Gründungsfinanzierung: Alle Finanzierungsmöglichkeiten im Blick

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Eine gute Geschäftsidee ist der erste Schritt einer erfolgreichen Existenzgründung und Selbstständigkeit. Nicht weniger wichtig ist jedoch die Finanzierung des Vorhabens. Dabei gibt es eine Vielzahl verschiedener Finanzierungsformen und -möglichkeiten in Deutschland. In unserem Artikel stellen wir Ihnen die wichtigsten Formen der Gründungsfinanzierung vor, gehen auf die jeweiligen Vor- und Nachteile ein und zeigen Ihnen auf, was die Voraussetzungen für die erfolgreiche Finanzierung einer Geschäftsidee sind.
Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet Gründungsfinanzierung?

Der Begriff Gründungsfinanzierung beschreibt alle Formen der Kapitalbeschaffung in der Gründungsphase eines Unternehmens. Die Gründungsfinanzierung dient demnach zur Deckung aller Kosten, die im Rahmen der Gründung anfallen. Dazu zählen unter anderem:

  • Investitionskosten für Waren und Maschinen
  • Notar- und Anwaltskosten
  • Büro- und Geschäftsausstattung
  • Initiale Marketingausgaben

Eine Gründungsfinanzierung setzt sich in der Regel aus Eigenkapital und Fremdkapital zusammen, da die eigenen Mittel – je nach Größe des Gründungsvorhabens – nicht immer ausreichen. Neben dem Eigenkapital stehen Gründern zahlreiche Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Dazu gehören unter anderem:

In der Theorie werden alle Aktivitäten im Zusammenhang mit der Mittelbeschaffung bei der Gründung als Gründungsfinanzierung bezeichnet. Dazu zählen beispielsweise Kalkulationen, bei kleineren Gründungen – beispielsweise im Nebenerwerb – auch Geldflüsse von privaten auf geschäftliche Konten. In der Praxis bezeichnet Gründungsfinanzierung jedoch vielmehr alle Finanzierungsformen, bei denen Fremdkapital eine Rolle spielt. 

Warum ist eine Gründungsfinanzierung wichtig?

Die Gründungsfinanzierung ist für jeden Gründer elementar, um das anvisierte Gründungsvorhaben wie geplant und mit Erfolg zu realisieren. Denn mit der Gründungsfinanzierung sollen alle Forderungen und Kosten, die während der Gründungsphase anstehen, gedeckt werden. Vor allem bei Geschäftsmodellen, die eine hohe Summe an Kapital erfordern, bevor beispielsweise Waren produziert werden können, ist eine durchdachte Gründungsfinanzierung wichtig.

Insbesondere Finanzierungsmöglichkeiten, die auf Fremdkapital basieren, sind für viele Gründer unerlässlich. Schließlich können angehende Unternehmer in vielen Fällen nicht genug Eigenkapital aufbringen – oder möchten es nicht, da sie ansonsten illiquide wären.

Weitere Vorteile einer Gründungsfinanzierung:

  • Starthilfe: Als Gründer erhalten Sie beispielsweise staatliche Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Diese nicht zu nutzen, wäre fahrlässig.
  • Flexibilität: Crowdfunding, öffentliche Zuschüsse – es gibt verschiedene Formen der Kapitalbeschaffung. So lässt sich für jedes Gründungsvorhaben die perfekte Finanzierung finden.
  • Planung: Egal, ob mit Eigen- oder Fremdkapital – wer sich um die Gründungsfinanzierung kümmert, muss seine Geschäftsidee zwingend im Detail planen und vorausschauend strategisch denken.

Was sind die Voraussetzungen für eine Gründungsfinanzierung?

Wer sich in der Unternehmensgründung befindet und eine Gründungsfinanzierung beantragen möchte, braucht in jedem Fall einen Businessplan. Denn dieser enthält alle Informationen rund um die Geschäftsidee und das Gründungsvorhaben. Dazu gehören unter anderem:

  • Kundennutzen, 
  • Alleinstellungsmerkmale, 
  • Zielgruppen, 
  • Strategien, 
  • Überlegungen zu Rechtsformen, 
  • Chancen und Risiken.

