Waren bislang Pleiten eine Privatsache der Betroffenen, ist jetzt die Ära des so genannten Big Government wieder da. Die Hand der Politik reicht in Zukunft deutlich tiefer in den Alltag der Unternehmen hinein. Primär ist das zwar ein Thema der Banken, aber es strahlt künftig auf alle Branchen ab.
Regierungen in aller Welt haben sich den Auftrag gegeben, die Wirtschaft in Ordnung zu bringen. 700 Mrd. Dollar Steuergeld an Lehman Brothers und andere US-Banken, 35 Mrd. Euro an die Münchner Hypo Real Estate und 7 Mrd. Euro für die KfW sind nur ein Anfang. Auf der Agenda der Politik stehen jetzt dauerhaft Themen wie „mehr Transparenz schaffen“ (Obama) oder „Turbulenzen dämpfen“ (Steinbrück).
Die Folge:
- Bestimmte Arten von Finanzgeschäften, die Politiker für risikohaft halten, werden verboten. Das kann es Unternehmen in Zukunft erschweren, z. B. ihr eigenes Exportgeschäft mit Kurssicherungsgeschäften zu schützen, weil diese entweder verboten oder aber so bürokratisiert sind, dass sie sich nicht mehr lohnen. Seien Sie deshalb wachsam bei Ex- und Importgeschäften, die nicht in Euro abgerechnet werden.
- Alle Arten von Devisenbeschränkungen und Kapitalverkehrskontrollen werden wahrscheinlicher. Schaden werden sie aber in erster Linie den exportstarken Mittelständlern sowie internationalen Konzernen und Unternehmen, die Töchter, Produktionsstätten und Joint Ventures im Nicht-Euro-Ausland unterhalten. Selbst wenn Deutschland auf diesem Feld weniger Aktivismus entfaltet als andere Länder (USA, Frankreich, Großbritannien), sollten Sie Ihre Strategie danach ausrichten: Viele Unternehmen stehen am Beginn einer Phase der De-Globalisierung. Internationale Beziehungen werden teurer, bürokratischer und risikoreicher, weil Sie jederzeit mit überraschenden neuen Interventionen rechnen müssen. Für den Strategie-Alltag bedeutet das: Die kleine Lösung der kurzen Wege ist der Weg der Wahl. Zulieferer und Dienstleister werden Sie eher wieder im benachbarten Europa oder sogar in Ihrer Region suchen.
- Viele Unternehmer werden prüfen, ob sie die eigene Wertschöpfungstiefe wieder erhöhen. Eigenproduktion schützt vor Turbulenzen: Sie haben mehr Kontrolle und weniger Störpotenzial, auf das Sie keinen Einfluss haben.
- Renaissance der Heimatmärkte. Der Euro-Raum wird noch an Bedeutung gewinnen. Hier sind die Rahmenbedingungen stabiler als andernorts. Rechnen Sie Aktivitäten in Übersee kritisch durch - konsolidieren Sie schwache und unsichere Länder lieber jetzt.
Einschätzung des „TrendScanner”: Es wird in Zukunft noch mehr Staatseingriffe geben. US-Wissenschaftler errechneten: In 42 zurückliegenden Krisen gab die betroffene Regierung je 16 Prozent des BIP aus, um die Krise zu beseitigen. In den USA wurden bislang aber nur 5 Prozent des BIP aufgewendet.