Finanzplan: In 7 Schritten zum Kern des Businessplans

Finanzplan: In 7 Schritten zum Kern des Businessplans

Steht die Gründung eines Unternehmens an, ist an viele Dinge zu denken. Welche Rechtsform wird gewählt, wer sind die möglichen Kunden, wie werden alle Formalitäten geklärt? Im Zentrum aller Bemühungen steht nicht selten die Frage nach der Finanzierung. Im Businessplan bildet der Finanzplan das zentrale Element, das die Grundlage für den Gang zur Bank oder zu Investoren ist. In diesem Beitrag erklären wir Ihnen ausführlich, wofür der Finanzplan gut ist und wie Sie ihn in sieben Schritten aufbauen können. Wir klären zudem die dringlichsten Fragen um den wichtigen Part des Businessplans und geben Ihnen abschließend fünf konkrete Tipps für die Erstellung Ihrer Finanz- und Liquiditätsplanung an die Hand.
Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Finanzplan?

Der Finanzplan ist der Kern eines Businessplans, der bei der Existenzgründung oder Neugründung eines Unternehmens erstellt wird, um die Unternehmung detailliert zu beschreiben. Im Finanzplan wird die Unternehmensentwicklung in Zahlen dargestellt – wie viel der Betrieb in den ersten Jahren erwirtschaften soll, wie hoch der Kapitalbedarf ist und wofür die einzelnen Investitionen und Ausgaben anfallen.

Warum ist ein Finanzplan wichtig?

Um im Rahmen der Existenzgründung als Selbstständiger vorausschauend planen zu können, muss ein Businessplan samt Finanzplan aufgestellt werden. Im Businessplan werden die wichtigsten Informationen zum Unternehmen festgehalten. Dazu zählen unter anderem die strategische Ausrichtung, der Kundenstamm, die Zielgruppe – und der finanzielle Aspekt.

Von vielen Gründungsberatern und Experten wird der Finanzplan als „Herzstück des Businessplans“ bezeichnet. Das ist im Hinblick auf seine Wichtigkeit verständlich. Der Finanzplan dient nicht nur zur eigenen Liquiditätsplanung sowie als Übersicht über geplante Kosten und Erträge, sondern auch als Planungsgröße gegenüber Investoren und Kreditgebern. Neben einer Umsatzplanung ist auch ein Investitionsplan sowie ein Rentabilitätsplan wichtig. So können Geldgeber einschätzen, ob sie in ein Unternehmen und Existenzgründer investieren respektive ein Darlehen oder einen Kredit vergeben.

Die wichtigsten Aspekte eines Finanzplans zusammengefasst:

  • Aufschlüsseln der geplanten Umsätze und Kosten,
  • Ermittlung des Kapitalbedarfs für die Unternehmung,
  • Prüfung der Rentabilität der Geschäftsidee,
  • Überwachung der Liquidität.

Sämtliche Inhalte eines Finanzplans zielen auf diese vier Punkte ab. Wird Ihnen als Gründer im Rahmen der Planung beispielsweise klar, dass die Geschäftsidee nicht rentabel ist, müssen Sie nachjustieren. Ohne Finanzplanung würden Sie in diesem Beispielfall nicht lange am Markt bestehen – daher ist sie so wichtig.

Wann wird der Finanzplan erstellt?

Im Normalfall wird der Finanzplan im Kontext der Unternehmensgründung erstellt. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine große Unternehmung oder ein Ein-Mann-Betrieb gegründet wird – in beiden Fällen und allen dazwischen ist eine solide Finanzplanung Grundlage für den unternehmerischen Erfolg der Geschäftsidee.

Ein weiterer Anlass für die Finanzplanung findet sich im laufenden Geschäftsbetrieb, dann ist diese losgelöst vom Businessplan zu betrachten. Dann wird die finanzielle Planung relevant, wenn beispielsweise Expansionen oder größere Investitionen anstehen sowie extern Kapital beschafft werden muss. Viele Unternehmen erstellen regelmäßig Finanzpläne, um die finanzielle Zukunft besser einschätzen und planen zu können.

Was beinhaltet der Finanzplan?

