Leitfaden zur Standortanalyse eines Unternehmens.

Standortanalyse: So finden Sie den richtigen Standort für Ihr Unternehmen

„Ohne Kunden kein Geschäft!“ Diese einfache und nachvollziehbare Wahrheit versteht jeder Geschäftsinhaber, der sich fragt, warum sein Unternehmen stagniert oder der expandieren möchte. Einer der wichtigsten Punkte, der vor der Wahl eines Standorts für ein Unternehmen oder ein Geschäft geklärt werden muss, ist die Frage, ob der Standort sinnvoll und langfristig erfolgversprechend ist. Eine Standortanalyse ist in diesem Fall ein entscheidendes Instrument für Unternehmen, um den besten Standort für ihre Geschäftstätigkeit zu ermitteln. Dieser Artikel beschäftigt sich im Detail mit der Standortanalyse und erklärt, welche Standortfaktoren bei der Standortanalyse beleuchtet werden. Zusätzlich erfahren Sie den Unterschied zwischen harten und weichen Standortfaktoren und erhalten einen Überblick über die wichtigsten Methoden bei der Standortanalyse. Im praktischen Teil am Ende des Artikels wird dargestellt, wie man eine Standortanalyse professionell vorbereitet und durchführt.
Inhaltsverzeichnis

Was versteht man unter der Standortanalyse?

Eine Standortanalyse kann als ein wesentlicher strategischer Prozess definiert werden, bei dem Unternehmen die Vor- und Nachteile potenzieller Standorte für ihre Geschäftstätigkeiten bewerten.

Bei der Begutachtung eines physischen Standorts werden Faktoren wie Marktzugang, Konkurrenz, Infrastruktur und Bevölkerungsdemografie berücksichtigt. Die Analyse hilft bei der Maximierung des Geschäftserfolgs und der Risikominimierung. Eine Standortanalyse ist ein entscheidendes Instrument bei einer geplanten Unternehmensexpansion, bei der Neugründung von Betrieben oder Filialen oder bei Umstrukturierungen.

Was wird bei der Standortanalyse analysiert?

Bei einer Standortanalyse werden mehrere Aspekte oder Faktoren im Detail untersucht. Unter anderem möchten Unternehmen im Rahmen der Untersuchung herausfinden, ob die Infrastruktur, die geografischen Lage und die Verkehrsanbindung für die Geschäftstätigkeit positiv sind.  

Die Analyse des lokalen Marktes und der Konkurrenz gehören ebenso zu einer professionellen Beurteilung des Standorts. Auch die Untersuchung der demografischen Merkmale der Bevölkerung muss bei einer Standortanalyse mit einbezogen werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass genügend Kunden am Standort vorhanden sind.

Wichtig: Rechtliche und umweltbezogene Faktoren, wie z. B. lokale Gesetze, örtliche Vorschriften oder Umweltauflagen können Unternehmen ebenfalls in die Analyse einfließen lassen. Eine umfassende Prüfung des Standorts hilft Unternehmen, den bestmöglichen Standort für ihre Geschäftstätigkeit zu ermitteln und Fehler zu vermeiden.

Warum sollte man eine Standortanalyse machen?

Die folgenden 5 Punkte erklären nachvollziehbar, warum es für Unternehmen eine hohe Bedeutung haben sollte, eine Standortanalyse durchzuführen, bevor sie sich für einen physischen Standort entscheiden:

  1. Risikominimierung: Eine korrekt durchgeführte Standortanalyse anhand von Standortfaktoren kann dazu beitragen, das Risiko eines geschäftlichen Fehlschlags zu minimieren, indem sie hilft, die besten Standorte mit der höchsten Erfolgswahrscheinlichkeit zu identifizieren.
  2. Erfolgsmaximierung: Durch die Standortanalyse ist es möglich, Standorte mit hohem Potenzial für Wachstum und Profit zu identifizieren, was letztlich zur Maximierung des Geschäftserfolgs führt.
  3. Effiziente Ressourcennutzung: Durch die Identifizierung des Standorts mit den besten Ressourcen und einer passenden Infrastruktur wird eine effiziente Nutzung der Unternehmensressourcen sichergestellt.
  4. Wettbewerbsvorteil: Die Analyse des Standorts bietet einen Wettbewerbsvorteil, indem sie Unternehmen dabei unterstützt, Standorte mit weniger Konkurrenz oder einzigartigen Marktchancen zu identifizieren.
  5. Strategische Planung: Die Standortanalyse ist ein wesentlicher Bestandteil der strategischen Planung, da sie Unternehmen dabei unterstützt, fundierte Entscheidungen über Expansion, Umstrukturierung oder Neugründung zu treffen.

Was gibt es für Standortfaktoren?

Betrachten Unternehmen Standortfaktoren, nutzen sie in der Regel die Unterscheidung zwischen harten und weichen Standortfaktoren. Doch worin liegt der Unterschied?

Was sind harte Standortfaktoren?

Als harte Standortfaktoren bezeichnet man alle messbaren objektive Kriterien, die quantitativ bewertet werden können. Sie beziehen sich auf konkrete Aspekte wie Kosten, die Verfügbarkeit von Ressourcen oder Details zur Infrastruktur am Standort.

Harte Standortfaktoren könnten beinhalten:

  • Verfügbarkeit und Kosten von Grundstücken oder Immobilien.
  • Verkehrsinfrastruktur und Erreichbarkeit.
  • Steuern und sonstige wirtschaftliche Anreize.
  • Verfügbarkeit von Arbeitskräften und Lohnniveaus.
  • Zugang zu Rohstoffen und Zulieferern.

Was sind weiche Standortfaktoren?

Weiche Standortfaktoren können als subjektivere qualitative Perspektiven definiert werden. Diese sind oft schwerer zu messen und beziehen sich auf weniger greifbare Aspekte wie Lebensqualität, Image eines Ortes oder soziale Faktoren.

Weiche Standortfaktoren könnten beinhalten:

  • Lebensqualität und soziale Infrastruktur (z. B. Schulen, Gesundheitsversorgung)
  • Politisches und gesellschaftliches Klima
  • Bedeutung des Image und Ansehens des Standortes
  • Kulturelle und sprachliche Aspekte
  • Verfügbarkeit von Freizeit- und Kulturmöglichkeiten

Was sind die wichtigsten Standortfaktoren?

Wichtige Standortfaktoren variieren nach Art und Anforderungen des Unternehmens. Sie können sowohl harte wie weiche Standortfaktoren beinhalten:

Die Verfügbarkeit und die Kosten von Grundstücken oder Immobilien sind beispielsweise für eine Geschäftstätigkeit entscheidend. Dies ist vor allem der Fall, da sie einen langfristigen und signifikanten Einfluss auf die Betriebskosten haben. Kostet ein Grundstück in einer Großstadt zum Beispiel mehrere Millionen Euro, während es in einem kleinen Ort außerhalb der Großstadt für 400.000 Euro zu kaufen ist, hat dies jahrelange Auswirkungen auf die finanziellen Planungen des Unternehmens.

Die Verkehrsinfrastruktur und Erreichbarkeit als harte Standortfaktoren sind bei der Standortwahl ebenfalls von zentraler Bedeutung, da sie die Logistik und den Zugang zu Kunden und Lieferanten beeinflussen. Darüber hinaus sind die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte und das Lohnniveau im Bundesland oder in der Region wesentliche Faktoren, da sie die Personalstrategie des Unternehmens und seine Wettbewerbsfähigkeit bestimmen.

Wichtig: In einer Standortanalyse darf das sozioökonomische Umfeld ebenfalls nicht unterschätzt werden. Zusammen mit der Lebensqualität und der sozialen Infrastruktur kann es entscheidend sein, um qualifizierte Mitarbeiter anzuziehen und langfristig an den Betrieb zu binden.

Welche Methoden der Standortanalyse gibt es?