Egal, ob private Hausbanken oder öffentliche Förderinstitute wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau: Der Businessplan bildet die primäre Entscheidungsgrundlage für Kreditgeber, ob der Antrag genehmigt oder abgelehnt wird. Auch viele Investoren möchten Einblick in dieses für die Gründungsfinanzierung wichtige Dokument und knüpfen Ihr Investment an dessen Inhalt.

Um die Höhe der erforderlichen Finanzierung zu ermitteln, ist ein Kapitalbedarfsplan wichtiger Bestandteil des Businessplans. Er enthält alle (geplanten) Einnahmen und Ausgaben – sowohl in der Phase der Gründung als auch solche, die zu einem späteren Zeitpunkt auftreten. In der Praxis planen Sie an dieser Stelle meist mittelfristig. Sie listen sämtliche erwartete Posten, dazu zählen auch beispielsweise Personal und Investitionen, der ersten drei bis fünf Jahre auf.

Mit dem Businessplan inklusive Finanzplan und Kapitalbedarfsplan im Gepäck können Sie eine Fremdfinanzierung anfordern. In der Phase der Gründung können Sie sich zudem Hilfe und Beratung von Steuerberatern, Instituten wie der Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Privaten einholen. Diese helfen bei der Finanzierungsvorbereitung und -anforderung.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten für Gründer gibt es in Deutschland?

Eine Selbstständigkeit kann aus finanzieller Sicht entweder aus eigenen Mitteln (Eigenkapital) oder mit externer Hilfe (Fremdkapital) gestemmt werden. Überwiegend werden beide Finanzierungsmöglichkeiten miteinander kombiniert.

Eigenkapital

Gerade bei wenig kapitalintensiven Unternehmensgründungen – beispielsweise als Einzelunternehmer im Bereich Coaching – wenden Gründer eigene Mittel auf, um das Startkapital für ihre Firma zu beschaffen. Dazu zählen Gelder auf Bankkonten, Lebensversicherungen, Immobilien Bausparverträge oder Wertpapierkonten.

Doch auch für viele Formen der Fremdfinanzierung ist ein Grundstock an Eigenkapital erforderlich. Der primäre Vorteil von Eigenmitteln: Sie sind niemandem Rechenschaft schuldig oder müssen die Verwendung der Gelder begründen und dokumentieren.

Beteiligungskapital

Unter Beteiligungskapital (Venture Capital) werden Gelder von privaten oder institutionellen Investoren (oft auch Business Angels genannt) verstanden, die im Gegenzug für ihr Kapital eine Beteiligung am Unternehmen erhalten.

In vielen Fällen, gerade bei hochprozentigen Beteiligungen, erhält der Investor ein Mitsprache- und/oder Mitentscheidungsrecht. Der Vorteil von Beteiligungskapital: Investoren bringen oft nicht nur Geld, sondern auch Know-how mit in das Unternehmen.

In Deutschland gibt es rund 250 Beteiligungsgesellschaften. Auch der Staat bietet solche Möglichkeiten. Mit dem High Tech Gründerfonds oder dem Mikromezzaninfonds beteiligt er sich an investitionswerten Geschäftsideen. Im Vergleich zu Fremdkapital (zum Beispiel Bankkredite) muss Beteiligungskapital nicht zurückgezahlt werden.

Bankkredite

Wer mit Unternehmungsgründung keine Kontrolle abgeben will und dennoch Fremdkapital benötigt, kann sich um einen klassischen Bankkredit bemühen. Dieser wird auf Basis der Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers gewährt oder nicht – Basis dafür ist ein durchdachter und realistischer Businessplan und meist ein Grundstock an Eigenkapital als Sicherheit.

Wenn Sie kreditwürdig sind und ein „Existenzgründerdarlehen“ erhalten, müssen Sie dieses inklusive Zinsen über die vereinbarte Laufzeit vollständig zurückzahlen. Je höher Ihr Rating von der Bank – also je kreditwürdiger Sie sind – desto niedriger in der Regel der Zinssatz.