Der Aufbau eines Finanzplans ist im Vergleich zu einer Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) oder einer Einnahmenüberschussrechnung (EÜR) nicht gesetzlich geregelt. Dennoch haben sich in der Praxis klare Inhalte durchgesetzt, die sämtliche Instanzen von Banken über Berater bis hin zu Investoren erwarten.

Bauen Sie Ihren Finanzplan wie folgt auf:

  1. Umsatzplanung
  2. Variable Kosten
  3. Gründungskosten
  4. Betriebs- und Fixkosten (inklusive Löhne, Marketing- und Vertriebskosten)
  5. Investitionsaufwände
  6. Liquiditätsplanung und Finanzierung
  7. Rentabilitätsplan

Nicht jeder Finanzplan ist gleich aufgebaut. Manche der genannten Punkte werden zusammengefasst oder weiter aufgeschlüsselt. Wichtig ist, dass Sie alle in Ihrem Finanzplan abdecken und diesen als Gründer in Ihren Businessplan integrieren.

Schritt 1: Umsatzplanung

Im ersten Schritt ermitteln Sie die Umsätze, die Sie erwarten. Die Berechnung kann dabei auf mehreren Wegen erfolgen. Immer die Grundlage: Ihre Preiskalkulation, die Sie im Businessplan festgelegt haben.

Eine Möglichkeit ist, die Anzahl der Kunden und ihren durchschnittlichen Umsatz zu berechnen. Planen Sie beispielsweise als Spielwarenverkäufer 10.000 Kunden im ersten Geschäftsjahr, die einen Umsatz von jeweils 100 Euro leisten, beträgt der erwartete Umsatz im ersten Jahr 100.000 Euro. Im zweiten Jahr rechnen Sie mit 12.000 Kunden und 110 Euro Umsatz, das entspricht 132.000 Euro und so weiter.

Alternativ – gerade für Freiberufler in der Selbstständigkeit interessant – berechnen Sie Ihre Arbeitszeit. Beachten Sie dabei allerdings, dass nicht jede Arbeitsstunde fakturierbar ist. Angenommen, Sie arbeiten neun Stunden pro Tag, nehmen sich einige Tage frei und arbeiten an allen Tagen außer Sonntagen und Feiertagen. So kommen Sie auf grob 270 Arbeitstage im Jahr. Davon sollten Sie einen „Krankheitspuffer“ abziehen – bleiben 260 Tage. An den acht Stunden am Tag arbeiten Sie für einen Stundensatz von 100 Euro, allerdings im ersten Jahr lediglich 20 Prozent der Zeit. In der restlichen Zeit akquirieren Sie Kunden, machen Sie Marketing oder sind unterwegs. Die Rechnung lautet also:

260 Tage * (9 Stunden * 20 Prozent) * 100 Euro Stundenlohn = 46.800 Euro

Im zweiten Jahr möchten Sie sich mehr Freizeit gönnen, können durch Bestandskunden aber auch mehr Ihrer Zeit aktiv Geld verdienen. Dann sieht die Rechnung womöglich wie folgt aus:

245 Tage * (9 Stunden * 40 Prozent) * 100 Euro Stundenlohn = 88.200 Euro

Schritt 2: Variable Kosten

Im zweiten Schritt betrachten Sie Ihre variablen Kosten. Dazu zählen die Ausgaben, die Ihnen in der Erstellung Ihrer Produkte oder beim Erbringen Ihrer Dienstleistung entstehen.

Um im ersten Beispiel zu bleiben: Für die 100.000 Euro Umsatz im ersten Jahr müssen Sie 30.000 Euro an variablen Kosten investieren. Die fallen für den Einkauf der Spielwaren sowie die Verpackungs- und Versandkosten an.

Schritt 3: Betriebs- und Fixkosten 

Im dritten Schritt betrachten Sie nach den variablen die Fix- und Betriebskosten. Dazu zählen Marketingausgaben, Mieten, Löhne sowie Vertriebskosten, um einige der größten Positionen zu nennen. Diese schlagen für Sie als Existenzgründer im ersten Geschäftsjahr mit 22.000 Euro zu Buche.

