Digitalisierung: Das können Unternehmen für die Zukunft lernen

So stark wie in den jüngsten anderthalb Jahren wurde die Digitalisierung als solche noch nie beschleunigt. Auch Sie als Unternehmer sollten daraus die richtigen Schlüsse ziehen – und mitziehen.
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Natürlich, das wohl allesbestimmende Thema der jüngsten Vergangenheit ist Corona – bis zum heutigen Tage. Und sehr vieles, was der Digitalisierung einen so extremen Vorschub leistete, ist auf die Pandemie sowie die dagegen erlassenen Maßnahmen zurückzuführen.

Doch so wichtig das Virus fraglos als Auslöser für diese digitale Zäsur ist, so sehr dürfen Sie jedoch nicht vergessen, dass in diesem Zeitraum auch andere wichtige Ereignisse die Welt bewegten und es weiterhin tun. Namentlich:

  • Die extreme Microchip-Knappheit,
  • eine dramatisch gestiegene Inflation,
  • ein nicht zuletzt durch Impfdiskussionen zusätzlich befeuerter Fachkräftemangel,
  • ein neues Selbstbewusstsein von Fachkräften,
  • neue Regierungen respektive Regierungskurse in einigen der wichtigsten Nationen,
  • ein vielerorts beginnendes Umdenken bezüglich globalisierter Produktion bis hin zu deren Umkehr in manchen Unternehmen,
  • Abbremsung des Trends zur Urbanisierung, nicht zuletzt durch in jüngster Vergangenheit stark gestiegenen Glasfaserausbau jenseits der urbanen Zentren.

Zusammen mit der sowieso schon seit Jahrzehnten beständig schneller und größer werdenden Digitalisierung ergibt dies eine Mixtur, deren Lehren auch für Ihr Unternehmen von allergrößter Wichtigkeit sein dürften. Lesen Sie im Folgenden, was Sie dazu wissen müssen.

1. Minimalste Online-Existenz genügt nicht mehr

Es gibt nach wie vor Unternehmen, für die internetbasierter Handel keine Relevanz hat. Firmen, die nach jeder Definition „analog“ arbeiten. Bis vor kurzem genügte es für solche Häuser tatsächlich, lediglich so digital präsent zu sein, dass man im Netz ihre Kontaktdaten finden konnte; vielleicht ein knappes Unternehmensprofil.

Diese Epoche ist jedoch vorbei. Denn die Masse der meisten Menschen (ja, auch solche im höheren Alter) hat sich nunmehr endgültig daran gewöhnt, ihren primären Modus Operandi im Internet zu finden. Das zieht sich über den Kauf von Waren und Dienstleistungen jeglicher Art, Online-(Termin-)Buchungen bis hin zu Fragen, die per Chat in Echtzeit beantwortet werden sollen – nicht am Telefon oder per E-Mail.

Für Sie bedeutet dies folgendes: Ohne eine „richtige“ Website dürfte Ihr Haus in den kommenden Monaten und Jahren immer mehr aus der Sichtbarkeit verschwinden. Das muss es jedoch nicht. Denn einen Onlineshop zu erstellen ist mittlerweile mit geringsten Mitteln auf sehr professionelle Weise möglich. Kein IT-Spezialist muss Ihren Onlineshop erstellen, dazu genügen Ihre eigenen Digitalkenntnisse und eine darauf zugeschnittene Software.

Zumal die eigene Shop Website Ihnen dabei helfen kann, deutlich weiter entfernte Kunden zu generieren und Ihre Omnichannel-Kapazitäten deutlich zu stärken.

2. Home-Office muss eine Option sein

Gibt es in Ihrem Unternehmen Mitarbeiter, deren Arbeit nur am Computer stattfindet? Dann ist jeder davon ein Kandidat, um von zuhause zu arbeiten – ohne Wenn und Aber. Es kann zwar sein, dass Ihre aktuellen Leute dies nicht unbedingt möchten, dennoch ist es extrem wichtig, dass Sie:

  • wirklich funktionierende Modelle für die Heimarbeit aufstellen,
  • diese Modelle regelmäßig in der Praxis überprüfen und
  • neuen Bewerbern und bestehenden Mitarbeitern die Option auf zumindest zeitweiliges Home-Office ermöglichen und dies unterstreichen.