Es gibt unterschiedliche Methoden zur Standortanalyse. Ihr Einsatz wird durch die spezifischen Bedürfnisse und Ziele eines Unternehmens bestimmt. Hier sind einige der gängigsten Methoden:

  • Standort-Rating-Analyse: Bei dieser Methode der Bewertung werden verschiedene Standorte anhand einer Liste von Kriterien bewertet und verglichen. Diese Methode ist besonders nützlich, wenn ein Unternehmen mehrere potenzielle Standorte in Betracht zieht.
  • Geografische Informationssysteme (GIS): Als computergestütztes System ermöglicht GIS eine detaillierte räumliche Analyse von Standorten einschließlich der Visualisierung von Daten auf Karten. GIS kann bei der Identifizierung von Mustern und Trends hilfreich sein, die für die Standortwahl relevant sind.
  • Mehrzielentscheidungsanalyse (MCDM): Die MCDM (Multi-Criteria Decision Making) berücksichtigt mehrere Ziele und Kriterien gleichzeitig und ermöglicht eine umfassende Bewertung potenzieller Standorte. MCDM kann im Besonderen bei komplexen Standortentscheidungen hilfreich sein.
  • Nutzwertanalyse: Eine Nutzwertanalyse bewertet Standorte anhand einer Reihe von Kriterien und weist jedem Kriterium einen individuellen Nutzwert zu. Dies ermöglicht ein Ranking der Standorte basierend auf ihrer Gesamtnützlichkeit für das Unternehmen.
  • Standortmodellierung: Bei der Methode der Standortmodellierung werden mathematische Modelle verwendet, um optimale Standorte basierend auf bestimmten Kriterien zu identifizieren. Standortmodellierung kann mit dem Setzen von GPS-Koordinaten für den Geschäftserfolg verglichen werden. Mit den mathematischen Modellen wird der ideale Ort für ein Unternehmen bestimmt. Dies geschieht, indem wichtige Faktoren wie Kosten, Kundenreichweite, Transportzugang und andere relevante Aspekte berücksichtigt werden. Standortmodelle können insbesondere bei logistischen Entscheidungen nützlich sein.

Die fünf vorgestellten Methoden können Unternehmen helfen, fundierte, objektive und datengestützte Standortentscheidungen anhand von Standortfaktoren zu treffen. Sie ermöglichen es Unternehmen, verschiedene Aspekte wie Kosten, Infrastruktur, Marktbedingungen und andere relevante Faktoren systematisch zu berücksichtigen und zu bewerten.

Wie bereitet man sich auf eine Standortanalyse vor?

Bevor man eine Standortanalyse durchführt, ist es aus Unternehmenssicht entscheidend, sich zielorientiert vorzubereiten. Hierbei können die folgenden 8 Punkte helfen.

  • Definieren Sie Ihre Ziele: Was möchten Sie mit der Standortwahl erreichen? Welche Standortfaktoren sind für Ihr Unternehmen essenziell?
  • Sammeln Sie relevante Daten: Dazu können Informationen über mögliche Standorte, lokale Märkte, Wettbewerber, Verkehrsbedingungen, Immobilienpreise und -verfügbarkeit sowie Arbeitsmarktdaten gehören.
  • Identifizieren Sie potenzielle Standorte: Basierend auf Ihren Zielen und den gesammelten Daten sollten Sie eine Liste von Standorten erstellen, die Sie genauer analysieren möchten.
  • Wählen Sie eine Methode zur Standortanalyse aus: Entscheiden Sie, ob Sie eine Standort-Rating-Analyse, eine Geographische Informationssystem-Analyse, eine Mehrzielentscheidungsanalyse, eine Nutzwertanalyse oder eine Standortmodellierung verwenden möchten.
  • Bereiten Sie Ihre Analysetools vor: Die Einrichtung eines GIS-Systems, die Entwicklung eines Bewertungssystems für die Standort-Rating-Analyse oder die Programmierung eines mathematischen Modells für die Standortmodellierung sind typische Analysetools, die vor der Analyse des Standorts implementiert werden müssen.
  • Planen Sie Ihre Analyse: Stellen Sie einen konkreten Zeitplan für die Durchführung Ihrer Standortanalyse auf und delegieren Sie Aufgaben an externe Mitarbeiter oder innerhalb des Teams.
  • Interpretation der Ergebnisse: Überlegen Sie, wie Sie die Ergebnisse Ihrer Analyse präsentieren und interpretieren möchten.
  • Proaktive Planung von Follow-up-Aktionen: Was werden Sie tun, wenn Sie Ihre ideale Lage gefunden haben? Wie werden Sie den Übergang zu diesem neuen Standort managen?

