum ich mich bei Ihnen beworben habe:
- Weil die Stelle meine Erwartungen übertrifft.
- Ihr Unternehmen einen weltweiten Einfluss auf XY hat und ich gerne im Bereich XY mit meinen Kenntnissen zu XY Ihr Unternehmen unterstützen möchte.
- …
Wobei ich gerne mitwirken würde:
- Das Projekt XY hört sich mehr als spannend an und gerne würde ich ein Teil zu der Umsetzung beitragen.
- Von Produktentwicklung bis hin zum XY ist Ihr Unternehmen in allen Punkten mehr als fortschrittlich, daher würde ich gerne meinen Teil dazu beitragen, indem ich innovative XY..
- …
Können Unternehmen ein Motivationsschreiben fordern?
Ja, Unternehmen können ein Motivationsschreiben als Teil der Bewerbungsunterlagen fordern. Dies ist häufig in Stellenanzeigen explizit angegeben und ergänzt den klassischen Lebenslauf und das Anschreiben. Das Motivationsschreiben bietet dem Unternehmen die Möglichkeit, die persönlichen Beweggründe des Bewerbers sowie seine Passung zur Unternehmenskultur und zur ausgeschriebenen Position besser einzuschätzen.
Warum ist es sinnvoll, als Unternehmen ein Motivationsschreiben zu fordern?
Ein Motivationsschreiben bietet Unternehmen mehrere Vorteile im Bewerbungsprozess:
- Tiefe Einblicke in die Motivation: Ein Motivationsschreiben geht über den reinen Lebenslauf hinaus und ermöglicht es, die persönlichen Beweggründe eines Bewerbers zu verstehen. Es zeigt, warum der Bewerber sich gerade für diese Position und das Unternehmen interessiert. So lässt sich erkennen, wie gut die Leidenschaft und Ziele des Kandidaten mit den Anforderungen der Stelle übereinstimmen.
- Passung zur Unternehmenskultur: Im Motivationsschreiben können Bewerber darlegen, wie sie sich selbst im Unternehmen sehen und inwieweit ihre Werte und Arbeitsweise zur Firmenkultur passen. Dies hilft, Kandidaten auszuwählen, die nicht nur fachlich, sondern auch persönlich gut ins Team und die Organisation integriert werden können.
- Engagement und Ernsthaftigkeit: Das Verfassen eines Motivationsschreibens erfordert vom Bewerber Zeit und Mühe. Ein gut formuliertes Schreiben zeigt, dass der Bewerber sich intensiv mit der Position und dem Unternehmen auseinandergesetzt hat. Dies signalisiert Engagement und Ernsthaftigkeit und kann auf eine langfristige Bindung hinweisen.
- Individuelle Stärken und Persönlichkeit: Während der Lebenslauf vor allem berufliche Stationen und Qualifikationen abbildet, bietet das Motivationsschreiben Raum, um persönliche Stärken und Soft Skills detailliert darzustellen. Dies ermöglicht dem Unternehmen, die individuellen Eigenschaften des Bewerbers besser zu verstehen, die möglicherweise den entscheidenden Unterschied machen.
- Langfristige Ziele des Bewerbers: Im Motivationsschreiben werden oft auch die Karrierepläne und Zielvorstellungen des Bewerbers deutlich. Unternehmen können so erkennen, ob der Kandidat langfristig in das Unternehmen passen könnte und ob seine Ziele mit den Entwicklungsmöglichkeiten der Position übereinstimmen.
Vor- und Nachteile eines Motivationsschreibens aus Sicht des Bewerbers
Dass ein Bewerbungsschreiben für Personalentscheider also einen gewissen Mehrwert liefert, ist nicht von der Hand zu weisen. Doch: Vor allem in Zeiten von LinkedIn und Xing, die eine One-Click-Bewerbung möglich machen, stellt sich in der Welt der Human Resources oftmals die Frage, inwiefern ein Motivationsschreiben überhaupt noch sinnvoll ist. In dieser Diskussion gibt es daher auch einige Argumente, die deutlich machen, wieso ein Motivationsschreiben mehr hinderlich, denn hilfreich sein kann. Aber auch anders herum: Die Vor- und Nachteile eines Motivationsschreibens auf einem Blick:
Vorteile der Dritten Seite
Persönlichkeit: Durch dein Anschreiben wird klar, was für eine Person Sie sind. Skizzieren Sie Ihren Charakter. So kann Ihr Gegenüber einschätzen, ob Sie möglicherweise zum Team passen könnten.
Qualifikationen: Fakten, Fähigkeiten oder Kompetenzen, die noch keinen Platz im Bewerbungsschreiben oder Lebenslauf gefunden haben, können hier hervorgehoben werden.
Vorstellungsgespräch: Ein Motivationsschreiben erhöht die Chance auf ein persönliches Vorstellungsgespräch, da Interesse geweckt werden kann.
Freiwilligkeit: Dadurch, dass das Anschreiben nur selten ausdrücklich verlangt wird, zeugt es von hohem Interesse am Unternehmen, der ausgeschriebenen Stelle und Engagement, wenn eins vorliegt.