In diesem sehr positiven Beispiel verdienen Sie mit Ihren Produkten also bereits im ersten Geschäftsjahr Geld. Errechnen Sie die verschiedenen Deckungsbeiträge für Ihre Produkte und Leistungen, um einen Überblick zu haben, mit welchen Preisen Sie wann in die Gewinnzone kommen. Diese Rechnungen sind allerdings mehr Bestandteil der Kostenkalkulation als des Finanzplans.

Schritt 4: Gründungskosten

Diese Kosten fallen lediglich im Jahr der Gründung an. Dokumentieren Sie Kosten für Notare, Steuerberater oder Einlagen, wenn Ihre gewählte Rechtsform diese erfordert.

Angenommen, Sie werden als Einzelunternehmer mit Ihrem Spielwarenverkauf tätig. Hierbei müssen Sie keine Einlage wie bei einer GmbH aufbringen, haben aber dennoch Gründungskosten. Dazu zählen auch die Gewerbeanmeldung, die Eintragung ins Handelsregister sowie diverse Beratungskosten, die angefallen sind. Insgesamt belaufen sich alle Gründungskosten auf 7.500 Euro.

Schritt 5: Investitionsaufwände

Der fünfte Schritt sieht eine Auflistung aller Investitionsaufwände vor. Für produzierende Unternehmen ist dieser Posten in der Regel deutlich größer als für dienstleistende Gewerke oder Freiberufler. In diese Kategorie fallen sämtliche Anschaffungen für die Produktion (beispielsweise Maschinen, Werkzeuge) und den Vertrieb (beispielsweise Fahrzeuge, Messeausstattung) der Produkte oder Leistungen.

In unserem Beispiel verkaufen Sie Ihre Waren über einen Online-Shop. Die Ausgaben für die Programmierung – einmalige Kosten – lagen bei 10.000 Euro. Weitere kleinere Investitionen werden mit 1.000 Euro vermerkt, somit liegen Ihre Investitionsaufwände im ersten Jahr bei 11.000 Euro.

Vergessen Sie nicht, im Rahmen des Finanzplans einige Jahre vorauszuplanen. So liegen die Investitionen im zweiten Jahr womöglich deutlich höher, da Sie zusätzlich zum Online-Shop ein kleines Geschäft vor Ort eröffnen. Hier fallen Investitionskosten allein für die Ladeneinrichtung in Höhe von 40.000 Euro an.

Schritt 6: Liquiditätsplanung und Finanzierung

Alle ermittelten Summen fließen im sechsten Schritt in die Liquiditätsplanung ein. Hier wird unter dem Strich ersichtlich, ob Liquidität vorhanden ist und wenn ja, in welcher Höhe. Für die meisten Gründer ist das Ergebnis eines mit roten Vorzeichen. Die meisten Finanzpläne stellen die Liquidität monatlich auf.

In diesem Fall steht fest, welcher Kapitalbedarf benötigt wird. Planen Sie hierbei zusätzlichen Puffer ein, wenn Sie sich auf die Suche nach Geldgebern begeben. Wichtig: Vergessen Sie nicht, Ihr Eigenkapital zu berücksichtigen, das Sie mit in das Unternehmen bringen.

Im vorliegenden Beispiel – vereinfacht zusammengefasst – sieht der Kapitalbedarf in den ersten Jahren wie folgt aus:

1. Geschäftsjahr

  • Umsatz: 100.000 Euro
  • Variable und fixe Kosten: 52.000 Euro
  • Gründungskosten: 7.500 Euro
  • Investitionen: 11.000 Euro
  • Ergebnis / Gewinn vor Steuern: 29.500 Euro

2. Geschäftsjahr

  • Umsatz: 132.000 Euro
  • Variable und fixe Kosten: 70.000 Euro
  • Gründungskosten: –
  • Investitionen: 55.000 Euro
  • Ergebnis / Gewinn vor Steuern: 7.000 Euro

Sie bringen 20.000 Euro Eigenkapital zum Start mit in die Firma. Zwar sind Sie „auf dem Blatt“ bereits in den ersten beiden Jahren rentabel – um die Investitionskosten tragen zu können, haben Sie dennoch einen Kapitalbedarf, der extern gedeckt werden muss. Schließlich steht Ihnen im ersten Jahr für grob 70.000 Euro an Kosten nur Ihr Eigenkapital in Höhe von 20.000 Euro zur Verfügung.

