Hosenstall offen: Muss ich etwas sagen?

Hosenstall offen: Muss ich etwas sagen?

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Na, kurzen Anflug von Fremdschämen bekommen, als Sie die Headline des heutigen Tipps gelesen haben? Willkommen im Club! Ich war mir auch nicht sicher, ob ich dieses peinliche Thema wirklich anschneiden soll. Aber Fakt ist nun einmal, dass es gerne auf uns Sekretärinnen abgeschoben wird, einen anderen Menschen auf seinen oder ihren offenen Reißverschluss hinzuweisen. Als ob es uns nicht genauso peinlich wäre!

„Du kannst das besser!“, ist dann gerne so eine Ausrede, und schon haben wir diesen unangenehmen Job am Hals. Und selbst die roten Flecken im Gesicht.

Was aber tun, wenn der schusselige Kollege vergisst, den Reißverschluss seiner Hose zu schließen, wenn er von der Toilette kommt? Hierzu sagt Der große Knigge: Sprechen Sie das Thema an!

Kleiner Exkurs: Das Problem mit der „Hosenlüftung“ ist kein neues. Bereits bei einem Staatsempfang unter dem bayerischen Prinzregenten Luitpold soll es vorgekommen sein, dass einer der Minister die Hose offen hatte. Der Prinz hatte nicht die Absicht, den Betroffenen zu blamieren, und sagte beiläufig: „So, jetzt fassen wir uns alle an die Hose und machen das Hosentürl zu.“

Die Erfahrung zeigt: Es ist das Beste, peinliche Themen von Mann zu Mann beziehungsweise Frau zu Frau anzusprechen. Sofern Sie die Aufgabe nicht an einen Mann delegieren können, sollten Sie sich selbst darum kümmern. Bedenken Sie: Eine kurze Peinlichkeit ist für den Betroffenen immer noch angenehmer, als sich einen ganzen Tag lang zu blamieren. Daher gilt: Reagieren Sie sofort. Je länger Sie damit warten, desto wahrscheinlicher wird der Betroffene Ihnen nicht etwa dankbar sein, sondern abweisend reagieren.

Wählen Sie einen ruhigen Moment unter vier Augen und sprechen Sie die peinliche Begebenheit kurz und sachlich an: „Herr Müller, darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass der Reißverschluss Ihrer Hose offen ist?“ Vermeiden Sie dabei aber unkonkrete Formulierungen. Bei Äußerungen wie „Sie haben einen Toilettenfehler“ oder „Richten Sie mal Ihre Kleidung“ weiß der andere nicht unbedingt sofort, was gemeint ist. Und pseudowitzige Formulierungen wie „Ihr Hobbyraum ist auf“ sind ebenfalls unangebracht.

Was aber tun, wenn kein ruhiger Moment zu finden ist? Denn in der Öffentlichkeit sollten Sie keinen verbalen Hinweis geben. Wie Sie am besten in solchen Fällen vorgehen, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Großen Knigge.

Grundsätzlich gilt: Stilvolle Menschen helfen anderen dabei, ihr Gesicht zu wahren. Ist der Hosenstall der Kollegin kaputt? Helfen Sie Ihr mit einer Sicherheitsnadel aus. Auf dem Betriebsausflug ist die Hose des Kollegen geplatzt? Leihen Sie ihm Ihren Pullover, den er um die Hüften binden kann.