Das Profit-Center: Definition, Aufbau und Struktur

Mit Profitcentern haben Unternehmen die Möglichkeit, Einheiten zur separaten Gewinnermittlung aufzustellen. Dabei haben die jeweiligen Einheiten ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Erfahren Sie hier alles Wichtige über Profitcenter, deren Vorteile, Besonderheiten sowie die Umsetzung.
Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Profit-Center?

Als Profitcenter (auch Profit-Center) wird eine eigenständige Organisationseinheit in einem Unternehmen bezeichnet. Das Profitcenter beziehungsweise deren Leitung ist in einem definierten Rahmen autark und somit eine Art „Unternehmen im Unternehmen“. So können die Profit-Center-Leiter innerhalb bestimmter Grenzen nahezu wie selbständige Unternehmen handeln. Die Leistung eines Profit-Centers wird am Gewinn, den Erträge bzw. Profit bemessen, den es im Rahmen der Organisationseinheit erwirtschaftet. Trotz seiner relativen Eigenständigkeit des Profit-Centers ist es kein eigenständiges Unternehmen oder vergleichbar mit einem Tochterunternehmen.

Mithilfe von Profitcentern werden Entscheidungen im Unternehmen dezentral getroffen. Dadurch sollen Unternehmen flexibler und vor allem kundenorientierter arbeiten können.

Allgemein gehört das Profit-Center zu einer ganzen Reihe an möglichen Center-Konzepten in Unternehmen, die unterschiedliche Schwerpunkte haben wie das „Cost-Center“, das auf die Kosten einer Untereinheit fokussiert ist oder das „Investment-Center“, welches den Schwerpunkt auf Investitionen in einzelnen Unternehmenssegmenten legt.

Wie ist der Aufbau und die Struktur von Profitcentern?

Mehrheitlich sind Profitcenter als sogenannte „Prozessorganisation“ aufgebaut. Das bedeutet, dass alle Prozesse im Profitcenter auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet sind. Hierfür werden alle für die Wertschöpfung erforderlichen Funktionen gebündelt. Hierzu gehören Logistik, Produktion, Vertrieb, Marketing und Kundenservice. Im Unterschied zu einem Unternehmen müssen in einem Profitcenter nicht all diese Kernfunktionen im Prozess abgebildet werden. Manche Funktionen und Geschäftsbereiche wie z.B. das Marketing können auch übergreifend für mehrere Profitcenter gesteuert werden.

Welche Vorteile hat eine Profit-Center-Organisation?

Das übergeordnete Ziel einer Profit-Center-Organisation besteht darin, Gewinne bzw. Erträge und Profit zu maximieren. Dieses Ziel soll durch kleinere, flexiblere und stärker kundenorientierte arbeitende Einheiten erreicht werden. Profitcenter haben folgende Vorteile:

  • Unternehmen können sich mit Profit-Centern noch individueller und stärker auf Kunden fokussieren.
  • Der Fokus liegt besonders auf wertschaffenden Geschäftsbereichen.
  • Mitarbeitende und Leiter haben innerhalb der Geschäftsbereiche mehr Freiräume und Verantwortung. Dadurch arbeiten sie meist motivierter und effizienter.
  • Durch die großen Freiräume wissen Mitarbeitende in Eigenverantwortung besser, an welchen Stellen noch optimiert werden kann und welche Bedürfnisse Kunden haben.
  • Unternehmen können die Rentabilität beziehungsweise Erlöse und Ergebnisse einzelner Einheiten besser ermitteln und so Budgets zielführender verteilen.

Wie lassen sich Profit-Center gliedern?

Profitcenter können ganz unterschiedliche Schwerpunkte (Objekte) haben. Die jeweilige Einheit ist dann auf diese Objekte spezialisiert. Mögliche Gliederungen ergeben sich aus:

  • Produktgruppen
  • Dienstleistungen
  • Vertriebswege
  • Vertriebsregionen
  • Kundengruppen
  • Lieferanten
  • Absatzmärkte

Was ist die Profit-Center-Rechnung?

Die Gründung von Profit-Centern erfordert, dass deren Geschäftstätigkeit innerbetrieblich korrekt erfasst und verrechnet wird. Die einzelnen Profitcenter arbeiten somit innerhalb des Unternehmens vergleichbar wie Unternehmen, die miteinander handeln oder Geschäfte machen. Aus diesem Grund stellen Profit-Center mehr als Kostenstellen dar.

