Mit diesen Vorbehalten gaben sich die Studenten der WHU Otto Beisheim School of Management nicht zufrieden und untersuchten bereits vor 3 Jahren, ob sich Nachhaltigkeit beim Einkauf und bei der Produktion auf Cent und Euro auszahlt.
5 Wettbewerbsvorteile
Unter der Leitung von Prof. Dr. Lutz Kaufmann hatten sie seinerzeit für ihre Untersuchung Manager und Einkaufsleiter aus 340 Betrieben in Deutschland, Österreich und der Schweiz interviewt, die allesamt Rohstoffe und Waren in China, Indien, Brasilien, Ungarn und der Tschechischen Republik beschaffen. Die Kernaussagen der 340 Betriebe, von denen 25 % zum Automobilsektor gehörten, 24 % zur Chemie- und Pharmabranche, 17 % zum Konsumgüterbereich, 8 % zum Baugewerbe und 18 % zum Groß- und Einzelhandel:- Soziale Verantwortung ist Bestandteil der Firmenstrategie: 80 %.
- Ökologisches Wirtschaften steigert die eigene Profitabilität: 72 %.
- Nachhaltigkeit wird in der Wirtschaft immer wichtiger: 63 %.
- Vom ökologischen Wirtschaften hängt die Existenz des Unternehmens ab: 58 %.
Ergebnis: Für Unternehmen, die es mit ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung ernst meinen, gibt es 5 eindeutige Wettbewerbsvorteile:
- eine effiziente und ressourcenschonende Produktion
- ein besseres Image beim Kunden
- eine höhere Attraktivität als Arbeitgeber
- mehr Innovationskraft durch neueste (fast immer umweltschonende) Technologien
- höhere Akzeptanz bei Banken und Behörden
Je mehr Engagement, umso mehr Rendite
Diese allgemeinen Ergebnisse waren Prof. Kaufmann und seinen Studenten aber nicht genug. Sie bohrten tiefer, um herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens und dessen sozialem und ökologischem Engagement gibt.
Dazu teilten sie die 340 befragten Firmen in 3 Gruppen ein:
- Gruppe A – höchste Umsatzrendite
- Gruppe B – durchschnittliche Rendite
- Gruppe C – niedrige Rendite
Anschließend ermittelten sie das Nachhaltigkeitsengagement der Unternehmen.
Das Resultat: Die Unternehmen mit der höchsten Umsatzrendite (Gruppe A) engagierten sich deutlich stärker für soziale und ökologische Belange als die Firmen der Gruppen B und C (durchschnittliche bis niedrige Renditen). Auch bei den Erfolgskriterien Unternehmensimage, Mitarbeiterbindung, Lernfähigkeit der Organisation, operative Leistungen, Serviceniveau und Einsatz innovativer Technik schnitten die Unternehmen der Gruppe A deutlich besser ab.
Fazit: Ein auf Nachhaltigkeit bedachtes Einkaufsmanagement wirkt sich in 4 Bereichen positiv aus:
- Leistungsgewinn: Zulieferer, die sich stark in Sachen Ökologie und sozialer Verträglichkeit machen, weisen oftmals auch eine überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit auf.
- Kompetenzgewinn: Lieferanten, die in der Lage sind, nachhaltig zu wirtschaften, sind in der Regel flexibler und reagieren schneller auf Einkäuferanfragen.
- Imagegewinn: Firmen, die windigen Zulieferern den Stuhl vor die Tür setzen, erhöhen via Medien und Öffentlichkeit ihr Ansehen und damit ihre Rendite.
- Informationsgewinn: Eine ökologische und soziale Beschaffung verlangt einen engen Kontakt zum Lieferanten. Fehler, personelle bzw. technische Veränderungen oder Lieferpannen sind so leichter zu managen