Zoll und Export: So funktioniert die Zoll- und Exportabwicklung

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Das Statistische Bundesamt berichtet, dass Deutschland im Jahr 2021 Waren und Güter im Wert von 1,375 Milliarden Euro exportierte. Im Gegenzug wurden Güter für 1,203 Milliarden Euro nach Deutschland importiert. Als ehemaliger Exportweltmeister und als eine der größten Wirtschaftsnationen der Welt ist der Export von Waren und Dienstleistungen für Deutschland essenziell. Doch wie funktioniert der Export in unserer globalisierten Welt? Worauf müssen Unternehmen bei der Zollabwicklung achten? Von der Zollanmeldung über die Exportkontrolle bis hin zu Embargos, Ursprungszeugnissen, Incoterms und dem AEO-Status: Im Folgenden erfahren Sie die wichtigsten Informationen rund um die Exportabwicklung. 
Inhaltsverzeichnis

Was versteht man unter dem Begriff Export?

Der Begriff Export beschreibt den grenzüberschreitenden Transfer oder Verkauf von in einem Land hergestellten Produkten, Gütern oder Dienstleistungen an Kunden ins Ausland. Aus handelsrechtlicher Sicht werden Exporte in Drittländer getätigt, die nicht zur EU gehören. 

Was bedeutet Import?

Im Gegensatz zum Export beschreibt Import die Einfuhr und den Transport von Waren, Gütern und Dienstleistungen aus dem Ausland in den inländischen Raum. 

Der Import von Waren aus einem anderen Land kann für Unternehmen eine gute Möglichkeit sein, benötigte Produkte oder Rohwaren zu niedrigeren Kosten zu erhalten. Entscheidend für gute Importgeschäfte sind:

  • die Qualität und Güte der Waren, 
  • die Lieferzuverlässigkeit und 
  • das Erfüllen aller Sicherheitsstandards in Deutschland. 

Deutschland importiert vor allem Waren aus den Warengruppen Datenverarbeitungsgeräte, chemische Erzeugnisse, Maschinen und Kraftwagen sowie Metalle und Energie wie Erdöl und Erdgas. 

Welche Bedeutung hat der Export für Unternehmen?

Exporte sind in einer globalisierten und vernetzten Welt ein wichtiger Bestandteil des internationalen Handels und bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Geschäftstätigkeit zu erweitern und ihre Marktanteile und Umsätze zu steigern.

Der Export bietet viele Mehrwerte für Unternehmen. Neben der Chance, neue Märkte zu erschließen, von Währungsschwankungen zu profitieren und Devisen zu verdienen, verfolgen die meisten exportorientierten Unternehmen das Ziel, die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und die Markenbekanntheit ihrer Produkte zu steigern. 

Bei der Entscheidung für oder gegen den Export müssen Unternehmen die potenziellen Risiken und Chancen, die damit verbunden sind, sorgfältig abwägen, da Exportaktivitäten komplex und kostenintensiv sein können. 

Was sind die Voraussetzungen eines Exportgeschäftes?

Um Waren und Dienstleistungen aus Deutschland in ein anderes Land der Welt zu exportieren, müssen spezielle Voraussetzungen erfüllt werden. Dazu gehören:

  • Gewerbeanmeldung: Essenziell für den Handel und den Export ist die Anmeldung eines Gewerbes.
  • Eintragung ins Handelsregister: Kapitalgesellschaften und Personengesellschaften müssen ab einer bestimmten Unternehmensgröße ins Handelsregister eingetragen werden.
  • Aufenthaltsgenehmigung: Gründen ausländische Staatsangehörige ein Unternehmen, müssen sie in Deutschland über eine Aufenthaltsgenehmigung verfügen. 
  • EORI-Nummer: Neben diesen formalen Bestimmungen benötigen Unternehmen für den Export eine EORI-Nummer. 

Was ist die EORI-Nummer?

Die EORI-Nummer (Economic Operators´ Registration and Identification number) ist eine eindeutige Kennung, die Unternehmen von der Zollbehörde zugewiesen wird. Sie wird verwendet, um Importe und Exporte zu verfolgen und ist für Unternehmen erforderlich, die mit Ländern außerhalb der EU Handel treiben.

Eine EORI-Nummer kann in Deutschland kostenlos von der Generalzolldirektion vergeben werden. Seit dem 01.10.2019 kann alternativ eine Beantragung über das Bürger- und Geschäftskundenportal unter www.zoll-portal.de erfolgen. 

Definition: Was sind Zölle? 

