Die 5 wichtigsten Punkte Ihres Lieferantenbesuchs

Ob Sie einen neuen Lieferanten suchen, in einer langjährigen Lieferbeziehung oder vor speziellen Qualitätsproblemen stehen: Planen Sie regelmäßig Lieferantenbesuche ein, denn allein das Wissen, dass Sie kommen, schärft schon das Qualitätsbewusstsein Ihrer Lieferanten! Gehen Sie insbesondere diese 5 Punkte durch, so erhalten Sie von der Qualitätssicherung des Lieferanten vor Ort mit Sicherheit ein qualifiziertes Bild.
Inhaltsverzeichnis

1. Überprüfen Sie auch die Vorlieferanten

Lassen Sie sich zeigen, wie wichtig Ihrem Lieferanten die Qualität seiner Vorlieferanten ist:


  • Werden regelmäßig Audits durchgeführt?
  • Wird hierbei auf maßgebliche Qualitätsparameter geprüft oder handelt es sich nur um Pro-forma-Aktionen?
  • Werden Verbesserungsmaßnahmen vereinbart und deren Umsetzung nachverfolgt?

Empfehlung: Fragen Sie Ihren Lieferanten nach einem Bericht über ein durchgeführtes Audit bei einem seiner Vorlieferanten. Hierdurch haben Sie sehr schnell ein Indiz, wie stark der Qualitätsgedanke bei Ihrem Zulieferer wirklich ausgeprägt ist. Denn: Die Qualität seiner Produkte hängt ja entscheidend von der zugelieferten Ware ab.

Wenn Sie feststellen, dass die Themen Lieferantenbewertung und -entwicklung bei Ihrem Lieferanten nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen, ist dies unter Umständen ein erster wichtiger Hinweis dafür, dass die Qualität auch bei Ihrem Lieferanten nicht den obersten Stellenwert genießt.

2. Lassen Sie sich die Arbeitsgangpapiere zeigen

Erwarten Sie, dass bei jeder Produktionsmaschine, auf der ein Teil von Ihnen produziert wird, eine genaue Beschreibung des Fertigungsschrittes vorliegt. Legen Sie Wert darauf, dass alle Arbeitsfortschritte genau beschrieben sind und diese Beschreibung z. B. in Form eines sogenannten Arbeitsgangpapieres vor Ort an der Maschine vorliegt.

Praxistipp: Überprüfen Sie, ob Arbeitsgangpapiere vorhanden und direkt “am Ort des Geschehens (= Gemba)” verwendet werden: Sprechen Sie den Maschinenbediener direkt an, z. B. “Woher wissen Sie, welcher Rohstoff für dieses Produkt verwendet werden muss?” oder “Welche Maschinenparameter müssen für diese Produktion eingestellt werden?” Hören Sie als Antwort sinngemäß, dass der Maschinenbediener (oder auch der Montagemitarbeiter!) dies weiß, “weil er dieses Teil schon seit Jahren fertigt”, haben Sie Handlungsbedarf!

3. Überprüfen Sie die Qualität während der laufenden Produktion

Informieren Sie sich, wie ausgeprägt die Qualitätssicherung während der Produktion tatsächlich stattfindet. Auch hier gilt wieder: Die besten, weil “ehrlichsten” Informationen erhalten Sie wiederum von Produktionsmitarbeitern direkt am Ort des Geschehens. Lassen Sie sich möglichst genau erläutern, auf welche Art und Weise Fehler erkannt werden und wie mit diesen Fehlern umgegangen wird. Für Sie ist wichtig zu erfahren:

  • Wie lückenlos bzw. zweifelsfrei Fehler während der Produktion erkannt werden können (z. B. durch hundertprozentige und vollautomatische Prüfung oder auch durch geeignete Prüfmittel) und
  • welche Konsequenzen aus der Produktion eines oder mehrerer fehlerbehafteten Teile(s) gezogen werden (z. B. automatische Abschaltung der Produktionsmaschine bei Fehlererkennung oder rechtzeitige Unterbrechung des Produktionsprozesses, wenn die produzierten Ist-Werte sich kontinuierlich von dem Sollwert entfernen).

4. Qualitätsprüfung nach der Produktion sowie Mess- und Prüfmittel

Qualitätssicherung hört nicht bei der Produktion auf. Zu Ihrem Audit gehört es auch, die Qualitätssicherung nach der Produktion und vor dem Warenausgang zu kontrollieren. Dazu zählen auch die Prüf- und Messmittel. Um dem Lieferanten grundsätzlich “auf den Zahn zu fühlen”, können Sie sich z. B. Folgendes von ihm erläutern und zeigen lassen:

  • In welchem Turnus werden die Prüf- und Messmittel kontrolliert bzw. kalibriert und wie wird dies dokumentiert?
  • Werden interne Statistiken über die in der Produktion aufgetretenen Fehler und über die ausgelieferten fehlerhaften Produkte geführt?

5. Reklamationsabwicklung

Sie als Kunde haben das Recht darauf, eine umgehende und qualifizierte Antwort auf eine berechtigte Reklamation zu erhalten. Lassen Sie sich anhand von konkreten Reklamationen zeigen, wie diese bei Ihrem Lieferanten erfasst und bearbeitet werden. Lassen Sie sich das tatsächlich, also physisch, zeigen und lassen Sie sich nicht mit mündlichen Erläuterungen über die generelle Vorgehensweise des Lieferanten bezüglich seines Reklamationsmanagements abspeisen. Haken Sie gegebenenfalls nach, und gehen Sie so tief, wie es für Sie erforderlich ist. Damit ist insbesondere die Analyse der Fehlerursache gemeint und was der Lieferant unternommen hat, damit diese Fehler nicht ein weiteres Mal auftreten können. Erfragen Sie weiterhin, wie Fehler entdeckt werden, falls sie doch auftreten.