Nicht erst durch die 2009 aufgetretene Suizidserie bei Mitarbeitern von France Telecom und ähnliche Ereignisse bei chinesischen Arbeitern in diesem Jahr ist diese Thematik stark in den Fokus gerückt. Wissenschaftler des Klinikums rechts der Isar der TU München haben kürzlich 312 deutsche Psychiater befragt, wie sie die Situation aktuell einschätzen. Die Ergebnisse sind relativ eindeutig:
Arbeitsbedingungen zunehmend belastend
85 Prozent der befragten Psychiater hatten den Eindruck, dass der Anteil der Patienten, bei denen die Arbeitsbedingungen einen krankmachenden Faktor darstellten, in den letzten zehn Jahren deutlich angestiegen ist. Bei 26 Prozent ihrer Patienten seien die Arbeitsbedingungen Hauptauslöser der psychischen Erkrankung, so die Mediziner. Sind die Betroffenen erst einmal manifest erkrankt und müssen krankgeschrieben werden, wird – nach Erfahrung der Psychiater – rund ein Drittel von ihnen von Vorgesetzten und Kollegen nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz stigmatisiert. Wen wundert es da, dass 38 Prozent der Ärzte ihren Patienten davon abraten, Vorgesetze über ihre psychische Erkrankung zu informieren.
Richtigen Umgang mit psychisch kranken Mitarbeitern lernen
Stattdessen befürworteten fast alle (94 Prozent) Schulungen von Führungskräften zum richtigen Umgang mit psychisch kranken Mitarbeitern sowie deren gezielte Unterstützung durch Einzelfallberatung in schwierigen Situationen. Zusätzlich empfahl die Mehrheit der Psychiater (84 Prozent) betriebsinterne Aufklärungskampagnen zum Thema Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz. Wenn in Ihrem Betrieb Anzeichen für die dargestellte Problematik bestehen, sollten Sie unbedingt einen Arbeitspsychologen zu Rate ziehen. Eine regelmäßige Schulung der Führungskräfte im richtigen Umgang mit Mitarbeitern hilft zudem dabei, psychischen Fehlbelastungen unter den Mitarbeitern vorzubeugen. Hilfreich sind hier Seminare, Coachings oder spezielle Beratungsliteratur für Ihre Führungskräfte.