Produktivität steigern: Können Sie die Vor- und Nachlaufzeiten verkürzen?

Ihr Betrieb lebt davon, dass Sie für Ihre Kunden Leistungen anbieten, die für sie einen Wert darstellen. Aber wissen Sie auch genau, wie viel Zeit Sie tatsächlich mit dieser Wertschöpfung verbringen?
Inhaltsverzeichnis

Produktivität steigern durch kürzere Durchlaufzeiten

Wenn Sie die Zeiten der Wertschöpfung ins Verhältnis zur gesamten Durchlaufzeit des Produktes setzen, sind Ergebnisse von 1:1.000 oder sogar 1: 10.000 nicht unwahrscheinlich.

Beispiel: In einem Stanzwerk werden aus zugekauften Blechen Unterlegscheiben gestanzt. Die Veredlung der Bleche wird dabei vom Zulieferer vorgenommen. Aus 1 m Blech werden in einem Stanzvorgang 2.500 Unterlegscheiben produziert, die Sie für einen Stückpreis von 1 Cent verkaufen. Der Wertschöpfungsprozess ist genau der Moment, in dem aus einem Blech 2.500 Unterlegscheiben werden. Die Zeiten dafür liegen in der Größenordnung von wenigen Zehntel Sekunden. Dem Prozess der Wertschöpfung stehen nun alle Vorgänge gegenüber, die Sie zusätzlich aufbringen müssen. Dazu gehören der Transport aus dem Lager, das Einlegen der Bleche, das Sammeln der einzelnen Scheiben, das Reinigen, Verpacken etc.

Betrachten Sie auch indirekte und externe Prozesse, wenn Sie die Produktivität steigern wollen

Sie können eine Wertstromanalyse auf die direkten Prozesse beziehen oder aber alle Einflussfaktoren berücksichtigen. Die direkten Faktoren sind mit der Fertigung selbst verbunden, diese sind:

  • Einbringen der Hilfsstoffe und Halbzeuge ins Lager
  • Zeiten der Lagerung
  • Produktionsvorbereitung und Umrüstzeiten
  • Zuführen der Halbzeuge
  • Reinigungsprozesse
  • Sortieren
  • Verpacken
  • Endlagerung

Direkte Prozesse finden in Ihrem Betrieb statt, Sie haben den vollen Einfluss darauf. Bei den indirekten Vorgängen können Sie weiterhin zwischen indirekt/intern und extern unterscheiden.

Zur 1. Gruppe gehören z. B.:

  • die Entwicklung eines Produktes,
  • Vermarktungsaktivitäten,
  • Bereitstellung und Wartung der Infrastruktur,
  • Auftragsannahme und Auftragsverfolgung.

Auf externe Faktoren haben Sie nur wenig Einfluss, darunter fallen z. B.:

  • die Lieferzeiten für Rohprodukte,
  • die Auslieferungen zum Kunden, wenn Sie von Fremdunternehmen durchgeführt werden,
  • externe Prüfungen und Zertifizierungen.

Wo sich Aufwand am schnellsten lohnt und Produktivität steigert

Konzentrieren Sie sich auf die Prozesse, auf die Sie einen Einfluss haben. Da eine Wertstromanalyse ein sehr komplexer Vorgang ist, konzentrieren Sie sich am besten zunächst auf die internen und direkten Prozesse denn dort rentiert sich der notwendige Aufwand am schnellsten.

Produktivität steigern Schritt 1:

  • Stellen Sie sich vor, Sie beobachten Ihren Betrieb aus der Vogelperspektive und sehen nun, was in das Unternehmen eingebracht wird und was am Ende der Kette schließlich herauskommt. Welche Teile werden für ein Produkt benötigt?

Produktivität steigern Schritt 2:

  • Ermitteln Sie die Zeiten der einzelnen Prozesse und Bearbeitungsabschnitte.

Produktivität steigern Schritt 3:

  • Definieren Sie, bei welchen Prozessen es sich um Wertschöpfung handelt und bei welchen kein Wertzuwachs gegeben ist.

