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Kriterien der Marktsegmentierung: Definition, Ziele, Beispiel, Vorteile und Nachteile

Die gezielte Aufteilung eines Marktes in klar definierte Kundensegmente gehört heute zu den zentralen Grundlagen einer erfolgreichen Marketingstrategie. Die systematische Aufteilung des Marktes in klar abgegrenzte Kundengruppen schafft die Grundlage für eine wirkungsvolle Marketingstrategie, um Streuverluste zu minimieren, Ressourcen effizienter einzusetzen und die Marktbearbeitung zu optimieren. Dieser Beitrag zeigt, welche Segmentierungskriterien dabei eine Rolle spielen, welche Ziele verfolgt werden und wie Unternehmen von einer strukturierten Kundensegmentierung profitieren – inklusive Beispielen, Vorteilen und möglichen Nachteilen.
Inhaltsverzeichnis

Definition: Was bedeutet Marktsegmentierung?

Die Marktsegmentierung beschreibt die gezielte Aufteilung eines Gesamtmarktes in klar definierte Kundengruppen. Je nach strategischer Zielsetzung kann diese Unterteilung unterschiedliche Segmentierungsgrade annehmen: von der groben Differenzierung in größere Teilmärkte bis hin zur feinjustierten Ansprache einzelner Konsumenten. Die Segmentierungstiefe richtet sich dabei stets nach den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wobei Kosten und Nutzen gegeneinander abgewogen werden. Für viele Unternehmen ist es wirtschaftlich sinnvoll, den Markt zunächst in überschaubare Marktsegmente zu gliedern.

Was sind Marktsegmente?

Jede Gruppe von Käufern wird bei der Marktsegmentierung als ein Segment bezeichnet. Die Kunden eines Marktsegments weisen ähnliche Bedürfnisse, Ziele und Erwartungen auf. Durch gezielte Marktsegmentierungsstrategien gelingt es, homogen Marktsegmente in Bezug auf das Kaufverhalten aufzubauen und zu analysieren.

Was ist das Ziel von Marktsegmentierung?

Die Segmentierung eines Marktes zählt zu den zentralen strategischen Aufgaben moderner Marktbearbeitung. Sie ermöglicht es, Kundensegmente mit klaren Zielen, Bedürfnissen und Verhaltensmustern zu identifizieren und gezielt zu bearbeiten. Wer genau weiß, welche Anforderungen, Werte und Probleme innerhalb eines bestimmten Marktsegments existieren, kann Produkte und Dienstleistungen passgenau ausrichten.

Warum ist Marktsegmentierung wichtig für den Unternehmenserfolg?

Unternehmen, die sich ausschließlich auf den Gesamtmarkt konzentrieren, laufen Gefahr, Streuverluste im Marketing zu erzeugen. Stattdessen schafft die Aufteilung in Marktsegmente eine fundierte Basis für eine präzise Markterfassung und wirkungsvolle Bearbeitung. Mit Hilfe fundierter Datenanalysen und moderner Marktforschungsmethoden lassen sich diese Gruppen exakt bestimmen. Eine effektive Kundensegmentierung unterstützt Unternehmen dabei, passende Marketinginstrumente einzusetzen, um die Zielgruppe dort abzuholen, wo sie steht.

Was sind Kriterien der Marktsegmentierung?

Um kongruente Kundengruppen zu ermitteln, müssen Unternehmen im ersten Schritt geeignete Segmentierungskriterien anwenden. Dies geschieht, indem man Gemeinsamkeiten, Merkmale, Bedürfnisse und Erwartungen von Kunden bündelt. Generell nutzt man die folgenden vier Segmentierungskriterien:

Infografik zur Veranschaulichung der vier Kriterien der Marktsegmentierung und wie aus diesen Segmentierungskriterien homogene Kundengruppen entstehen. Dazu werden die im Text enthaltenen Informationen grafisch dargestellt.
Infografik: Was sind Kriterien der Marktsegmentierung? – mit diesen vier Segmentierungskriterien homogene Kundengruppen identifizieren

Im Folgenden möchten wir genauer darauf eingehen, wie mit diesen vier Segmentierungskriterien homogene Kundengruppen identifiziert werden können:

  1. Verhaltensbasierte Kriterien
  2. Psychografische Kriterien
  3. Demografische Kriterien
  4. Geografische Kriterien

1. Was sind verhaltensbasierte Segmentierungskriterien?

Um Kundengruppen aufgrund ihres Verhaltens zu einem Kundencluster zusammenzufügen, müssen verschiedene Verhaltensweisen betrachtet werden. Im stationären Einzelhandel werden Kunden beispielsweise aufgrund der Anzahl ihrer Käufe in einer Filiale oder aufgrund der Höhe der Umsätze zu einer Kundengruppe zusammengefasst. Die Einzelheiten werden mit Kundenkarten erhoben. Diese haben den Mehrwert, dass sowohl Verhaltenskriterien wie personenbezogene Daten DSGVO-konform gespeichert werden können. Mit Treuepunkten oder durch den Einsatz eines Loyality-Programms ist es zusätzlich möglich, die Marketingstrategie weiter zu verfeinern.