Zölle sind Steuern oder Abgaben, die von den Zollbehörden eines Landes auf Exporte und Importe erhoben werden. Der Zweck dieser Steuern ist es, die heimische Industrie eines Landes vor ausländischer Konkurrenz zu schützen. Zölle wurden erstmals im Mittelalter eingeführt. 

In den meisten Ländern werden Zölle auf einen bestimmten Prozentsatz des Wertes der Waren erhoben, die ein- oder ausgeführt werden. Zölle werden im Wesentlichen auf Artikel wie Kleidung, Elektronik, Fahrzeuge und andere Konsumgüter erhoben. Die Zollsätze sind von Land zu Land unterschiedlich und hängen von der Art der Waren ab, die gehandelt werden.

Gibt es eine Vorzugsbehandlung für spezielle Länder?

Einige Länder gewähren für bestimmte Arten von Importen oder Exporten eine Vorzugsbehandlung. Zum Beispiel, verfügt die Europäische Union über ein Zollsystem, das Waren aus Entwicklungsländern eine Vorzugsbehandlung gewährt. Dieses System soll diesen Ländern helfen, ihre Exporte zu fördern und ihre Wirtschaft zu verbessern. 

Welche Freihandelsabkommen gibt es?

Die großen Handelsnationen haben zugleich untereinander sogenannte Freihandelsabkommen abgeschlossen, um den internationalen Handel zu erleichtern. In Freihandelsabkommen wird vereinbart, dass gegenseitig keine Zölle erhoben oder die Höhe der Zölle gedeckelt wird. Im Inland werden keine Zölle fällig. 

Die EU hat ihr erstes Freihandelsabkommen im Jahr 1973 mit der Schweiz abgeschlossen. Aktuell bestehen wichtige Freihandelsabkommen außerdem mit Südkorea, Vietnam, Singapur und Japan. Bei den Freihandelsabkommen APEC (Asiatisch-Pazifisches Wirtschaftsforum), CEFTA (Mitteleuropäisches Freihandelsabkommen), NAFTA (Nordamerikanische Freihandelszone) und EFTA (Europäische Freihandelszone) handelt es sich um bedeutende Freihandelsabkommen. 

Wie funktioniert die Zollabwicklung?

Die Zollabwicklung in Deutschland erfolgt digital über das IT-Verfahren „ATLAS-Ausfuhr.“ ATLAS bedeutet „Automatisiertes Tarif- und Lokales Zollabwicklungssystem“ und bezeichnet ein benutzerfreundliches, computergestütztes System, mit dem es Unternehmen möglich ist, Waren und Güter für den Export elektronisch anzumelden und alle anfallenden Zölle und Steuern zu zahlen.

ATLAS rationalisiert durch den digitalen Prozess die Zollanmeldung und macht es für Unternehmen schneller und einfacher, ihre Waren durch den Zoll zu bringen. Dies trägt dazu bei, die Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. Um ATLAS nutzen zu können, müssen sich die Unternehmen zunächst bei der deutschen Zollverwaltung registrieren. Nach der Registrierung können sie ihre Anmeldungen elektronisch über das ATLAS-System einreichen.

Das ATLAS-System berechnet automatisch alle Zölle und Steuern, die für die angemeldeten Güter fällig werden. Die Zahlung kann in der Folge elektronisch mit einer Kredit- oder Debitkarte erfolgen. Sobald die Zahlung erfolgt ist, werden die Waren zur Einfuhr abgefertigt und können vom Zoll freigegeben werden. Das ATLAS-System ist 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche verfügbar.

Wer als Unternehmen in Länder außerhalb der EU Waren ein- oder ausführt, ist gesetzlich verpflichtet, eine Einfuhr- und Ausfuhrabwicklung durchzuführen. 

Welche Zölle und Abgaben fallen bei der Einfuhr an?

Bei der Einfuhr von Waren und Gütern nach Deutschland werden Einfuhrzölle und andere Abgaben erhoben. 

Beispiel: Ein Unternehmen möchte für seinen Fuhrpark Elektroautos aus China importieren. Die Zollgebühren für die Einfuhr von Fahrzeugen aus China beträgt 10 Prozent. Bei einem Warenwert von 40.000 Euro werden 4.000 Euro Zoll fällig. Neben dem Zoll werden zusätzlich 19 % Einfuhrumsatzsteuer auf die Kaufsumme von 44.000 Euro erhoben, sodass ein Elektroauto aus China 52.360 Euro kosten würde.

