Betriebliche Gesundheitsförderung: Maßnahmen, Beispiele, Kosten & Vorteile
- Was bedeutet betriebliche Gesundheitsförderung?
- Was ist der Unterschied zwischen BGF und BGM?
- Was ist das Ziel der betrieblichen Gesundheitsförderung?
- Sind Arbeitgeber zur betrieblichen Gesundheitsförderung verpflichtet?
- Welche Vorteile haben Sie und Ihre Beschäftigten durch die BGF?
- Wie wird die betriebliche Gesundheitsförderung umgesetzt?
- Wie hoch sind die Kosten der betrieblichen Gesundheitsförderung?
- Welche Förderung bieten Krankenkassen bei der betrieblichen Gesundheitsförderung?
- Sind Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung steuerfrei?
Was bedeutet betriebliche Gesundheitsförderung?
Die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist eine Strategie im Rahmen Ihrer Fürsorgepflicht als Arbeitgeber, die darauf abzielt, die Gesundheit Ihrer Arbeitnehmer durch verschiedene Maßnahmen gezielt zu fördern. Durch diese gesundheitsfördernden Maßnahmen sollen Berufskrankheiten vorgebeugt und das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit auf der Arbeit gestärkt werden.
Die Umsetzung der Gesundheitsförderung erfolgt dabei unter Berücksichtigung der Arbeitsmittel, der Arbeitsplatzumgebung sowie der Arbeitsorganisation. Dazu gehören auch die persönliche Lebenssituation der Mitarbeiter und die Sozialbeziehungen im Betrieb.
Damit stellt die betriebliche Gesundheitsförderung neben dem Arbeitsschutz und dem betrieblichen Eingliederungsmanagement ein wesentlicher Bestandteil des betrieblichen Gesundheitsmanagements, kurz BGM, dar.
Was ist der Unterschied zwischen BGF und BGM?
Die betriebliche Gesundheitsförderung ist ein einzelner Baustein beziehungsweise eine Säule des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Während das betriebliche Gesundheitsmanagement die Planung und Schaffung eines betrieblichen Rahmens umfasst, der sich positiv auf die Gesundheit aller Mitarbeiter auswirkt, beinhaltet das BGF konkrete Maßnahmen und praktische Ansätze zur Umsetzung der Gesundheitsförderung.
Was ist das Ziel der betrieblichen Gesundheitsförderung?
Die betriebliche Gesundheitsförderung verfolgt primär das Ziel, die Gesundheit aller Arbeitnehmer eines Betriebs langfristig aufrechtzuerhalten und durch verschiedene Maßnahmen nachhaltig zu fördern. Daneben verfolgt die betriebliche Gesundheitsförderung die folgenden Ziele:
- Stärkung der Arbeitsfähigkeit, Leistungsfähigkeit und persönlichen Ressourcen,
- Vermeidung bzw. Prävention von Berufskrankheiten und Verminderung von Fehlzeiten,
- Verbesserung der psychischen Gesundheit und Prävention von Burn-Out,
- Förderung einer gesunden Work-Life-Balance.
Sind Arbeitgeber zur betrieblichen Gesundheitsförderung verpflichtet?
Nein, die betriebliche Gesundheitsförderung ist nicht gesetzlich verankert und somit eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers. Anders verhält es sich mit dem Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie mit dem BEM, dem betrieblichen Eingliederungsmanagement. Hierbei handelt es sich um rechtliche Grundlagen, dessen Umsetzung für Sie als Arbeitgeber verpflichtend sind.
Welche Vorteile haben Sie und Ihre Beschäftigten durch die BGF?
Von einer betrieblichen Gesundheitsförderung profitieren nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Arbeitgeber. Folgende Vorteile ergeben sich aus dem BGF:
Arbeitgeber | Arbeitnehmer |
Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit | Langfristige Verbesserung des Gesundheitszustandes |
Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter bleibt erhalten | Arztbesuche werden deutlich weniger |
Identifikation mit dem Unternehmen | Gesundheitliche Bedingungen im Unternehmen verbessern sich |
Steigerung der Qualität und der Produktivität | Senkung der physischen und psychischen Belastungen (Prävention von Berufskrankheiten) |
Weniger Ausfälle der Mitarbeiter / dadurch Kostensenkung | Verbesserung der Qualität der eigenen Arbeit |
Aufwertung des allgemeinen Images des Unternehmens | Zunahme der eigenen Leistungsfähigkeit |
Wie wird die betriebliche Gesundheitsförderung umgesetzt?
Es gibt zwei Arten von Maßnahmen, wie die betriebliche Gesundheitsförderung im Betrieb eingesetzt wird:
- Verhaltensprävention: Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, die auf das Verhalten der Beschäftigten abzielen.
- Verhältnisprävention: Hierunter fallen Maßnahmen, welche die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter untersuchen.