Wenn z.B. ein auf den Vertrieb fokussiertes Profitcenter ein Bauteil von einem anderen Profitcenter benötigt, rechnet es mit diesem Geschäftsbereich ab. Hierfür bucht das Rechnungswesen diesen Preis auf die entsprechende Kostenstelle. Angesetzt wird je nach Konzept der Marktpreis, der Vollkostenpreis oder der Grenzkostenpreis. Das Marktpreiskonzept z.B. kann dazu führen, dass ein Profitcenter ein Produkt von einem externen Anbieter kauft, weil das firmeninterne Profitcenter einen zu hohen Marktpreis dafür aufruft. Diese Rechnung kann aber schließlich dazu führen, dass ein Unternehmen ein unrentables Profitcenter schließt und z.B. die Materialbeschaffung komplett auslagert.

Wird auf der Basis der Grenzkosten unter Profit-Centern abgerechnet, müssen die Profit-Center die Fixkosten tragen und erhalten lediglich eine Erstattung der variablen Kosten.

Eine Profit-Center-Rechnung arbeitet üblicherweise auf der Basis von mehrstufigen Deckungsbeträgen.

Hierfür wird ein Soll-Ist-Vergleich aufgestellt. Ein Muster für die Profit-Center-Berechnung kann dann so aussehen:

Profit-Center-Ergebnis
BezeichnungPlan-Daten in EuroIst-Daten in EuroAbweichung in Euro
Erlöse   
-/+ Bestandsveränderungen   
= Bruttoleistung   
– Erlösminderungen   
= Nettoleistung   
– Variable Materialkosten   
= Deckungsbeitrag I   
– Übrige variable Kosten   
= Deckungsbeitrag II   
– Überwiegende Fixkosten   
= Deckungsbeitrag III   
– Kalkulatorische Kosten   
= Deckungsbeitrag IV   
Über/Unterdeckung 

-Schlüsselgemein- Kosten 

= Gewinn/Verlust

   

Die Profit-Center-Rechnung zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Bei der Rechnung werden nicht nur die vom Profitcenter verursachten Kosten, sondern auch seine Leistung berücksichtigt. Diese Leistungen können auch für andere Profit-Center erbracht werden.
  • Es werden auch andere Kosten, die im Unternehmen verursacht werden, berücksichtigt. Hierfür wird ein fairer Schlüssel erstellt, der die Kosten unter den Profitcentern verteilt.

Die vier Stufen der Deckungsbeiträge lassen sich wie folgt unterteilen:

1. Einzelkosten und variable Kosten eines Profit-Centers:

Hierbei handelt es sich um die Kosten für Leistungen des Profit-Centers, die ihm direkt zugeordnet werden können.

2. Gemeinkosten und fixe Kosten eines Profit-Centers:

Hierzu zählen z.B. Personalkosten oder Kosten für das Marketing, die einem einzelnen Profitcenter zugeordnet werden können.

3. Kosten für Einzelleistungen des Unternehmens, die für das Profitcenter ausgeführt werden:

Hierbei handelt es sich z.B. um Miet- oder Pachtkosten, die das Unternehmen trägt, von welchen aber nur ein Profit-Center profitiert.

4. Kosten für die Gesamtleistung im Unternehmen:

Hierbei handelt es sich um Leistungen, von welchen alle Abteilungen bzw. Profitcenter profitieren, die sich aber nicht nur einzelnen Profitcentern zuordnen lassen.

Wichtig ist im nächsten Schritt, dass Unternehmen transparente Kostenschlüssel für die dritte Stufe entwickeln, damit diese Kosten fair auf die Profit-Center-Kostenstelle verteilt werden. Für die vierte Stufe werden nur allgemeine Kenngrößen eingesetzt.

Wurden schließlich Kosten und Umsätze der Profit-Center ermittelt, kann schließlich der Gewinn beziehungsweise Profit jedes einzelnen Profitcenters bestimmt werden.

Hierfür dienen die gängigen betriebswirtschaftlichen Formeln:

Gewinn = Umsatz – Kosten

Besonderheit: Bei internem Umsatz wird anstelle des Verkaufspreises der Verrechnungspreis pro Leistungseinheit angesetzt.

Fazit: Profitcenter als zentrale Stellschrauben für die Kostenoptimierung

Als „Unternehmen im Unternehmen“ bieten Profit-Center die Möglichkeit, Unternehmen noch effizienter wirtschaften zu lassen. Allerdings ist es wichtig, dass die Berechnung von Kosten, Leistung und schließlich Profit transparent erfolgt, damit die erhobenen Zahlen auch korrekt gedeutet werden können.