Setzen Sie Kommas auch gern nach der "Bauchregel", das heißt mithilfe
Ihrer Intuition? Ich bin sicher, Sie haben damit in den meisten Fällen
recht, aber ganz ehrlich - "in den meisten Fällen" ist in der
Korrespondenz zu wenig. Dabei können Sie schlimme Komma-Fehler in
Geschäftsbriefen ganz einfach vermeiden, wenn Sie sich einige Regeln
einprägen. Sind Sie auf dem neuesten Stand in Sachen Komma-Setzung?
Machen Sie den Test:
Wo würden Sie Kommas setzen?
1) Ich gehe in die Kantine und du wartest hier.
2) Vor Wut schnaubend stand der Chef in der Tür.
3) Sie nahm sich vor in Zukunft öfter mal ein Buch zu lesen.
4) Er drehte sich um und verließ ihr Büro ohne sich noch einmal umzudrehen.
5) Sie öffnete die Bürofenster um frische Luft hereinzulassen.
6) Er wurde bei dem Versuch die Unterlagen zu finden von einem Mitarbeiter gestört.
7) Er erinnerte sie daran den Termin zu vereinbaren.
8) Der Kollege fragte: "Hast du heute Zeit?" und spielte dabei nervös mit dem Bleistift.
Ein Komma weniger ist nicht immer ein Fehler. In Geschäftsbriefen gilt:
Die neue Rechtschreibung bietet Ihnen jetzt immer häufiger die Möglichkeit, zu wählen, ob Sie ein Komma setzen oder nicht. Hier sind die Lösungen mit den dazugehörigen Regeln (Komma in Klammern heißt, dass Sie selbst entscheiden können, ob Sie ein Komma setzen):1) Richtig: Ich gehe in die Kantine(,) und du wartest hier.
Die neue Regel: Zwischen Hauptsätzen, die mit "und", "oder", "weder - noch" verbunden sind, können Sie ein Komma setzen, müssen das aber nicht tun.
2/3) Richtig: Vor Wut schnaubend(,) stand der Chef in der Tür. Sie nahm sich vor(,) in Zukunft öfter mal ein Buch zu lesen.
Die neue Regel: Infinitiv- und Partizipgruppen können Sie durch ein Komma abtrennen oder mit Kommas einschließen, um den Satz deutlich zu gliedern (Beispiel: Unfähig(,) etwas zu sagen(,) saß er da).
4/5) Richtig: Er drehte sich um und verließ ihr Büro, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie öffnete die Bürofenster, um frische Luft hereinzulassen.
Die neue Regel: Ein Komma ist jedoch obligatorisch, wenn der Infinitiv mit "um", "ohne", "(an)statt", "als" oder "außer" eingeleitet wird.
6/7) Richtig: Er wurde bei dem Versuch, die Unterlagen zu finden, von einem Mitarbeiter gestört. Er erinnerte sie daran, den Termin zu vereinbaren.
Die neue Regel: Sie müssen ein Komma setzen, wenn der Infinitiv von einem Substantiv (hier: dem Versuch) oder einem sogenannten Verweiswort (hier: daran) abhängig ist, das im Hauptsatz steht.
8) Richtig: Der Kollege fragte: "Hast du heute Zeit?", und spielte dabei nervös mit dem Bleistift.
Die neue Regel: Nach Anführungszeichen in der direkten Rede setzen Sie ein Komma, wenn danach die direkte Rede mit einem Frage- oder Ausrufezeichen endet.
Tipp: Dort wo es Ihnen selbst überlassen ist, ob Sie ein Komma setzen, gehen Sie nach dieser Regel vor: Wenn Sie Kommas überall dort setzen, wo es Ihnen sinnvoll erscheint und Sie dem Satz damit eine klarere Struktur geben, machen Sie keinen Fehler. In Geschäftsbriefen gilt jedoch ganz besonders: Der Trend geht zu eher weniger Kommas!