Schritt 7: Rentabilitätsplan

In der Rentabilitätsvorschau sehen Sie alle Zahlen auf Jahresbasis und können auf einen Blick erkennen, ob Ihre Geschäftsidee rentabel ist oder nicht. Womöglich müssen Sie noch an der einen oder anderen Stellschraube drehen, damit Ihre Ziele erreicht werden. Der Rentabilitätsplan gibt detaillierte Aufschlüsse über Ihre Deckungsbeiträge, Margen und weitere wichtige Kennzahlen.

Welchen Zeitraum sollte ein Finanzplan berücksichtigen?

In der Beispielrechnung haben wir meist nur die ersten zwei Jahre der Unternehmung berücksichtigt. Wer Fremdkapital aufnehmen will, sollte mindestens drei Jahre im Voraus planen. Wichtig: Das erste Jahr sollte dabei stets Monat für Monat aufgeschlüsselt sein. Bei den darauffolgenden Jahren ist das nicht mehr notwendig.

Wer unterstützt bei der Erstellung des Finanzplans?

Wie bei allen unternehmerischen Tätigkeiten stehen Gründungs- und Unternehmensberater sowie Coaches Ihnen als Gründer zur Seite. Eine kostengünstigere Alternative sind Verbände wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) oder zuständige Handwerkskammern (HWK).

Online lassen sich zudem viele Tools und Vorlagen finden, die Sie zur Erstellung Ihres Finanzplans verwenden können. So bietet zum Beispiel die IHK München auf Ihrer Website mehrere Tools und Dokumente an.

5 Tipps zum Erstellen eines Businessplans

Neben der Theorie und den benötigten Inhalten gibt es für die Praxis einige weitere Tipps, die wir Ihnen an die Hand geben, damit Ihr Finanzplan eingebettet im Businessplan gelingt.

Tipp 1: Ehrliche und realistische Angaben

Es nützt niemandem und am wenigsten Ihnen etwas, wenn Sie Umsätze großzügig schätzen und Ausgaben nur rudimentär aufführen. Planen Sie realistisch, gewissenhaft und eher vorsichtig als zu optimistisch. So vermeiden Sie, dass Sie bereits nach wenigen Monaten Ihren Zielen hinterherhinken oder der ermittelte Kapitalbedarf zu niedrig ist.

Tipp 2: Professionelle Darstellung und Präsentation

Achten Sie darauf, alle Inhalte professionell und sauber darzustellen. Das ist vor allem bei der Präsentation gegenüber Investoren und Geldgebern wichtig. In diesen Gesprächen sollten Sie zudem zahlensicher sein und alle Inhalte aus dem Finanz- und Businessplan ohne Nachzudenken wiedergeben können.

Tipp 3: Puffer einplanen

Neben diesen allgemeinen Tipps ist der dritte ein ganz konkreter: Planen Sie in der Liquiditätsplanung ausreichend Puffer ein. Es können immer unvorhergesehen Ereignisse eintreten – ein Produkt verkauft sich nicht wie erhofft, die Einkaufskonditionen verschlechtern sich oder Sie fallen als Freiberufler durch einen Unfall aus. Wie hoch der Puffer kalkuliert wird, liegt in Ihrer Hand und Risikobereitschaft.

Tipp 4: Steuern berücksichtigen

Vergessen Sie nicht, anfallende Steuern zu berücksichtigen. Je nach Unternehmensform sind das Einkommens-, Gewerbe- oder auch Körperschaftssteuern. Gerade Freiberufler vergessen diesen Punkt oft und stehen später mit leeren Händen da und vor hohen Nachzahlsummen.

Tipp 5: Weitere Meinungen einholen

Sicherlich gibt es Unternehmer, Finanzexperten, Banker oder weitere Menschen, die sich mit der Thematik der Gründung und Finanzierung auseinandersetzen, in Ihrem Umfeld. Fragen Sie diese nach ihrer Einschätzung des Finanzplans. So werden Sie möglicherweise auch auf Fehler aufmerksam gemacht, die Sie nicht selbst bemerken.

Gibt es keine passenden Sparringspartner in Ihrem Umfeld, stehen Ihnen verschiedene Beratungen helfend zur Seite.