Öffentliche Förderkredite

Um Ihr Startkapital zu erhalten, können Sie auch öffentliche Förderkredite beantragen. Im Vergleich zu Bankkrediten sind die Konditionen meist moderater und die Chance, dass der Kredit bewilligt wird, ist höher.

Zu den größten Kreditgebern in öffentlicher Hand zählen regionale Landesförderbanken, beispielsweise die L-Bank Landeskreditbank Baden-Württemberg oder die NBank Investitions- und Förderbank Niedersachsen.

Das wohl bekannteste Institut ist jedoch die Kreditanstalt für Wiederaufbau, kurz KfW. Die staatliche Bank bietet zahlreiche Förderprogramme für Existenzgründer, darunter:

  • ERP-Gründerkredit
  • ERP-Kapital für Gründung
  • ERP-Förderkredit KMU

Diese Fördermittel sind besonders lukrativ für Gründer. Beim Gründerkredit „ERP-Kapital für Gründung“ müssen Sie beispielsweise in den ersten sieben Jahren keine Tilgung, sondern lediglich den Zins zahlen. Die maximale Höhe des für bis zu drei Jahre nach der Existenzgründung beantragbaren Kredits beträgt 500.000 Euro.

Zuschüsse

Neben rückzahlungspflichtigen Fördergeldern gibt es auch Zuschüsse, die Sie nicht zurückzahlen müssen. Vor allem für Gründer aus der Arbeitslosigkeit heraus bietet der Staat Unterstützung an.

Folgende Zuschüsse sind die bekanntesten:

  • Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein für Gründer aus der Arbeitslosigkeit (AVGS): Möglichkeit, eine kostenlose Beratung für verschiedene Zwecke (Businessplan, Unternehmensgründung allgemein etc.) in Anspruch zu nehmen.
  • Gründungszuschuss für ALG-1-Empfänger: In zwei Phasen (insgesamt 15 Monate) erhalten Gründer zuerst ein halbes Jahr lang das normale Arbeitslosengeld (ALG) und zusätzlich 300 Euro pro Monat. Anschließend kann eine Verlängerung um neun Monate beantragt werden.
  • Einstiegsgeld für ALG-2-Empfänger: Das Einstiegsgeld wird individuell bemessen, ist allerdings auf 432 Euro monatlich gedeckelt.

Diese staatlichen Zuschüsse sind an diverse Voraussetzungen geknüpft. Diese werden bei Antragstellung von der bearbeitenden Stelle, dem Arbeitsamt, geprüft. Nur, wenn alle Bedingungen erfüllt sind, wird der Zuschuss gewährt.

Crowdfunding

Ähnlich wie bei Beteiligungskapital werden über Crowdfunding externe Kapitalgeber gesucht, die mit ihrem Geld kleine Anteile am Unternehmen erwerben.

Der Unterschied: Über Crowdfunding-Plattformen wie Startnext oder Kickstarter erfolgt die Akquise des Fremdkapitals gänzlich privat, Investoren sind ebenfalls in der Regel Privatleute. Diese können bereits ab geringen Geldbeträgen – beispielsweise zehn Euro – in aus ihrer Sicht attraktive und vielversprechende Geschäftsideen investieren.

Diese Möglichkeit der Beschaffung von Startkapital hat vor allem in den letzten Jahren mit der zunehmenden Globalisierung und Vernetzung an Beliebtheit gewonnen.

Was sind die Vor- und Nachteile der Finanzierungsformen?

