Lieferanten fördern und entwickeln: Schmerzthema Liefertermine

"Dieser Lieferant bringt sowieso nichts. Finger weg! Es gibt 1.000 andere.“ Oft bringen sich Einkäufer voreilig um Erfolge, da sie Lieferanten mit existierenden, aber durchaus zu behebenden Schwachpunkten automatisch als Taugenichtse aussortieren. Viele Einkaufsabteilungen geben sich gar nicht erst die Mühe, zu untersuchen, ob man den schwächelnden Lieferanten vom Saulus zum Paulus machen kann. Die Praxis zeigt jedoch, dass es sich, gemessen an Zeit, Kosten und Kapazitäten, durchaus lohnen kann, einen Lieferanten vereinzelt „an den Tropf zu hängen“, um ihm eine „Reha“ zu ermöglichen, so der „Einkaufsmanager” .
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„Dieser Lieferant bringt sowieso nichts. Finger weg! Es gibt 1.000 andere.“ Oft bringen sich Einkäufer voreilig um Erfolge, da sie Lieferanten mit existierenden, aber durchaus zu behebenden Schwachpunkten automatisch als Taugenichtse aussortieren. Viele Einkaufsabteilungen geben sich gar nicht erst die Mühe, zu untersuchen, ob man den schwächelnden Lieferanten vom Saulus zum Paulus machen kann. Die Praxis zeigt jedoch, dass es sich, gemessen an Zeit, Kosten und Kapazitäten, durchaus lohnen kann, einen Lieferanten vereinzelt „an den Tropf zu hängen“, um ihm eine „Reha“ zu ermöglichen, so der „Einkaufsmanager”.

Lieferantenentwicklung

Ein Einkäufer muss entscheiden, ob man angeschlagene Lieferanten einmalig, ständig oder fallbezogen fördern muss. Ein wichtiger Schritt im Rahmen der Lieferantenentwicklung ist es, kritisch zu prüfen, ob man dem Lieferanten durch Modifikation und Vereinfachung interner Maßnahmen automatisch helfen kann.

Eine nachhaltige Lieferantenentwicklung lohnt sich grundsätzlich bei:

  1. Liefertermine
  2. Unter-, Über- und Falschlieferungen
  3. Lieferpapiere und Rechnungen
  4. Qualitäten
  5. Preise
  6. Service
  7. Technologie

Beispiel: Sie realisieren bei einem leicht schwächelnden Lieferanten eine jährliche Einsparung von ca. 100.000 €. Ihre Investitionen, um diesen Lieferanten zu unterstützen, würde in Zeit und Geld ca. 10.000 € betragen. Somit sparen Sie bei diesem Lieferanten immer noch 90.000 € pro Jahr im Vergleich zur teureren Konkurrenz.

10 Praxistipps zum Problem Nr. 1: Liefertermine

  1. Übermitteln Sie Ihrem Lieferanten einen aussagefähigen und mit Ihrem internen Vertrieb abgestimmten Forecast, damit der Lieferant verlässlichere und besser planbare Informationen zur Optimierung seiner eigenen Disposition bekommt.
  2. Prüfen Sie, ob Sie in Ihrem Unternehmen systemseitig die Lieferzeiten verlängern und dies bei sich im System entsprechend einpflegen können.
  3. Prüfen Sie, ob Sie durch einen Speditionswechsel einen besseren und schnelleren Servicegrad in Bezug auf die Transportdauer realisieren können.
  4. Klären Sie intern, ob Sie Ihren eigenen Mindestbestand erhöhen können. Eine andere Möglichkeit ist, dass Ihr Lieferant seinerseits seine Reichweiten für die Endprodukte, Rohstoffe und Ersatzteile entsprechend erhöht.
  5. Prüfen Sie, ob ein Konsignationslager möglich ist. Das hängt jedoch von der Bereitschaft der Lieferanten sowie von der Größe der Teile ab.
  6. Führen Sie zusammen mit Ihrem Lieferanten einen Logistik-Workshop durch, an dem Ihr Einkauf, Ihre Disposition und der Vertriebsinnendienst des Lieferanten gemeinsam die komplette Prozesskette, d. h. den Material- und Informationsfluss, sukzessive durchgehen. Erfahrungsgemäß treten hier oft Schwachstellen auf beiden Seiten zutage, die sofort beseitigt werden können.
  7. Klären Sie zusammen mit Ihrer Qualitätsabteilung, ob der Lieferant die Ware vorab im gesperrten Status absenden kann, um so parallel die unausweichliche Prüfdauer einzusparen.
  8. Übermitteln Sie Ihrem Lieferanten Ihre Bestandslisten (u. a. mit freiem Bestand und Reichweite), sodass er sich selbst ein Bild davon machen kann, welche Produkte sich als Priorität 1 und Priorität 2 erweisen.
  9. Überprüfen Sie gerade bei Lieferungen aus Übersee, ob Sie bei der häufig vereinbarten Lieferkondition auf Basis Ex Works die Lieferzeit tatsächlich auch als Addition der Produktionszeit des Lieferanten und der Transportzeit des Spediteurs festgelegt haben. Bekanntlich hat bei einer solchen Lieferkondition der Lieferant seine Leistung erfüllt, sobald er die Ware an den ersten Frachtführer übergibt.
  10. Vereinbaren Sie mit Ihrem Lieferanten einen Termin und informieren Sie ihn bei signifikanten Abweichungen seines Planungsprozesses über Verbesserungspotenziale. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die Verkäufer der Lieferanten einem solchen Angebot, in Abhängigkeit der jeweiligen Marktmacht, eher kritisch und besserwisserisch gegenüberstehen.

Autor: Hans-Christian Seidel, Kontakt: seidel@csei-consulting.de