Analog verhält es sich beim Versand von Waren oder beim Onlinehandel. Im Onlinegeschäft, das als ein wichtiger Teilmarkt bezeichnet werden kann, wäre das Zusammenfassen von Nutzern mit gleichen Endgeräten oder einer ähnlich hohen Anzahl von Besuchen im Onlineshop zielführend. Durch den Einsatz spezieller Software, die das Nutzerverhalten analysiert, können zusätzliche Daten erhoben werden. Bekannt ist in diesem Fachbereich zum Beispiel die Applikation Google Analytics. Sie hilft Marketingabteilungen, relevante Informationen über ihre Onlinekunden auswerten und die richtigen Schlüsse über das Kaufverhalten zu ziehen.

2. Was sind psychografische Segmentierungskriterien?

Die psychografischen Daten eines Kunden gehören zu den bedeutendsten Segmentierungskriterien. Wer durch Befragungen oder den persönlichen Kontakt erfährt, welche Werte Kunden wichtig sind, kann mit diesem Wissen seine Marketingstrategie zielgenau anpassen.

Neben den Leitbildern, Idealen und privaten Meinungen gehören die Interessen, Hobbies und Vorlieben der Kunden ebenfalls zu den wichtigen psychografischen Daten. Einfache Onlinebefragungen, bei denen in einem Gewinnspiel eine Alternative (Urlaub: Berge oder Meer) angeklickt werden muss, grenzen diese Präferenzen ein. Sie geben darüber hinaus Anhaltspunkte, welcher Lifestyle bevorzugt wird oder in welcher Gesellschaftsschicht ein Kunde eingeordnet werden sollte.  

3. Was sind demografische Segmentierungskriterien?

Zu den signifikantesten Daten von Kunden gehören:

  • Das Alter,
  • Das Geschlecht (männlich/weiblich/divers) oder
  • Informationen über den ausgeübten Beruf,
  • Familienstand,
  • Die Anzahl der Kinder oder
  • Die Höhe des verfügbaren Brutto-Einkommens.

Die erhobenen Daten können weiter verfeinert und vertieft werden. Viele Unternehmen erfragen diese und weitere personenbezogenen Details automatisch, sobald ein Kundenprofil angelegt wird. Mit den demografischen Kriterien ist es mit wenig Aufwand möglich, eine Aufteilung in Kundengruppen vorzunehmen.

4. Was sind geografische Segmentierungskriterien?

Geografische Kriterien sind ebenfalls relevant, um Kundengruppen zielorientiert zu segmentieren. Bei einem Onlineshop kann über die IP-Adresse der ungefähre Standort des Kunden ausgelesen werden. Ist der Aufenthaltsort bekannt, können lokale Angebots- oder Rabattaktionen zielgenau durchgeführt werden. Globale Anbieter können ihre Produkte oder Dienstleistungen passend zu den aktuellen Wetterbedingungen anbieten und auf diese Weise individuell auf Kundenbedürfnisse eingehen.

Was sind Voraussetzungen für eine Segmentierung des Marktes?

Damit die Marktsegmentierung in der Praxis zu belastbaren Ergebnissen führt, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Nur wenn die identifizierten Kundensegmente klar abgrenzbar und wirtschaftlich sinnvoll zu bearbeiten sind, entfaltet die Segmentierungsstrategie ihren vollen Nutzen. Zu den wichtigsten Kriterien zählen:

  1. Messbarkeit: Eine erfolgreiche Segmentierung setzt voraus, dass die relevanten Merkmale und Daten der Konsumenten quantifizierbar sind. Nur wenn diese Kriterien messbar sind, lassen sich Kundengruppen eindeutig identifizieren und sinnvoll analysieren.
  2. Erreichbarkeit: Die definierten Zielgruppen müssen für das Unternehmen gezielt erreichbar sein. Eine noch so präzise definierte Zielgruppensegmentierung bleibt wirkungslos, wenn die Marktbearbeitung aufgrund fehlender Kommunikationswege nicht möglich ist.
  3. Profitabilität: Die ausgewählten Marktsegmente sollten eine ausreichende Größe und Kaufkraft besitzen, damit der Einsatz von Ressourcen für Marketingstrategien in einem angemessenen Verhältnis zum erwarteten Return on Investment (ROI) steht.
  4. Stabilität: Die identifizierten Segmente sollten über einen längeren Zeitraum hinweg stabile Bedürfnisse, Verhaltensmuster und Präferenzen aufweisen. Eine kurzfristige oder stark schwankende Nachfrage erschwert es, eine nachhaltige Marketingstrategie aufzubauen

Beispiel für eine professionelle Marktsegmentierung

Die zuvor erläuterten Segmentierungskriterien bilden die Grundlage für die systematische Unterteilung des Marktes in klar abgegrenzte Kundengruppen. Sie ermöglichen es Unternehmen, relevante Zielgruppen präzise zu identifizieren und ihre Marketinginstrumente wirkungsvoll einzusetzen, wie unser Praxisbespiel verdeutlicht.