Die sechs Möglichkeiten zur Gründungsfinanzierung weisen Vor- und Nachteile auf. Wir haben diese in der folgenden Tabelle für Sie zusammengestellt:

FinanzierungVorteileNachteile
EigenkapitalKeine Rechtfertigung über Mittelverwendung gegenüber Dritten



Unabhängigkeit
 
Beteiligungskapital

Investoren, Business Angels
Hohe Geldbeträge möglich



Nicht nur Kapital, auch Know-how der Investoren kommt ins Unternehmen
Abgabe von Entscheidungs- und Mitspracherechten



Klare Erwartungen der Investoren (Unternehmen muss rentabel sein / werden)
BankkrediteBei Niedrigzinsphase attraktive Möglichkeit, schnell eine große Summe Geld zu erhalten



Hohe Planungssicherheit



Zinsen können als Aufwand verbucht werden und mindern die Steuerlast
Bonitätsprüfung erforderlich, für junge Gründer oft eine hohe Hürde



Muss komplett inkl. Zinsen zurückgezahlt werden
Öffentliche Förderkredite und Fördermittel

z.b. Landesbanken, KfW
Attraktive Konditionen



Verschiedene Auswahlmöglichkeiten



Bei Niedrigzinsphase attraktive Möglichkeit, schnell eine große Summe Geld zu erhalten



Zinsen können als Aufwand verbucht werden und mindern die Steuerlast
Muss komplett inkl. Zinsen zurückgezahlt werden



Klarer Anforderungskatalog
ZuschüsseKeine RückzahlungsverpflichtungAn klare Kriterien geknüpft und nicht für jeden Gründer möglich
CrowdfundingVorstellung der Geschäftsidee einer breiten Öffentlichkeit



Geht eine Idee viral, kommt schnell eine hohe Summe an Kapital zusammen
Hoher „Marketingaufwand“, um das eigene Projekt zu promoten



Viele einzelne Investoren, die wissen wollen, was mit ihrem Geld passiert

Wie sollte das Verhältnis von Eigenkapital und Fremdkapital sein?

Die Gründungsfinanzierung besteht bei Start-ups meist aus einer Mischform von Eigenkapital und Fremdkapital aus aufgeführten Quellen. Je nachdem, wie kapitalintensiv eine Geschäftsidee ist, verschiebt sich der „Kapitalregler“ in die eine oder andere Richtung.

Ein klares und festgelegtes Verhältnis zwischen den beiden Finanzierungsformen gibt es nicht. Während beispielsweise ein Einzelunternehmer im Dienstleistungsbereich gänzlich ohne Fremdkapital auskommen kann, benötigt ein Gründer im produzierenden Gewerbe hohe Summen an Fremdkapital. In beiden Fällen ist die Gewichtung völlig unterschiedlich, beide machen jedoch nichts „falsch“.

Über die Phase der Unternehmensgründung hinaus wird in der Praxis die Faustregel angewandt, dass das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital nicht höher als 2:1 sein sollte. In anderen Worten: Das Fremdkapital sollte nicht mehr als das Doppelte des Eigenkapitals ausmachen.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Gründungsfinanzierung

Zum Abschluss haben wir für Sie die Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Thema Gründungsfinanzierung zusammengestellt.

Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder mit Eigenkapital oder Fremdkapital. In der Praxis ist es meist eine Mischung aus beidem. Fremdkapital erhalten Sie über Banken, die öffentliche Hand (Kredite und rückzahlungsfreie Zuschüsse), Crowdfunding oder Investoren.
Alle Hausbanken vergeben klassische Kredite für Gründer. Zudem gibt es Landesbanken und die KfW, die von staatlicher Seite aus Gründerkredite vergeben. Diese sind an weniger Bedingungen geknüpft als klassische Darlehen und weisen deutlich attraktivere Konditionen auf,
Der Staat unterstützt mit drei Zuschüssen zum Startkapital, das für die Selbstständigkeit notwendig ist. Neben Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheinen für Gründer aus der Arbeitslosigkeit gibt es einen Gründungszuschuss für ALG-1-Empfänger sowie das Einstiegsgeld für ALG-2-Empfänger.
Die Höhe von Gründerkrediten ist vom Institut abhängig, das sie vergibt. Der bekannteste öffentliche KfW-Kredit liegt beispielsweise bei 125.000 Euro.
Ein KfW-Gründerkredit zur Unternehmensgründung wird nicht direkt bei der KfW, sondern bei Ihrer Bank beantragt. Die KfW bietet online einen Förderassistenten an, mit dem Sie den Antrag vorbereiten können.