Grundsätzlich gelten bei Einfuhren aus Drittstaaten folgende Einfuhrabgaben:

Sachwert bis 150 EuroEinfuhrumsatzsteuer in Höhe von 7 % oder 19 %
Sachwert über 150 EuroEinfuhrumsatzsteuer in Höhe von 7 % oder 19 % sowie individueller Zoll
Hochsteuerbare Waren wie Alkohol, Tabak oder KaffeeEinfuhrumsatzsteuer in Höhe von 7 % oder 19 %, individueller Zoll sowie Verbrauchssteuern

Die bis zum 30.06.2021 gültige Freigrenze von 22 Euro bei Einfuhren wurde abgeschafft. 

Wie werden Ausfuhren bei der Zollabwicklung behandelt?

Ähnlich wie bei Einfuhren wird auch bei Ausfuhren in Drittstaaten in den meisten Fällen ein Zoll fällig. Dieser muss im Bestimmungsland entrichtet werden. 

Die folgenden drei Punkte müssen bei Ausfuhren zwingend beachtet werden: 

Gibt es Einschränkungen bei der Ausfuhr von Waren? 

Aufgrund außen- und sicherheitspolitischer Erwägungen sind spezielle Waren und Dienstleistungen in bestimmte Länder nicht für den Export zugelassen. Das trifft seit dem Krieg in der Ukraine auf die meisten Güter zu, die in die Russische Föderation exportierten werden. Außerdem ist es Exporteuren verboten, Maschinen, Waffen und digitale Infrastruktur in einige Länder, beispielsweise den Iran, nach Venezuela oder nach Nordkorea zu exportieren. 

Der Handel mit einzelnen Personen ist ebenfalls verboten, sobald diese vom deutschen Außenministerium oder der Europäischen Union aufgrund von Kriegsverbrechen oder anderen Delikten sanktioniert wurden. 

Welche Zollgebühren und Steuern müssen bei der Ausfuhr gezahlt werden? 

Bei der Ausfuhr ins Ausland wird die Ware nach der Ausfuhranmeldung in das Ausfuhrverfahren überführt. Um exportieren zu können, benötigen Unternehmen als Exporteur zwingend die EORI-Nummer. Grundsätzlich sind Exporte in Deutschland steuerbefreit. In manchen Fällen können Ausfuhrzölle, Abgaben, Umsatzsteuer oder Verbrauchssteuern trotzdem fällig werden. Für bestimmte Dienstleistungen der Zollbehörden können ebenfalls Gebühren anfallen. Die eigentlichen Zölle werden im Bestimmungsland erhoben. Auf Antrag ist es möglich, im Bestimmungsland Zollbegünstigungen in Anspruch zu nehmen. In diesem Fall wird ein ermäßigter Zollsatz erhoben oder die Ware wird zollfrei exportiert. 

Was ist für den Export ins Bestimmungsland nötig?

Im Ausfuhrverfahren wird die Ware anhand der statistischen Warennummer klassifiziert. Die statistische Warennummer, die Grundlage der Zolltarifnummer ist, zeigt an, wie hoch der Zollsatz im Bestimmungsland ist. In der Ausfuhrmeldung müssen neben der statistischen Warennummer das Gewicht, der Wert und weitere Spezifikationen angegeben werden. 

Nachdem alle Formalitäten geklärt sind, kann die Ware im Rahmen der endgültigen Ausfuhr, die das Normalverfahren in der Zollabwicklung darstellt, durch den Exporteur ins Ausland exportiert werden. Die Verzollung funktioniert automatisiert. 

Beispiel für statistische Warennummern (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Was bedeutet die Exportkontrolle beim Export?

Die Exportkontrolle bezieht sich auf die gesetzlichen Beschränkungen für die Ausfuhr bestimmter Waren und Technologien. Diese Beschränkungen dienen dem Schutz der nationalen oder öffentlichen Sicherheit und anderer Interessen.

Generell unterscheidet man zwei Hauptarten von Exportkontrollen: 

  1. in Embargoländer und 
  2. bei sanktionierten Einrichtungen.

Embargoländer sind Länder, die von der EU oder von der deutschen Bundesregierung aufgrund von Bedenken hinsichtlich ihrer Stabilität oder ihrer Menschenrechtslage mit Sanktionen belegt wurden. Alle Exporte in diese Länder unterliegen Beschränkungen und sind genehmigungspflichtig. 