Die folgenden Beispiele zeigen, welche Maßnahmen und Leistungen Sie im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung zur Stärkung der physischen und psychischen Gesundheit umsetzen können. Welche dieser Maßnahmen sich für Ihr Unternehmen eignet, hängt von der Größe Ihres Betriebes sowie von Ihren finanziellen Ressourcen bzw. Ihr Budget ab.
Flexible Arbeitszeiten für die Mitarbeiter ermöglichen
Die optimale Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat für Mitarbeiter heutzutage einen hohen Stellenwert. Wenn Sie Ihnen die Möglichkeit geben, ihre Arbeitszeiten flexibel zu gestalten und Kernarbeitszeiten vorgeben, stärken Sie damit das Wohlbefinden sowie die Leistungsfähigkeit und die Motivation Ihrer Beschäftigten.
Home-Office-Regelungen treffen
Die Arbeit im Home Office hat nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie stark an Bedeutung gewonnen. Doch auch nach der Pandemie haben zahlreiche Unternehmen die Home-Office-Regelung beibehalten und entsprechende Regelungen getroffen.
Mit der Arbeit im Home Office können Ihre Beschäftigten Arbeit und Privatleben besser vereinen. Darüber hinaus fällt der Arbeitsweg weg. Somit sind Ihre Mitarbeiter deutlich leistungsfähiger. Zudem helfen die neuen Kommunikationstechnologien für eine entspannte Arbeitsatmosphäre in den heimischen vier Wänden.
Förderung von werdenden Eltern
Verschiedene Studien haben ergeben, dass die Mehrheit der Mütter nach der Geburt ihres Kindes für mindestens ein Jahr in Elternzeit geht. Bei den Vätern sind es oft nur zwei Monate, die sie in Elternzeit verbringen. Darüber hinaus verdeutlicht eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, dass 78 Prozent der in Vollzeit arbeitenden Väter ihre Arbeitszeit reduzieren möchten. Sie als Arbeitgeber können dahingehend darüber nachdenken, wie Sie eine Unternehmenskultur schaffen können, in denen die vorherrschenden Geschlechternormen nicht existieren und sowohl Mitarbeiterinnen als auch Mitarbeiter von der Elternzeit vollumfänglich profitieren.
Gesundheitsbefragungen
Mit regelmäßigen und anonymen Gesundheitsbefragungen erhalten Sie einen Ist-Zustand über die aktuellen Arbeitsbedingungen Ihrer Mitarbeiter. Darüber hinaus lassen die anonymen Befragungen nicht nur Rückschlüsse auf die Gesundheit, sondern auch auf die Motivation und die allgemeine Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter zu.
Die Befragungen sind für Arbeitgeber eine Qualitätskontrolle und ein Indikator dafür, wie sie die betriebliche Gesundheitsförderung im Betrieb weiter voranbringen können. Zudem schaffen Sie durch die Befragungen eine Feedback-Kultur in Ihrem Unternehmen. So haben Ihre Mitarbeiter die Möglichkeit, Ihre Sicht der Dinge zu schildern und an der Optimierung der Gesundheit am Arbeitsplatz mitzuwirken.
Gefährdungsbeurteilung durchführen
Laut § 5 des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) sind Sie als Arbeitgeber zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung verpflichtet. Es gilt als das wichtigste Instrument im Arbeitsschutz, Gefährdungen am Arbeitsplatz zu erkennen. Mit entsprechenden Schutzmaßnahmen sollen die Gefährdungen beseitigt beziehungsweise auf ein Minimum reduziert werden.
Die psychische Gefährdungsbeurteilung beschäftigt sich, wie der Name bereits verrät, mit den psychischen Gefährdungen am Arbeitsplatz. Zu den psychischen Belastungen zählen zum Beispiel allgemeine Arbeitsüberlastung, Burn-out und Vereinsamung im Homeoffice. Darüber hinaus zählt Mobbing zu den psychischen Belastungen, was Sie in Ihrer Gefährdungsbeurteilung berücksichtigen müssen.
Aktives Verhalten im Rahmen des BEM
Mitarbeiter, die länger als ein Jahr aufgrund einer Erkrankung ausgefallen sind, müssen nach ihrer Genesung angemessen im Betrieb eingegliedert werden. Sie als Arbeitgeber sind maßgeblich für das betriebliche Eingliederungsmanagement verantwortlich. Gemeinsam mit dem Betriebsarzt sollte das BEM einem vorher festgelegtem Zeitplan folgen. Dabei hat die Qualität des BEM maßgeblichen Einfluss auf die weitere gesundheitliche Entwicklung des Mitarbeiters.
