Fehlerkosten reduzieren: So finden Sie die Kostentreiber
Beispiel: Die Fehlerrate einer Maschine beträgt 2 %. Da die Materialkosten aber sehr gering sind, hat die Geschäftsleitung Maßnahmen zur Reduzierung dieser Fehler vermieden. Als Qualitätsmanager erkennen, Sie dass neben den Materialkosten die Entsorgungskosten nicht einberechnet werden. Mit dieser Rechnung überzeugen Sie Ihre Geschäftsleitung.
Fehlerkosten reduzieren Tipp 1: Verfeinern Sie die Fehlerstatistik
Wenn Sie die fertigungsbedingten Fehlerkosten ermitteln wollen, dann benötigen Sie nicht nur Daten über die gesamte Anzahl der fehlerhaften Teile in einem festgelegten Zeitraum. Sie wollen auch unterscheiden zwischen Teilen, die nachbearbeitet werden müssen und denen die entsorgt werden. Sammeln Sie also Daten zu folgenden Größen:
- Anzahl der fehlerhaften Teile pro Gesamtmenge der produzierten Teile
- Anteil der nachgearbeiteten fehlerhaften Teile
- Anteil der Ausschussteile.
Fehlerkosten reduzieren Tipp 2: Berücksichtigen Sie den Verlust an Wertschöpfung
Neben den Kosten für Ausschuss und Nacharbeit beinhalten die „wahren“ Fehlerkosten außerdem die Fehlleistungen, die in das Produkt bis zum Auftreten des Fehlers investiert wurde. Diese stellen einen Wertschöpfungsverlust da. Alle Ressourcen vom Personalaufwand über die Energiekosten, Lagerhaltung, Kapitalbindungskosten und ähnliches, die bereits in das Ausschussteil geflossen sind, müssen ebenfalls erfasst sein. Die wahren Fehlerkosten ergeben sich aus Entsorgungskosten, Nachbearbeitungskosten und der Berechnung der Wertschöpfungsverluste.
Wertschöpfungsverluste = Anzahl der Ausschussteile x Herstellungskosten bis zur Fehlerentdeckung im Fertigungsprozess
So erfassen Sie die Anzahl der fehlerhaften Teile
Sie können sowohl die Anzahl der fehlerfrei hergestellten Teile als auch die fehlerhaften Teile in einem Fertigungszeitraum – beispielsweise 1 Arbeitstag – automatisch per Online-Datenerfassung direkt im Produktionsprozess ermitteln. Sie können die Daten auch manuell in ein Formblatt an der Prüfstation eintragen lassen und dann in eine elektronische Fehlerstatistik eingeben..
Erfassen Sie die fehlerhaft hergestellten Teile an jedem Arbeitsplatz oder Prozessschritt. Nur dann können Sie eindeutig zuordnen, wo der Fehler entstanden ist. Wenn Sie den Fehler erst später entdecken, beispielsweise in einer Prüfstation am Ende des Fertigungsprozesses, dann kann es sein, dass bereits mehrere Fehler zu den Mängeln am Bauteil geführt haben. Erfassen sie dabei die Einflüsse von Werkzeugen, Maschinene, Menschen, Material und Prozessen.
Fehlerkosten reduzieren Tipp 3: Berechnen Sie die Kosten für die Entsorgung
Bewerten Sie jedes zu entsorgende Teile mit den Einzelkosten( Materialkosten, den Lohn- und Maschinenkosten) und den Gemeinkosten (Kostenanteil der Fertigungsabteilung an Einkauf, Marketing, Vertrieb, QM, Administration usw.). Wenn diese Einzelkosten nicht vorliegen, dann können Sie in einem vereinfachten Ansatz die Herstellungskosten aus Ihrer Preisberechnung je Teil bewerten. Darüber hinaus berücksichtigen Sie den Aufwand (Energie, Transport, Fremdleistungen, Personal) für die Entsorgung der Ausschuss-Teile.
Ausschusskosten = Anzahl der verschrotteten Teile x Kosten für die Entsorgung
Fehlerkosten reduzieren Tipp 4: Berechnen Sie die Kosten für Nachbearbeitung
Es reicht nicht aus, die zusätzlichen Materialkosten zu berechnen. Nacharbeit erfordert Personal, Maschinen und weiteren Ressourceneinsatz. Zur Berechnung benötigen Sie außerdem Informationen über:
- Die Dauer der Nacharbeit pro Teil für jede einzelne notwendige Tätigkeit,
- die Lohnkosten pro Teil in jeder notwendigen Tätigkeit zur Nachbearbeitung (inkl. Umrüstung, Logistik usw),
- die Maschinenkosten,
- die Energiekosten,
Nacharbeitskosten = Anzahl der nachgearbeiteten Teile x (Lohnkosten + Maschinenkosten + Materialkosten für die getauschten Teile
So reduzieren Sie die Fehlerkosten
Berechnen Sie für alle Maschinen und Arbeitsschritte die wahren Fehlerkosten als Summe aus Nacharbeit, Verschrottung von Ausschuss und Wertschöpfungsverlusten. Ordnen Sie die Maschinen und Arbeitsschritte nach der Höhe der Fehlerkosten: In der Regel verursachen nur wenige Maschinen und Arbeitsschritte den Großteil der Fehlerkosten. Addieren Sie die Kosten derjenigen Verursacher mit den höchsten Fehlerkosten bis Sie ca auf 3/4 der Gesamtfehlerkosten kommen. Diese Prozessschritte verbessern Sie in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess.
Fazit: Eine geringe Fehlerrate ist kein Indikator für geringe Fehlerkosten. Sie wollen Ihre Maßnahmen auf die höchsten Kostenverursacher konzentrieren. Im oben genannten Beispiel mit der Ausfallrate von 2 % zeigte sich, dass die Fehlerkosten unter Berücksichtigung der Nacharbeits-, Verschrottungskosten und Wertschöpfungsverluste fast doppelt so groß waren wie der reine Materialaufwand. Diese Berechnung machte die Geschäftsführung hellhörig, so dass sie in Verbesserungsmaßnahmen investierte.