Der Begriff „Sanktionierte Einrichtungen“ bezieht sich auf Personen, Unternehmen oder Organisationen, die als Risiko für die nationale Sicherheit eingestuft werden oder bei denen ein Export als außenpolitisches Risiko eingestuft wird. Derartige Ausfuhren ins Ausland sind ebenfalls auf höchster Ebene genehmigungspflichtig. 

Was sind Embargos? 

Ein Embargo ist eine staatliche Anordnung, die den Handel mit einem bestimmten Land einschränkt oder verbietet. Embargos werden häufig als politisches Druckmittel eingesetzt, um ein Land zu einer Änderung seiner Politik zu bewegen.

Was ist eine Zolltarifnummer?

Die Zolltarifnummer, die ebenfalls als Warennummer bezeichnet wird, dient der eindeutigen Identifikation von Waren und Gütern für Zollzwecke und die Statistik. In der Ausfuhranmeldung ist die Zolltarifnummer 8-stellig, in der Einfuhranmeldung 11-stellig. 

Was ist ein Ursprungszeugnis und wann benötigt man es? 

Für den Export mancher Güter in ein Drittland wird zusätzlich zur Zolltarifnummer ein Ursprungszeugnis benötigt. Mit dem Ursprungszeugnis kann nachgewiesen werden, dass die zu exportierende Ware in der EU hergestellt oder wesentlich bearbeitet wurde. Ursprungszeugnisse für solche Güter können von den örtlichen Handwerkskammern ausgestellt werden.

Was bedeuten die Zollpräferenzabkommen? 

Zollpräferenzabkommen sind im Kleinen mit Freihandelsabkommen vergleichbar. 

Zollpräferenzabkommen stellen eine zollrechtliche Vorzugsbehandlung dar und beruhen in den meisten Fällen auf Gegenseitigkeit. Die Präferenzzollsätze sind in den elektronischen Zolltarif (EZT) integriert. Der EZT enthält sowohl nationale Daten und ebenso die Informationen des TARIC (Tarif Intégré des Communautés Européennes) und kann über das Internet aufgerufen werden. 

Was sind Incoterms im Export?

Incoterms oder internationale Handelsklauseln sind eine Reihe von globalen Regeln, die vorschreiben, wer für die Zahlung verschiedener Kosten im Zusammenhang mit dem internationalen Versand von Waren verantwortlich ist. Die Incoterms-Regeln werden von der Internationalen Handelskammer (ICC) veröffentlicht und sind im internationalen Handel weit verbreitet.

Es gibt insgesamt 11 Incoterms-Regeln, die in zwei Kategorien unterteilt sind:

  • E-Regeln: Für Sendungen, bei denen der Verkäufer für alle Kosten verantwortlich ist, bis die Waren das Gelände des Käufers erreichen.
  • F-Regeln: Für Sendungen, bei denen der Käufer für alle Kosten verantwortlich ist, nachdem die Ware beim Verkäufer auf ein Transportfahrzeug geladen wurde.

Was ist ein AEO und wann braucht man diesen Status? 

Ein AEO ist ein zugelassener Wirtschaftsbeteiligter. Die Bezeichnung AEO wird von den Zollbehörden an Unternehmen vergeben, die bestimmte Sicherheits- und Compliance-Standards erfüllen.

Der AEO-Status kann die Zollverfahren vereinfachen und beschleunigen und berechtigt den Inhaber unter Umständen auch zu anderen Vorteilen wie ermäßigten Gebühren oder leichterem Zugang zu bestimmten Handelsprogrammen.

Welche Exportfinanzierungen gibt es?

In der Finanzierung von Exporten unterscheidet man grundsätzlich zwischen einer kurzfristigen Exportfinanzierung und einer mittel- bis langfristigen Exportfinanzierung:

Was sind die Möglichkeiten der kurzfristigen Exportfinanzierung?

Die kurzfristige Exportfinanzierung kann in folgende Finanzierungsarten gestaffelt werden:

  • Das Akkreditiv,
  • Das Dokumenteninkasso,
  • Den Kontokorrentkredit,
  • Das Exportfactoring.

Welche mittel- bis langfristigen Exportfinanzierungen gibt es?

Eine mittel- bis langfristige Exportfinanzierung wird mit den folgenden Finanzierungsmodellen möglich:

  • Der Bestellerkredit,
  • Der Lieferantenkredit,
  • Die Forfaitierung,
  • Das Exportleasing.

Vor allem bei mittel- bis langfristigen Finanzierungsvorgaben im Export ist es für Unternehmen zielführend, zusätzlich eine Kreditversicherung abzuschließen, um bei Lieferschwierigkeiten abgesichert zu sein.