Beispiel: Ein Einzelhandelsunternehmen mit integriertem Onlineshop analysiert kontinuierlich seine Kundenstruktur und hat im Rahmen einer strategischen Marktsegmentierung mehrere differenzierte Kundensegmente herausgearbeitet:

KundengruppeGeografieDemografieVerhaltenPsychografie
Kundengruppe 1Städte > 20.000 EinwohnerAlter: 20 – 30 Jahre, männlichBester VergleichspreisSparen
Kundengruppe 2Städte > 100.000 EinwohnerAlter: > 60 Jahre, weiblichKundenberatung durch persönlichen BeraterPersönlicher Kontakt, Einkommen: > 50.000 Euro, Reisen
Kundengruppe 3Norddeutschland (Teilmarkt)Männer > 70 JahreTreuestatus: langjähriger Kunde mit goldener KundenkarteBesondere Einladungen zum VIP-Shopping
Kundengruppe 4 Schüler und StudentenPreisersparnis im OnlineshopVersand von Coupons per Social-Media
Tabelle: Beispiel für eine erfolgreiche Marktsegmentierung

Wie können Unternehmen die richtige Marktsegmentierungsstrategie finden?

Das Beispiel zeigt eindrücklich, wie sich durch gezielte Anwendung geeigneter Segmentierungskriterien homogene Kundensegmente definieren lassen, sei es auf Basis einzelner Merkmale oder durch die Kombination mehrerer Kriterien.

Für eine wirkungsvolle Marketingstrategie ist es daher unerlässlich, jede Kundengruppe individuell anzusprechen. Während langjährige Bestandskunden mit hoher Markenbindung eine exklusive Ansprache und maßgeschneiderte Angebote erwarten, reagieren preissensible Zielgruppen auf rabattorientierte Maßnahmen.

Je detaillierter Unternehmen die Merkmale, Verhaltensmuster und Präferenzen ihrer Kundschaft analysieren, desto gezielter und wirtschaftlicher lassen sich Marketinginstrumente einsetzen und damit die Marktbearbeitung langfristig erfolgreicher gestalten.

Was sind die Vorteile von Marktsegmentierung?

Die Marktsegmentierung ist ein zentrales strategisches Werkzeug, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre Zielgruppen besser zu verstehen, effizienter zu bearbeiten und ihre Marketingstrategie präziser auszurichten. Durch eine strukturierte Kundensegmentierung lassen sich Streuverluste reduzieren, Ressourcen gezielter einsetzen und die Marktbearbeitung nachhaltig optimieren.

Im Folgenden sind die wichtigsten Vorteile der Marktsegmentierung zusammengefasst:

  • Zielgerichtete Ansprache der Zielgruppe: individuelle Produktbotschaften erhöhen die Relevanz, Reduzierung von Streuverlusten im Marketing, budgetoptimierter Einsatz von Marketinginstrumenten
  • Umsatzsteigerung durch bedürfnisorientierte Angebote: Steigerung des Kaufverhaltens durch passgenaue Angebote, Gewinnung von Neukunden durch gezielte Preisaktionen
  • Verbesserung der Kundenbindung: individuell abgestimmte Marketingstrategien fördern Loyalität, zufriedene Kunden entwickeln eine höhere Wiederkaufsrate
  • Fokus auf profitable Kundensegmente: Identifikation ertragsstarker Zielgruppen durch ROI-Betrachtung, effizientere Ressourcennutzung bei hoher Ertragschance
  • Flexible Preisstrategien nach Segmenten: Preisgestaltung kann segmentbasiert angepasst werden

Was sind Nachteile der Marktsegmentierung?

Die vielen Vorteile der Marktsegmentierung lassen den Schluss zu, dass jeder Betrieb seine Kunden in eindeutige Kundengruppe clustern sollte. Gleichzeitig sollten Unternehmen sich objektiv mit den Risiken oder Nachteilen der Marktsegmentierung beschäftigen. Vor allem die initialen Kosten bei der Marktsegmentierung und die Aufwendungen, die für Marktforschungsprojekte entstehen, könnten als Manko gesehen werden.

Eine weitere Schwäche könnte auftreten, wenn falsche Methoden bei der Segmentierung angewandt werden. In diesem Fall entstehen fehlerhafte Teilmärkte oder Kundengruppen, die in Bezug auf ihre Werte und ihr Kaufverhalten inhomogen sind. Marketingstrategien bei diesen Zielgruppen sind unspezifisch, kostenintensiv und führen unter ROI-Gesichtspunkten nicht zum Ziel.

Trotz möglicher Nachteile muss festgehalten werden, dass eine professionelle Marktsegmentierung viele Vorteile und Mehrwerte bietet. Vor allem die gezielte Marktdurchdringung und Marktbearbeitung gehört zu den wichtigsten Mehrwerten.