Konkurrenz: Stechen Sie aus der Masse heraus, indem Sie ein Bewerber sind, der das Anschreiben der Bewerbung beilegt. Durch Wortgewandtheit und stilvollen Formulierungen, können Sie beeindrucken.
Nachteile der Dritten Seite
Ton: Es ist schwierig den richtigen Ton und eine angebrachte Atmosphäre zu schaffen. Berichtet man ausschließlich von weiteren Fähigkeiten und Kompetenzen, kann es schnell passieren, dass man auf sein Gegenüber überheblich und arrogant wirkt. Ein Grund, nicht zu Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.
Wahrheit: Die meisten Bewerber beschreiben sich mit so vielen unterschiedlichen Floskeln, sodass sie schon fast zu anderen Personen werden. Bleiben Sie bei der Wahrheit und beschreiben Sie sich und Ihren Charakter.
Persönlichkeit: Ihr Gegenüber möchte Sie als Arbeitskraft und Person kennen lernen. Es ist also wichtig, dass Sie sich kurz beschreiben. Merkt der Personaler aber an Ihren Aussagen und Formulierungen, dass ihm Ihre Eigenschaften nicht gefallen, kann es vorkommen, dass Sie trotz mühevollem Motivationsschreiben nicht eingeladen werden. Somit kann das Thema ,,Persönlichkeit“ in einem Anschreiben ein Vor- aber auch ein Nachteil sein.
Nichtssagende und inhaltslose Phrasen: In Anschreiben werden Adjektive wie „hoch motiviert“, „belastbar“, „teamfähig“ oder „flexibel“ inflationär verwendet. Das hat zur Konsequenz, dass diese phrasenhaften Wörter – analog zum Geld bei einer Inflation – ihren Wert verlieren. Eine Aussage darüber, ob die Adjektive auf den Bewerber wirklich zutreffen, ist somit nicht mehr möglich.
Copy-Paste-Inhalte: Bewirbt sich ein Kandidat gleich auf mehrere oder ähnliche Stellen, ist es keine Seltenheit, dass Anschreiben nur per Copy & Paste entstehen: Formulierungen bleiben, während sich unternehmensbezogene Daten einfach austauschen lassen. Die Folge ist, dass sich der Mehrwert eines Motivationsschreibens – in dem man das Interesse an einer bestimmten Stelle darlegen soll – im Nichts auflöst.
Aber wie Sie sehen, überwiegen tatsächlich die Vorteile. Es ist also keine schlechte Idee ein Motivationsschreiben der Bewerbung beizulegen. Aber: Lassen Sie doch noch eine zweite Person mal drüber schauen und lassen Sie sich Feedback geben! So verhindern Sie, dass ein falsches Bild von Ihnen im Anschreiben vermittelt wird. Bleiben Sie seriös, authentisch und natürlich.
Gibt es geeignete Alternativen zum Motivationsschreiben?
Es muss nicht immer ein Anschreiben sein. Zu Zeiten von Social Media und Co. gibt es auch für Recruiter die Möglichkeit, auf neue Auswahlverfahren zu setzen. Dies bietet sich vor allem für Branchen oder Positionen an, für die ein Motivationsschreiben noch einen Mehrwert darstellt. Wie bereits dargelegt, ist dies vor allem für Stellen mit Führungsaufgaben oder Berufe mit einem hohen Anforderungsprofil der Fall.
Geeignete Alternativen zu einem Motivationsschreiben können sein:
- Telefon- und Videointerview
- Bewerbungsvideo
- Kreative Anschreiben
- Einreichen von Vorab-Projekten
Alternative 1: Video- und Telefoninterview
Auch Video- und Telefoninterviews können die Vorauswahl für ein persönliches Gespräch erleichtern. Das ist vor allem für große Unternehmen nützlich, die eine hohe Zahl an Bewerbern für eine Stelle verwalten müssen. Auch bei Video- oder Telefoninterviews kommt die Digitalisierung zum Zuge. Oftmals unterhalten sich die Kandidaten nämlich nicht direkt mit einem Personaler am anderen Ende der Leitung, sondern mit einem computerbasierten Avatar.
Dieser leitet die Kandidaten durch ein vorgefertigtes Interview, während die Antworten aufgezeichnet werden. Nach der Aufzeichnung werden die Ergebnisse gezielt evaluiert. Der Vorteil ist, dass zunächst deutlich weniger Personalaufwand für das Durchführen der Interviews nötig ist: So lassen sich sehr viel mehr Bewerber auf den Prüfstand stellen als bei einem klassischen Interview. Der Nachteil ist, dass es viele Bewerber stört, dass der menschliche Kontakt fehlt.
Alternative 2: Bewerbungsvideo
Im Falle eines Bewerbungsvideos bewirbt sich der Kandidat mit einem selbst gedrehten Video, anstatt mit einem Motivationsschreiben. Der Inhalt des Bewerbungsvideos ist dabei der gleiche wie in einem Motivationsschreiben: Der Kandidat erläutert, wieso er sich für die Stelle bewirbt und weshalb er sich für die ausgeschriebene Stelle eignet.
