Schluss mit Overengineering! Warum Sie stets auf adäquate Technologien und Prozesse setzen sollten

Verschwendung durch „Overengineering“ bedeutet, dass Sie am Kunden vorbei entwickeln oder Prozesse in Ihrer Fertigung haben, die keinen Mehrwert für Ihre Kunden darstellen. Bei beiden Bereichen ist Overengineering schwer zu entdecken. Hierfür benötigen Sie einerseits Erfahrung. Andererseits dürfen Sie nie aufhören, sich verbessern zu wollen. Was aber ist Verschwendung durch Overengineering überhaupt?
Inhaltsverzeichnis

Die folgende Geschichte verdeutlicht, was mit „Overengineering“ gemeint ist.

Was Overengineering genau ist

Bei einem meiner Projekte, bei dem es darum ging, ein Fertigungskonzept zu optimieren, war mir insbesondere die folgende Station ein Dorn im Auge: Es handelte sich um einen voll automatisierten Prozess, bei dem die Station bereitgestellte Leckageschwämme in das Endprodukt fügte. Ohne Kraft. Nur ein sogenannter „Pick-and-Place Prozess“. Das Untergestell, die Jochplatte sowie die Säulen, die die pneumatischen Achsen trugen, waren jedoch ausgelegt, als müsste der Schwamm mit 10.000 Newton verpresst werden. Wozu? Hier hätte eine viel leichtere und günstigere Maschinenkonstruktion genügt. Das ist ein klassisches Beispiel von „Overengineering“, ein Fertigungsverfahren, das ohne Notwendigkeit für das Endprodukt komplex ausfällt.

Ein weiteres Beispiel habe ich für Sie aus dem Qualitätswesen. Bei einem anderen Projekt entdeckte ich hier folgendes Phänomen: Bei der manuellen Endprüfung wurden sehr aufwendige Kontrollmessungen von Abmessungen durchgeführt, die für die eigentliche Funktion des Bauteils irrelevant sind. Auch in diesem Fall stellt sich die Frage nach dem Warum. Wie erkennen Sie aber Verschwendung durch Overengineering?

Woran Sie Overengineering erkennen können

Diese Art von Verschwendung ist sehr schwer zu identifizieren. Überprüfen und hinterfragen Sie hierfür jeden Prozess kritisch auf seinen wertschöpfenden Anteil. Wenn Sie die Aussage „Das haben wir schon immer so gemacht“ als Antwort auf die Frage „Warum gehen Sie gerade so vor?“ bekommen, ist dies ein klares Indiz dafür, dass Sie mit großer Wahrscheinlichkeit Verschwendung in der Prozesslandschaft antreffen werden. Diese gilt es, zu eliminieren.

Praxistipp: Prozessfremde haben oft einen anderen Blickwinkel auf die einzelnen Prozesse und können Verschwendungen aufgrund von Overengineering leichter erkennen. Warum gehen Sie nicht mal mit Controllern, Vertriebsleuten oder Einkäufern durch Ihre Fertigung?

Overengineering gibt es aber nicht nur in der Produktion. Oft sind auch die Produkte „overengineered“. Vermeiden können Sie dies nur, wenn Sie die wahren Bedürfnisse Ihrer Kunden exakt kennen und Ihr Produkt genau daraufhin entwickeln. Um Produkte und Dienstleistungen noch besser auf diese Bedürfnisse auszurichten, ist eine genaue Kenntnis der Kundenanforderungen notwendig. Setzen Sie sich hierfür die „Kundenbrille“ auf. Durch die Ermittlung der Interessen und Schwerpunkte aus Kundensicht gelingt es Ihnen letztendlich, teures Overengineering zu umgehen und stattdessen in Merkmale zu investieren, die Ihre Kunden zur Kaufentscheidung heranziehen oder evtl. sogar gar nicht erwarten würden.

So gehen Sie gemeinsam gegen Verschwendung vor

Im Stadium der Produktentwicklung und Konstruktion werden häufig überteuerte Lösungen, bezogen auf Material, Fertigung oder Service, realisiert, ohne qualitativ hinreichende und doch preisgünstigere Alternativen zu prüfen. Ein Simultaneous-Engineering-Prozess, bei dem die Produkt- und Produktionsentwicklung parallel vorangetrieben wird, kann dabei Abhilfe schaffen: Treffen Sie sich hierfür beispielsweise jede Woche für eine Stunde und tauschen Sie sich über aktuelle Entwicklungsstände und mögliche Alternativen in Produkt- und Produktionsentwicklung mit den hierfür zuständigen Ingenieuren aus.