Beispiel: Schritt-für-Schritt-Anleitung einer Standortanalyse

An der folgenden Schritt-für-Schritt-Anleitung ist ablesbar, wie Unternehmen bei der Standortanalyse anhand von Standortfaktoren konkret vorgehen können.

Im folgenden Beispiel plant ein Einzelhandelsunternehmen die Eröffnung einer weiteren Filiale in einer Stadt, in der es bisher noch keinen Marktzugang gibt. Das Einzelhandelsunternehmen geht wie folgt vor:

  • Ziele definieren: Das Ziel des Einzelhandelsunternehmens könnte darin bestehen, einen Standort zu finden, der eine hohe Fußgängerdichte und eine gute Erreichbarkeit aufweist und sich in der Nähe von ergänzenden Einzelhandelsgeschäften befindet.
  • Relevante Daten sammeln: In der Folge sammelt die Projektgruppe Informationen über potenzielle Standorte in der Stadt. Sie bezieht Faktoren wie Verkehrsfluss, Bevölkerungsdichte, Kaufkraft, Mietpreise und die Nähe zu anderen Geschäften mit ein.
  • Potenzielle Standorte identifizieren: Basierend auf den gesammelten Daten erstellt der Projektleiter eine Liste von möglichen Standorten, die für eine detaillierte Analyse in Betracht gezogen werden könnten.
  • Methode zur Standortanalyse auswählen: In nächsten Schritt entscheidet sich das Unternehmen für die Standort-Rating-Analyse. Diese ermöglicht es, die verschiedene Standorte anhand von spezifischen Kriterien objektiv zu bewerten.
  • Analysetools vorbereiten: Darauf folgend wird von der Projektgruppe ein Bewertungssystem eingerichtet, das Faktoren wie Fußgängerverkehr, Mietpreise, Nähe zu anderen Geschäften und viele weitere Kriterien berücksichtigt.
  • Analyse planen: Zusätzlich wird ein Zeitplan für die Durchführung der Standortanalyse festgelegt und Aufgaben verteilt.
  • Interpretation der Ergebnisse vorbereiten: Im vorletzten Schritt wird bestimmt, wie die gewonnenen Ergebnisse interpretiert und präsentiert werden.
  • Follow-up-Aktionen planen: Sobald der ideale Standort identifiziert wurde, plant das Einzelhandelsunternehmen die nächsten Schritte, beispielsweise die Verhandlung des Mietvertrags, die Planung des Ladendesigns und die Einstellung von Personal.

Das Beispiel zeigt, warum eine Standortanalyse von hoher Bedeutung ist. Mit der Realisierung einer Standortanalyse kann die Unternehmensleitung herausfinden, in welchen Gebieten die Nachfrage nach ihren Produkten hoch ist, einschätzen, wo die Konkurrenz seltener vertreten ist und verstehen, welche Standorte in Bezug auf die Infrastruktur eine gute Verkehrsanbindung haben.

Tipps für eine gute Standortanalyse!

  • Wichtig: Definieren Sie klar Ihre Ziele.
  • Definieren sie harte und weihe Standortfaktoren
  • Sammeln Sie umfassende Daten und Informationen zu den Standortfaktoren.
  • Nutzen Sie geeignete Analysewerkzeuge.
  • Berücksichtigen Sie langfristige Trends.
  • Seien Sie bereit, flexibel zu sein.