Vor- und Nachteile: Von Online-Portalen Worauf Sie bei der Angebotsanfrage im Internet achten sollten
So führt Sie Ihre Suche ins Internet, wo Energieportale mit Tarifrechnern und Angeboten für Gewerbekunden auf Sie warten. Die Liste der Anbieter ist lang, die bekanntesten sind sicherlich www.verivox.de, www.check24.de und www.toptarif.de. Alle diese Anbieter verfügen über sogenannte Online-Partnerschaften bzw. Partnerprogramme, mit deren Hilfe man die Inhalte der Anbieter auf seiner eigenen Homepage anbieten kann. Und das tun mehrere Tausend Seitenbetreiber. Es scheint eine wahre Flut von Internetseiten zu geben, die mit mehr oder weniger seriösen Angeboten aufwarten.
Online-Portale liefern Angebote – aber keine Transparenz
Im Großen und Ganzen sind diese Anbieter Anfragenvervielfältiger. Ihr Job ist es, die Daten des Kunden zu sammeln und möglichst vielen zahlungsbereiten Energieversorgern zu übermitteln. Diese Energieversorger liefern aufgrund der recht großen Nachfrage dann Standardangebote und Produkte von der Stange.
Doch wie gut ist ein Angebot von der Stange?
In der Regel erhalten Sie innerhalb von 3 Werktagen dann eine Übersicht von 3 bis 5 Angeboten mit unterschiedlichen Laufzeiten. Die Qualität der Angebote ist häufig recht gut, da es sich um Standardprozesse handelt und die meisten Angebote mehr oder weniger automatisiert erstellt wurden. Wie gut der angebotene Preis tatsächlich ist, müssen Sie dann selbst bewerten. Eine Unterstützung erhalten Sie nicht.
An wen richten sich diese Portale?
Sie werden über ein Online-Portal ein gutes Ergebnis erhalten, wenn Sie sich bereits gut mit der Materie Strom- und Gasbeschaffung auskennen. Sie müssen im Vorfeld Ihren Lastgang auswerten und sich dann bewusst für einen klassischen Vollbelieferungsvertrag mit fester Laufzeit und festen Preisen entscheiden. Ob dieses Beschaffungskonzept das richtige für Sie ist, sollten Sie im Vorfeld entscheiden (vergleichen Sie dazu unseren Beitrag „Wie Sie das richtige Beschaffungsmodell finden“ in EnergieMonitor 3/2013, Seite 1).
Vorteile dieser Portale:
In der Regel erhalten Sie relativ schnell mehrere Lieferangebote, ohne selbst Anbieter anschreiben zu müssen. So sind Sie in der Lage, einen Preisvergleich der Angebote zu erstellen. Die Angebotsphase ist häufig anonym und unverbindlich. So erhalten Sie unkompliziert Angebote, ohne mit jedem Anbieter später weitere Gespräche führen zu müssen. Die Anfrage ist in der Regel kostenfrei. Sie erhalten die Angebotspreise ohne Nen- nung des Lieferanten. Eine Zusage erfolgt dann über das Online-Portal. Das erhält schließlich vom Lieferanten eine Provision für die Vermittlung des Vertrags.
Nachteile dieser Portale:
Die unverbindliche Anfrage ist Vorteil und Nachteil zugleich. Für den Lieferanten handelt es sich um „weiße Ware“, also um Kunden, die rein nach dem Preis entscheiden und den Vertragsdetails meist keine Beachtung schenken. Für den Lieferanten ist es nicht möglich, eine Kundenbindung aufzubauen, und so wird man als Kunde halt das gewünschte unverbindliche und damit meist auch durchschnittliche Angebot erhalten.
Sehr geringer Beratungsanteil
Hilfe kann man von den Portalen in der Regel nicht erwarten – zumindest keine, die über die Erfassung der Lieferdaten hinausgeht. Sollte es während der Belieferung Schwierigkeiten geben, sind die selbst ernannten Verbraucherportale auffallend ruhig. Der Kunde ist auf sich selbst gestellt.
Anbieterauswahl wird von Provision bestimmt
Die Dienste im Internet werben meist mit kostenloser Vermittlung. Aber „kostenlos“ gibt es nicht! Gemeint ist, dass der Kunde keine Extrarechnung für die Leistungen bekommt. Gezahlt wird über Provisionen der Anbieter. Gerade darin liegt das Problem. Die ver- meintliche Angebotstransparenz besteht aus Angeboten von Lieferanten, die für ihre Listung bezahlen. Mit Objektivität oder Markttransparenz hat das wenig zu tun.
Aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest
Jüngst hat die Stiftung Warentest die Online-Portale überprüft und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Portale maximal befriedigende Ergebnisse liefern. Die Untersuchung bezog sich hauptsächlich auf die Tarifrechner für Energieverbräuche unter 100.000 kWh bei Strom und 1.500.000 kWh bei Gas. Besonders bemängelt wurden die fehlende Transparenz und Unabhängigkeit sowie kundenunfreundliche Voreinstellungen der Tarifrechner. „So würden de facto schlechte Angebote an der Spitze der Empfehlung stehen“, lautet das Statement der Stiftung Warentest. Mutmaßlich wird diese Reihenfolge von der Höhe der Abschlussprovision bestimmt, so die Stiftung Warentest weiter. Wenngleich diese Betrachtungen nur geringe Bedeutung für die Angebote des Firmenservice haben, bleibt doch die Vermutung, dass sich solche Praktiken auch beim Gewerbe- und Industriepreisvergleich finden lassen.
Passen Sie auf bei Dienstleistungsverträgen!
Die Taktik der Portalbetreiber scheint sich zu wandeln. So hat Verivox ein Dienstleistungspaket entworfen, das unter dem Namen „Professional-Paket“ angeboten wird. Es regelt die Nutzung der Verivox- Dienste und sichert Verivox ein Honorar zu, wenn Sie trotz nachweislicher Ersparnis zu Ihrem aktuellen Referenzangebot keinen Lieferantenwechsel über Verivox durchführen.
Dort heißt es in § 5.1: Verivox erhält für die im Rahmen dieses Vertrages geschuldete Tätigkeit eine einmalige Aufwandsentschädigung für jeden Zähler. Diese berechnet sich anhand der möglichen Ersparnis bei einem Anbieterwechsel mit 50 % dieser Ersparnis im Vergleich zum Referenzangebot. Die Zahlung dieses Betrages ist nur dann fällig, wenn trotz nachgewiesener Ersparnis bei einem Anbieterwechsel der Auftraggeber den Vertrag nicht abschließen möchte. Diese oder ähnliche Verträge können Ihnen bei der Nutzung der Internetdienste im Netz angeboten werden. Prüfen Sie genau, ob der jeweilige Dienst ein entsprechendes Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweist.
Fazit: Angebote aus dem Internet sind eine gute Alternative, wenn Sie als Kunde genau wissen, was Sie wollen und welchen Bedarf Sie haben. Sie erhalten schnell und unkompliziert Angebote, deren inhaltliche Prüfung Sie sehr gründlich durchführen sollten.