Die Zahlen sind einfach zu eindeutig: Die Lockdowns haben vielen Menschen vor Augen geführt, dass Heimarbeit funktioniert und viele Vorteile hat. Längst nicht jeder freut sich, zur Präsenzarbeit zurückzukehren. Und viele Menschen, die erst zukünftig in Ihr Unternehmen eintreten, werden erwarten, diese Option zu haben – oder sie bewerben sich woanders, wo man sie Ihnen gibt. Homeoffice gilt unter Experten längst als eine weitere „Wasserscheide“, die definiert, wo sich Fachkräfte bewerben und was ihre Zusage zu einem von mehreren Jobangeboten ausmacht.

Dabei sollte Ihnen jedoch klar sein, dass die zurückliegenden Monate diesen Trend nur befeuert haben, nicht ausgelöst. Und weiterhin gilt, dass das vielerorts größte Hemmnis für Home-Office-Arbeit meist nur im Kopf der Unternehmensleitung besteht, die nicht genügend Vertrauen in ihre Mitarbeiter hat.

3. Höherwertige Hardware ist kein teurer Nachteil

Haben Sie in letzter Zeit einmal versucht, beispielsweise einen neuen Firmenrechner zu erstehen? Gut möglich, dass Ihre Auswahl zumindest ungewohnt eingeschränkt war. Denn wo die Chip-Knappheit sogar Industriegiganten wie Apple und praktisch jeden Autohersteller in arge Bedrängnis bringt, kommt sie auch bei jedem von uns an.

Angesichts dessen ist die sonst übliche Maxime, Hardware bedarfsgerecht zu kaufen, vielleicht nicht mehr passend. Besser wäre es, höherwertige Hardware zu erstehen. Der Grund: Was heute High-End ist, ist in einigen Jahren somit wenigstens noch Mittelmaß – wohingegen heutiges Mittelmaß dann untragbare Nachteile hat. Die Geräte halten also deutlich länger.

Auch muss dies keine energetischen Nachteile bedeuten. Derlei Hardware hat mehr Reserven und verbraucht nur dann viel Strom, wenn diese hohen Leistungen abgerufen werden; sie besitzt also in unteren Leistungsbereichen häufig mehr Energieeffizienz.

Ein weiteres Plus für die Umwelt: Was dadurch länger hält, muss seltener durch Neuware ersetzt werden. Das zeigt selbst Hardware-Gigant HP, der in seinen Product Carbon Footprint Reports anmerkt, dass die Herstellung von Neuware die größte Belastung mit Treibhausgasen bedeutet – und dass eine maximal lange Nutzung diesbezüglich am besten ist.

4. Guter Service umfasst auch flexible Nutzung

Ein Cocktail-Lokal, das seine Drinks „to go“ offeriert? Vor einigen Jahren war das ein Phänomen großstädtischer Szene-Bars. Ebenso, wie es sehr niedrigschwellige Lieferungen oder ähnliche Modelle waren.  

Doch abermals gilt: Kundenwünsche haben sich rasend schnell gewandelt. Was Sie anbieten sollten, hängt natürlich von den Eigenheiten Ihres Geschäftsmodells ab. Jedoch sollten Sie auch hier äußerst flexibel werden und auch bei unkonventionell anmutenden Punkten nicht abwinken. Dazu befindet sich hier derzeit alles zu stark im Fluss.

5. KI kann die Lohn-Preis-Spirale durchbrechen

Der Fachkräftemangel ist sicherlich kein neues Phänomen. Aktuell kommt jedoch die extrem ansteigende Inflation hinzu. Außerdem die steigenden Kraftstoffkosten und die Tatsache, dass künstliche Intelligenz mittlerweile in für viele Branchen nutzbaren und vor allem erschwinglichen Regionen angelangt ist.