Im Rahmen des BEM sollten Arbeitgeber die Arbeitszeiten des betreffenden Arbeitnehmers zunächst geringhalten und schrittweise erhöhen. So kann die wöchentliche Arbeitszeit über einen bestimmten Zeitraum zunächst acht bis zehn Stunden betragen. Dabei sollten die Mitarbeiter keinen großen körperlichen Belastungen ausgesetzt sein. Zudem sollten Sie immer das persönliche Gespräch mit den Beschäftigten führen. In beiderseitigem Einvernehmen können Sie die Arbeitszeit erhöhen.
Wie hoch sind die Kosten der betrieblichen Gesundheitsförderung?
Es gibt keine konkreten Angaben zu den Kosten für die BGF. Vielmehr hängt die Höhe der Kosten von den gesundheitsförderlichen Leistungen ab, die Sie in Ihrem Betrieb umsetzen möchten – sowie von der Dauer der Maßnahmen. Investitionen, beispielsweise in den täglichen Obstkorb oder in gemeinschaftliche Gesundheitstage mit internen Schulungen, werden eher gering ausfallen. Betriebssportangebote und -kurse hingegen können lediglich mit einem höheren Budget umgesetzt werden.
Größere Kostenfaktoren wiederum sind die Installation von Lärmschutzwänden im Büro oder die Anschaffung von ergonomischen Arbeitsplätzen. Auch die Umgestaltung zu barrierefreien Arbeitsplätzen und Büroräumen ist ein großer Kostenfaktor, den Sie nicht unterschätzen dürfen.
Welche Förderung bieten Krankenkassen bei der betrieblichen Gesundheitsförderung?
Die gesetzlichen Krankenkassen unterstützen Unternehmen bei der BGF. Die Kosten für die einzelnen Maßnahmen werden – zumindest teilweise – übernommen. Den gesetzlichen Rahmen zur finanziellen Unterstützung seitens der Krankenkassen liefert § 20 SGB V. Auf der Grundlage von § 20b SGB V fördern Krankenkassen Sie mit Leistungen zur Gesundheitsförderung in Betrieben – vor allem den Aufbau und die Förderung von gesundheitsstärkenden Strukturen.
Bei der Unterstützung seitens der Krankenkassen hat der Gesetzgeber festgelegt, dass die Ausgaben pro Versicherten und pro Jahr bei 3,15 Euro liegen (§ 20 Abs. 5 SGB V).
Im Rahmen der Unterstützung erfassen die Krankenkassen die gesundheitliche Situation im Unternehmen und beziehen dabei Sie als Arbeitgeber und Verantwortlichen im Betrieb und Ihre Mitarbeiter mit ein. Bei der Erfassung des gesundheitlichen Ist-Zustandes im Betrieb berücksichtigen die Krankenkassen auch die Einschätzung des Betriebsarztes sowie die der Fachkraft für Arbeitssicherheit.
Sind Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung steuerfrei?
Spezielle Maßnahmen der BGF können Arbeitgeber steuerlich geltend machen – dies gilt insbesondere für gesundheitsförderliche Aktivitäten, die von den Krankenkassen zertifiziert sind. Pro Mitarbeiter und Jahr gilt dabei ein Freibetrag von 600 Euro für die betriebliche Gesundheitsförderung. Allerdings sind nicht alle Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung steuerfrei.
Welche Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sind steuerfrei?
Die folgenden Maßnahmen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sind bis zu dem Freibetrag von 600 Euro pro Jahr je Mitarbeiter steuerfrei:
- Änderung der Ernährungsgewohnheiten
- Vermeidung von Mangel- und Fehlernährung
- Reduktion von Übergewicht
- Sportliche Aktivitäten
- Bewegungsmangel reduzieren
- Förderung von Stressbewältigungskompetenzen
- Förderung des Nichtrauchens
- Risikoarmer Alkoholkonsum / Reduzierung von Alkoholkonsum
Welche Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sind steuerpflichtig?
Die folgenden Maßnahmen der Gesundheitsförderung werden explizit von der Steuerbefreiung ausgeschlossen. Obwohl auch diese Leistungen der Prävention von Berufskrankheiten dienen und gesundheitsförderlich sind, kann kein Freibetrag von 600 Euro angesetzt werden.
- Mitgliedsbeiträge in Fitnesscentern und Sportvereinen
- Trainingseinheiten einer Sportart
- Investitionen in Nahrungsergänzungsmitteln
- Massagen
- Medikamente zur Gewichtsabnahme
Wer ist an der BGF beteiligt?
An der betrieblichen Gesundheitsförderung sind neben Ihnen als Arbeitgeber weitere Akteure beteiligt. Dazu gehören Ihre Beschäftigten sowie der Betriebsarzt und die Fachkraft für Arbeitssicherheit. Darüber hinaus sollten Sie den Betriebsrat in die BGF mit einbeziehen. Zudem sollten Sie den Qualitätsmanager und die Schwerbehindertenvertretung als Partner für die BGF mit ins Boot holen.