Beispiel: In Ihrem Betrieb werden elektrische Bauteile gefertigt. Sie wollen die Produktion eines Not-Aus-Schalters einer Wertstromanalyse unterziehen. Identifizieren Sie nun zunächst alle Einzelteile, die für die Fertigung dieses Produktes notwendig sind. Für das Beispiel gehen wir vereinfacht von den folgenden Komponenten aus:

  • Gehäuse
  • 4 Kontaktfahnen
  • Kontaktfeder
  • 2 Kontaktzungen
  • Kontaktstößel
  • Druckplatte

Die nächste Frage, die Sie beschäftigt ist: Wie entstehen diese Komponenten? Sie können fertig von einem Zulieferer bezogen werden, wie das bei dem Gehäuse, dem Kontaktstößel und der Kontaktfeder der Fall ist. Die restlichen Komponenten werden wiederum im eigenen Betrieb gefertigt. Für sie ist also eine separate Wertstromanalyse notwendig.

Bei zugekauften Produkten beginnt die Betrachtung zum Zeitpunkt der Anlieferung in Ihrem Betrieb. Bei selbst erzeugten ist die Anlieferung der Rohprodukte und Halbzeuge ausschlaggebend.

Sie beziehen Bauteile von einem Kunststoff verarbeitenden Betrieb, der auch die Anlieferung zu Ihnen übernimmt. An diesem Bauteil nehmen Sie selbst also keine Wertsteigerung vor. Der Wert ergibt sich aus dem Einkaufspreis. Die Kontaktzungen werden von Ihnen gefertigt und durchlaufen 3 Prozesse mit Wertsteigerung: Zum einen werden sie aus einer Silberfolie gestanzt, danach werden die Ränder gefalzt und in einem 3. Schritt wird eine Kontaktperle aufgepresst.

Produktivität steigern: Stellen Sie die zeitlichen Abläufe grafisch dar

Mit der grafischen Darstellung der lokalen Zusammenhänge erhalten Sie Hinweise darauf, wo Sie den Prozess durch räumliche Anordnungen verbessern können. Mit der Darstellung der zeitlichen Abläufe und Zusammenhänge wird das Verhältnis zwischen den wertschöpfenden Bearbeitungszeiten zur gesamten Durchlaufzeit ersichtlich.

Wählen Sie dazu eine Zeitskala, die für alle Prozesse den gleichen Maßstab nutzt. Kennzeichnen Sie die Prozesse mit Wertschöpfung. Ordnen Sie nun alle Skalen zeitlich korrekt zueinander an.

Analysieren Sie: Wo können Sie die Produktivität steigern?

Aus dieser Anordnung können Sie erkennen, dass der Produktionsprozess nicht optimal synchronisiert ist. Aus fertigungstechnischen Gründen wird zuerst die Druckplatte gefertigt, die dann aber zwischengelagert werden muss. Die Lagerzeiten sind im Verhältnis zu den Bearbeitungszeiten zu lang. Es müssen nach jedem Prozess Logistikschritte eingeschoben werden.

Bei der Verbesserung des Verhältnisses zwischen Bearbeitungs- und Durchlaufzeit geht es natürlich nicht um eine Verlängerung der vorhandenen Bearbeitungszeiten, sondern um eine Verlängerung der Zeiträume, in denen eine Bearbeitung stattfindet, also um die Integration neuer Wertschöpfungsprozesse. Auf der anderen Seite können Sie das Verhältnis auch dadurch verbessern, dass Sie die Durchlaufzeiten möglichst kurz halten.

Dies lässt sich durch die folgenden Maßnahmen erreichen:

  • Parallele statt serielle Prozesse
  • Optimale Synchronisierung der einzelnen Bearbeitungsschritte
  • Verkürzung der Transportwege
  • Vermeidung von Transportschritten
  • Vermeidung von Zwischenlagerung
  • Just-in-time-Lieferung durch Zulieferer

Wenn Sie die Werststromanalyse in regelmäßigen Abständen durchführen, können Sie trendmäßige Entwicklungen in Ihrem Betrieb sofort erkennen und die Wirksamkeit Ihrer Maßnahmen messen.

Die Definition der Durchlaufzeit

Der Begriff „Durchlaufzeit“ wird nicht immer identisch verwendet. Maßgeblich ist aber der Prozess, den Sie analysieren wollen. Der Startpunkt ist die Beauftragung des Prozesses.

Die Durchlaufzeit (DLZ) berechnet sich dann wie folgt:

DLZ = tW (tR + m * tB)

tW : Wartezeit
tR : Rüstzeit

m : Auftragsmenge

tB : Bearbeitungszeit pro Stück