All diese Tatsachen sollten Sie zum Nachdenken anregen. Denn die Energiekosten machen Ihren Betrieb teurer. Gleichsam dürften die allgemein steigenden Kosten zu Forderungen nach höheren Löhnen führen. Diese Spirale gab es bereits nach der Ölkrise in den 1970er Jahren, sie ist also kein theoretisches Phänomen.

Bloß haben Sie heute durchaus die Möglichkeit, Ihren Fachkräftebedarf durch die Nutzung von KI-Produkten deutlich abzumildern; auch wenn sie den Menschen insgesamt (noch) nicht ersetzen kann. Das hat zudem Vorteile für Ihr bestehendes Personal: Diesen Leuten mehr zu zahlen, dürfte trotz der Investition in KI mittelfristig deutlich günstiger sein, als zusätzliche menschliche Kräfte einzustellen.

6. Papier muss wirklich nicht mehr sein

Der Papierverbrauch der Welt spielt im Angesicht von zig Millionen Verbrennerfahrzeugen, Kraftwerken und anderen Umweltbelastungen nur eine untergeordnete Diskussion – verständlicherweise.

Dennoch sollten Sie jedoch eine Zahl kennen: 62 Prozent. So viel weniger Dokumente wurden in hiesigen Unternehmen 2020/2021 weniger ausgedruckt als im Vorjahreszeitraum. Der Hauptgrund dafür waren zwar gestiegene Home-Office-Zahlen, wodurch digitale Wege notwendig wurden.

Das Signal, das dahintersteht, könnte jedoch nicht stärker sein: Das seit Jahren postulierte, aber von vielen als unpraktisch abgelehnte „papierlose Büro“ ist auf breiter Front tatsächlich machbar und sogar angekommen.

Auch hier können Sie mittlerweile auf zahlreiche Lösungen für praktisch jeden Unternehmensbereich zurückgreifen – und Sie sollten es auch. Denn als Geschäftsführer oder Abteilungsleiter wissen Sie sicher, was Papier, Toner und die Gerätewartung pro Quartal kosten können.

7. Digitalkompetenz, insbesondere beim Thema Sicherheit, muss jeder besitzen

Wenn deutlich mehr Firmen innerhalb eines extrem kurzen Zeitraumes deutlich mehr digitale Prozesse applizieren als in vielen Jahren zuvor, dann ist es völlig normal, dass dies gewisse Reibungseffekte zur Folge hat. Das gilt selbst in Häusern, die zuvor zumindest auf normalem Niveau digitalisiert waren.

Allerdings haben die vergangenen Monate in dieser Hinsicht auch eine riesige Lücke bei vielen Firmen und deren Mitarbeitern offenbart: Lücken hinsichtlich grundsätzlicher Digitalkompetenz.

Als beispielsweise die erste, notgedrungen hastige, Home-Office-Welle durch die Republik schwappte, nahmen viele Unternehmen bei Chat-Programmen, Filesharing-Dienstleistern et cetera das, was offensichtlich am schnellsten verfügbar war. Dass beim urplötzlich extrem beliebten Videochat-Dienstleister Zoom dergestalt einige Sicherheitslücken offenbart wurden, war eine direkte Folge davon.

Sie zeigte zudem, dass es an der grundsätzlichen Digitalkompetenz vielerorts mangelt. Weitere Beweise dafür sind die neuerdings stark gestiegenen Fälle von Deepfakes, über die wiederum Betrugsmaschen durchgeführt werden – wer nicht weiß, woran man im Videochat oder am Telefon einen Deepfake erkennt, der wird schlicht ein leichtes Opfer.

Hier können Sie nur eines tun: sich und Ihr Team konsequent und umfassend schulen lassen – ganz gleich, ob Mitglied der IT-Abteilung oder Angestellter im Vorzimmer. Jeder muss eine zeitgenössische Digitalkompetenz aufweisen. Zumindest in denjenigen Punkten, die wirklich sicherheitsrelevant für das Unternehmen, seine Geheimnisse und Finanzen sind.