Personalentwicklung: Chancen und Risiken studierender Mitarbeiter

Schule, Ausbildung, Job – und dann ein Leben lang dieselbe Position beim selben Arbeitgeber. Was früher der klassische Weg der meisten Menschen war, ist heute passé. Längst haben sich neue Berufsausbildungen entwickelt, die zum Beispiel eine Lehre mit dem Abitur bzw. der Matura verbinden, Menschen machen sich neben ihrem Hauptjob mit einer eigenen, kleinen Firma selbstständig oder sie starten noch als Angestellte ein Studium.
Inhaltsverzeichnis

Für Arbeitnehmer erfordert jede Ausbildung ein gutes Zeitmanagement, viel Eigeninitiative und kann neben dem Job mitunter anstrengend sein. Für Arbeitgeber birgt ein solches Unterfangen das Risiko, einen Mitarbeiter nach dessen erfolgreichem Abschluss eines Studiums an eine andere Firma zu verlieren. Gleichzeitig hat es für Unternehmen aber auch Vorteile, wenn Mitarbeiter den Wunsch äußern, sich nebenbei weiterbilden zu wollen. Im Folgenden werden jeweils drei Vor- und Nachteile erläutert.

Studierende Mitarbeiter: Das sind die Nachteile für Ihr Unternehmen

Leistungsabfall 

Wer sich dazu entschließt, die eigenen Fähigkeiten mit einem Studium auszubauen, wird zu Beginn meist mit jeder Menge Euphorie beflügelt. Schließlich geht mit diesem Schritt oft ein langgehegter Traum in Erfüllung.

Spätestens, wenn die ersten Prüfungen näher rücken, trennt sich jedoch die Spreu vom Weizen. Dann kämpfen viele plötzlich mit der Doppelbelastung oder haben gar noch einen dritten Lebensbereich zu meistern – zum Beispiel eine Familie. Prüfungsangst, Schlafstörungen und Stress sind dann keine Seltenheit.

Im Job kann dies dazu führen, dass sich Müdigkeit breit macht und die Konzentrationsfähigkeit sinkt. Die Folge: Die Leistung des Mitarbeiters lässt nach, Aufgaben, die vorher leicht von der Hand gegangen sind, dauern nun länger. Als Angestellter ist es daher wichtig, über ein gutes Zeitmanagement zu verfügen und sich eine Ausbildung auszusuchen, die zeit- und ortsunabhängig absolviert werden kann.

Ist die Universität auf berufstätige Studierende spezialisiert, kann man dort vom Bachelor bis zum Doktor verschiedenste Titel neben dem Beruf erlangen. Firmen können wiederum dem Mitarbeiter entgegenkommen, indem sie ihm Arbeitszeitmodelle bieten, die sich leichter mit dem Studium vereinbaren lassen. Gleitzeit, Homeoffice oder das Reduzieren der Wochenstunden sind nur ein paar Beispiele. Bemerkt ein Chef den Leistungsabfall eines Angestellten, ist es in jedem Fall essentiell, das Gespräch mit ihm zu suchen und individuelle Lösungen zu finden.  

Mitarbeiterverlust

Hinter jedem Entschluss, neben der Arbeit zu studieren, steckt der Traum nach Veränderung. Egal, ob ein Mitarbeiter damit eine höhere Position in der eigenen Firma anstrebt, sich noch einmal völlig neu orientieren möchte oder die eigenen Neigungen weiter ausbauen will. Im ersten Fall geht es meist um den Wunsch, eine verantwortungsvollere Arbeitsstelle im bisherigen Unternehmen ausüben zu können oder am Monatsende mehr Gehalt überwiesen zu bekommen.

Manche schauen sich nach dem Abschluss des Studiums aber auch nach einem neuen Arbeitgeber um. Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, sich als Chef und Firma abzusichern und gut zu positionieren. Dem Mitarbeiter könnte schon vorab eine spätere, besser für ihn geeignete Position zugesichert werden oder es könnten finanzielle Anreize, wie ein Erfolgsbonus oder ein besseres Gehalt, geschaffen werden, die den Mitarbeiter dazu veranlassen, auch weiterhin im Unternehmen zu bleiben. 

Auswirkungen aufs Team

Jede Veränderung innerhalb eines Unternehmens wirkt sich auf alle Beteiligten aus – egal, ob dies ein Wechsel der Geschäftsführung oder eben ein Mitarbeiter ist, der sich nebenbei weiterbildet. In puncto Zeit kann es sein, dass Studierende weniger Ressourcen zur Verfügung haben, wodurch andere Kollegen Aufgaben übernehmen müssen. Oder aber sie sind durch die Doppelbelastung gereizter, was sich auf die Stimmung im gesamten Team auswirken kann.

Umgekehrt kann es dazu führen, dass Neid entsteht und sich andere Angestellte benachteiligt fühlen. In solchen Fällen ist es für Geschäftsführer oder Personalentwickler wichtig, klar und offen über die neuen Gegebenheiten zu sprechen und zum Beispiel mittels Teambuilding-Aktivitäten den Zusammenhalt zu stärken.

Studierende Mitarbeiter: Das sind die Vorteile für Sie als Arbeitgeber

Motivation

Jeder, der sich den langgehegten Traum eines Studiums erfüllt, verspürt zu Beginn automatisch einen Motivationsschub, schließlich kann man sich endlich beweisen und die eigenen Talente fördern. Bei alle jenen, die über ein gutes Zeitmanagement verfügen und Prioritäten setzen können, kann ein Studium daher ein wahrer Gute-Laune-Booster sein und dazu führen, dass auch die Motivation und Leistungsfähigkeit im Unternehmen steigen.

Gleichzeitig werden Fähigkeiten wie Eigeninitiative oder Durchhaltevermögen verbessert. Neben dem Beruf auch noch ein Studium zu meistern, bedeutet also, dass man auch die eigenen Soft Skills trainiert.

Know-how

Mitarbeiter, die studieren, erweitern nebenbei nicht nur ihren Horizont, sondern bereichern das Unternehmen auch durch neues Know-how – und das nicht erst nach Abschluss des Studiums, sondern bereits ab Tag 1 der neuen Ausbildung. Der Grund hierfür ist nicht nur, dass sie neues Wissen aufsaugen, sondern auch die Perspektive wechseln, neue Leute kennenlernen und Zusammenhänge neu erkennen und sehen.

Als Arbeitgeber ist es wichtig, dass die Mitarbeiter jedenfalls die Chance bekommen, ihr Wissen auch preisgeben zu dürfen und mit anderen teilen zu können. So profitiert die gesamte Firma davon.

Forschung

Wer sich direkt in jener Branche weiterbildet, in der er bereits arbeitet, kann die Diplomarbeit dazu nutzen, um sich mit einem realen Szenario des Unternehmens zu beschäftigen. Dadurch erhält der Mitarbeiter ein profunderes Wissen über Abläufe, Produkte oder Rohstoffe. Gleichzeitig birgt dies für das Unternehmen das Potential, sich weiterzuentwickeln und vielleicht die Lösung für ein über viele Jahre hinweg bestehendes Problem zu finden.