Selbstentzündung: Wenn das Handtuch Feuer fängt

Es sind schon Wäschereien abgebrannt, weil sich in Handtüchern aus dem Wellnessbereich eines Hotels auch nach dem Waschen noch Rückstände kosmetischer Öle befanden. Diese haben sich – frisch aus der Heißmangel gekommen – im Stapel in eigener Regie weiter erhitzt und die Handtücher in Brand gesetzt.

Selbstentzündliche Stoffe gibt es viele – im Gefahrgutrecht ist dafür eigens die Klasse 4.2 eingerichtet. Dabei handelt es sich einerseits um Stoffe, die sich binnen 5 Minuten entzünden, wenn sie mit Luft in Berührung kommen. Andererseits geht es um selbsterhitzungsfähige Stoffe, die bis zur Entzündung etwas länger brauchen. Unter die Klasse 4.2 fällt zum Beispiel auch Fischmehl.

Die Umstände, unter denen sich Materialien selbst entzünden, sind verschieden:

  • Dass Öl brennt, ist bekannt – es gibt schließlich eine eigene Brandklasse F für Fettbrände. Weniger bekannt ist, dass manche Öle zur Selbstentzündung neigen. So ist zum Beispiel Leinöl unter Malern und Tischlern berüchtigt: Es ist zwar sowohl als Nahrungsmittel als auch in der Kosmetik beliebt, und auf dem Teller mit Quark und Kartoffeln auch weitgehend harmlos. In seiner technischen Anwendung als Bindemittel für Farben oder Holzschutzmittel sieht es jedoch anders aus. Dann landet es oft im Putzlappen, und der entzündet sich ebenso gern von selbst wie das Handtuch aus dem Wellness-Hotel.
  • Ähnlich gefährdet sind Landwirte. Dass Heuschober abbrennen, hat jeder schon gehört – aber nicht, dass Heu sich auch selbst entzünden kann. Diese Gefahr besteht, wenn es zu feucht eingelagert wird. Im Normalfall gärt ein Heustock zunächst, und kommt dann in 2 bis 3 Wochen zur Ruhe. Wird das Heu aber zu feucht eingebracht, steigt die Temperatur durch mikrobiologische und chemische Prozesse an. Dadurch zersetzt es sich, und brennbare Gase werden frei. Durch diese Gase kann es – in Verbindung mit Sauerstoff – zu einer Selbstentzündung kommen.
  • Auch wer Schüttgut lagert, ist gut beraten, sich im Brandschutz beraten zu lassen, denn 80 Prozent der Schüttgüter können sich selbst entzünden. Wenn die Wärmeproduktion im Schüttgut größer als die Wärmeabgabe ist, etwa weil das Gut nicht richtig gelagert ist, kann ein Wärmestau entstehen. Dadurch erhöht sich die Temperatur – führt zu einer erhöhten Reaktionsbereitschaft – und die Temperatur erhöht sich weiter. Ein Teufelskreis.

Aber wie kommt es denn nun eigentlich, dass sich Putzlappen selbst entzünden – und sogar Handtücher, die nur noch mit Restmengen von Öl zur Körperpflege verunreinigt sind?

Die Erklärung ist einfach: Haben Sie schon einmal versucht, einen Holztisch mit einem Feuerzeug anzuzünden? Daraus wird nichts. Erst wenn Sie den Holztisch zu Sägemehl verarbeitet haben, können Sie ihn mit einem Feuerzeug anzünden.

Es kommt auf die Oberfläche des brennbaren Stoffes an, und das betrifft natürlich auch Flüssigkeiten. Ölgetränkte Textilien bieten dem Sauerstoff viel Angriffsfläche zur Oxidation. Deshalb genügen in vorerhitzten Textilien aus der Heißmangel der Wäscherei auch Restmengen von Öl, um die Handtücher zu entzünden.

Textilien, die durch selbstentzündliche Stoffe verunreinigt sind, müssen strikt von anderen getrennt werden, bevor sie in die Wäscherei kommen. Und Putzlappen mit Ölrückständen dürfen nicht im Hausmüll landen, sondern gehören in separate, fest verschlossene Behälter.