Der Videoclips sollte dabei nicht länger als 60 oder 90 Sekunden sein. Beispiele für gelungene Clips gibt es auf der Videoplattform YouTube zuhauf. Der Vorteil für Unternehmen ist, dass für die Sichtung wenig Zeit- und Personalaufwand aufgewendet werden muss. Der Nachteil ist, dass Bewerber die Aufnahme des Videos als weitere Hürde wahrnehmen könnten. Nicht jeder ist im Umgang mit Videoaufzeichnungen und -schnitten versiert. Dadurch könnte der eine oder andere Interessierte von einer Bewerbung absehen.
Alternative 3: Kreative Anschreiben
Sei es ein Ein-Zeilen-Anschreiben oder ein Motivationsschreiben, das unter anderem daraus besteht, darzulegen, was man nicht kann, anstatt aufzuzählen, welche Fähigkeiten einen besonders auszeichnen: Kreative Bewerbungsschreiben können hilfreich sein, den richtigen Kandidaten für eine Stelle zu finden. Vor allem, wenn in der zukünftigen Position viel Kreativität vonnöten ist.
Auch One-Click-Bewerbungen, die auf immer mehr Online-Recruiting-Seiten wie Xing oder LinkedIn zu finden sind, gewinnen an Beliebtheit. Hierbei bewirbt sich der Kandidat lediglich mit seinem Profil, wodurch die Hürde, sich zu bewerben stark gesenkt wird.
Der Vorteil dieser Bewerbungsmethoden ist, dass sich tendenziell sehr viel mehr Menschen bewerben. Es wird dadurch wahrscheinlicher, die richtige Besetzung für eine vakante Stelle zu finden. Der Nachteil solcher Methoden ist aber, dass der Mehrwert eines Motivationsschreibens so gut wie wegfällt. Da für einen Beruf nicht nur „harte“, sondern auch „weiche“ Fähigkeiten relevant sind, ist noch immer wichtig, diese während des Bewerbungsprozesses in Erfahrung zu bringen.
Alternative 4: Einreichen von Vorab-Projekten
„Do the job before you get the job” ist hier die Devise: Personalverantwortliche können somit eine Art Arbeitsprobe verlangen, indem sie zum Beispiel fordern, dass die Bewerber ein Probe-Projekt für das Unternehmen durchführen.
Das kann unter anderem bei Webdesignern oder Marketing-Berufen sinnvoll sein. Hierdurch zeigt der Bewerber seine Motivation für das Unternehmen, da er sich genauer mit der Firma und dem Arbeitsauftrag beschäftigen muss. Auch sein Know-how und seine Fähigkeiten, die ihn für die ausgeschriebene Stelle prädestinieren, zeigen sich so. Jedoch sollten Sie nicht vernachlässigen, dass diese „Arbeit zum Nulltarif“ auch eine Hürde für den Kandidaten darstellen könnte.
Fazit: Sind Motivationsschreiben nun sinnvoll oder nicht?
Nachdem nun die Vor- und Nachteile eines Auswahlverfahrens mit Motivationsschreiben in einem Lebenslauf dargelegt wurden, drängt sich die Frage auf: Sind Motivationsschreiben nun sinnvoll oder eben nicht? Wäre es vielleicht besser, grundsätzlich auf Anschreiben zu verzichten? Solche Fragen lassen sich nicht pauschal beantworten.
Branche und Stelle beachten
Vor allen in Branchen, die technischer oder handwerklicher Natur sind, lässt sich die Relevanz eines Bewerbungsschreibens im anzweifeln. Denn die Frage, ob es für einen Maurer oder einen Bäcker wirklich wichtig ist, dass er zur Ausübung seines Berufs eine besondere Wortgewandtheit mitbringt, lässt sich oftmals mit Nein beantworten.
Doch nicht nur die Branche ist ein Anhaltspunkt, ob ein Motivationsschreiben sinnvoll ist oder nicht. Vor allem die Funktion, in der der zukünftige Arbeitnehmer eingesetzt werden soll, kann bei einer Entscheidung für oder gegen ein Motivationsschreiben hilfreich sein. Denn: Soll ein Mitarbeiter eine Führungsposition übernehmen, gilt ein gut geschriebenes Anschreiben bis heute noch als wichtiger Anhaltspunkt in der Frage, ob er sich für die Stelle eignet oder nicht. Schlicht und ergreifend aufgrund der inhaltlichen Tiefe eines Motivationsschreibens.
Candidate Experience: Was halten die Bewerber vom Anschreiben?
Zu Zeiten des Fachkräftemangels wird eine positive Candidate Experience zunehmend wichtiger. Dabei geht es nicht nur um zeitnahe Antworten und einen transparenten Bewerbungsprozess, sondern auch um das konkrete „Wie“. Wie würden sich Kandidaten gerne bewerben – mit oder ohne Anschreiben?
In der Monster Recruiting Trends Umfrage geben zum Beispiel 36,5 Prozent der Befragten an, dass sie auf das Verfassen eines Motivationsschreibens verzichten würden, wenn sie beim Bewerbungsprozess die Wahl hätten. Ein Anschreiben kann somit von den Kandidaten auch als Hürde wahrgenommen werden.